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16.02.2005

Ein kleiner Rant ...

...den ich vor über einem Jahr in ein Forum eingetragen habe, aber er ist immer aktuell.

Hinter meinen Unmutsäußerungen steckt meist nicht mehr als der naive Wunsch, mehr Leute möchten mehr Dinge realistischer, logischer, objektiver und wissenschaftlicher sehen. Denn es gibt keine absoluten, göttlichen Wahrheiten, keine endgültigen Sicherheiten außer der Existenz der eigenen Gedanken, es gibt nur die Wissenschaft, die Logik und Objektivität benutzt, um möglichst immer bessere Theorien über das Funktionieren des Universums zu erstellen. Manche dieser Theorien beschreiben Teile des Universums sogar so gut, dass man ihnen folgend so nützliche Geräte wie diesen Computer, an dem ich sitze, oder diese Lampe, die mich erleuchtet, bauen kann.

So kann ich nicht verstehen, wie man als radikaler Islamist, der die Theorien der Wissenschaft ablehnt, da sie keine absoluten göttlichen Wahrheiten sind, trotzdem die Produkte dieser Theorien nutzen kann. Oder wie man selbstverständlich mittelbar durch Objektivität und Logik entstandene Dinge benutzen kann, sich selbst aber weigert, Prinzipien der Objektivität und Logik im Denken anzuwenden. Die Erde bewegt sich doch, auch wenn alle Kardinäle sagen, dass dem nicht so ist. Die Evolutionstheorie ist eine bessere Beschreibung der Entwicklung der Welt als die Schöpfungsgeschichte, auch wenn halb Nordamerika der anderen Meinung ist.

Noch viel mehr als in den Naturwissenschaften sollte man sich aber in den Geisteswissenschaften des wissenschaftlichen Prinzips bewusst sein! Ich kann gerne glauben, dass es keine Gravitation gibt - wenn mir fünfhundertmal ein Stein auf den Fuß gefallen ist, weil es sie wahrscheinlich doch gibt, sieht das schon anders aus. Physische Realität schafft Objektivität - eine Gewehrkugel wird mich töten, auch wenn ich nichts von Mechanik und Ballistik halte. Wieviel sicherer ist es da doch, historische Quellen nur einseitig zu lesen, diese oder jene logische Folgerung stillschweigend fallenzulassen oder sich einzureden, man wäre schon umfassend informiert! Noch kein Jude ist aus dem Massengrab auferstanden, um einen Holocaustleugner zu töten.

Geschichte wird von Subjekten mit Intentionen geschrieben. Dessen muss man sich ebenso immer bewusst werden wie seiner eigenen Subjektivität und seiner eigenen Intentionen. Man muss mehrere Quellen zu Rate ziehen und sich immer fragen, wie, wann und unter welchen Umständen sie entstanden sind, Affekte und Emotionen bei sich und anderen als solche erkennen und entweder zu validieren versuchen oder, falls sie sich als unhaltbar herausstellen, umstandslos fallenlassen. Auch wenn ich Juden noch so sehr hasse, kann ich nicht wissenschaftlich behaupten, dass sie an allem Übel der Welt schuld sind. Wenn ich nicht genug Informationen habe, kann ich nicht wissenschaftlich behaupten, eine informierte Meinung formulieren zu können.

Es ist möglich, sich von der Ratio leiten zu lassen. Der Computer, an dem Ihr dies lest, beweist es. Der Tisch, auf den Ihr klopft, und der Stuhl, auf dem Ihr sitzt, beweisen es, und alles, wohin Ihr eure Augen wendet. Nicht Emotionen und Affekte haben uns aus der Höhle geführt, sondern Vernunft und Neugier, Logik und Objektivität. Es gibt keine Wahrheiten außer der eigenen Existenz, es gibt nur Theorien. Aber was für welche! Gebt ihnen den Platz, der ihnen gebührt! Ehrt die Logik! Preist die Objektivität! Wider trügerische absolute Sicherheiten und falsche Götzen!!

Amen.

2 Kommentare:

  1. nicht zum erstenmal schreibt mir der verehrte autor dieser kleinen glosse aus dem herzen - oder dem hirn. ;-) wider ignoranz und schwachsinn! danke & gruss, old harry

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