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18.08.2005

Kino Galore

Wir hatten ja schon angelegentlich über den Zauber Bollywoods und Rani Mukherjees berichtet, der es uns recht angetan hatte. Darum griff ich in meiner Videothek kürzlich zum mit 210 Minuten für westliche Verhältnisse zwar elefantenlangen, aber äußerst auslandsinderorientierten und daher so hochwertig produzierten wie gewaltig starbesetzten "Kabhi Khushi Kabhie Gham" ("Sometimes Happy, Sometimes Sad"), in dem nicht nur die wieder blendende Rani, sondern auch ihre quirlige Kusine Kajol, der Altstar Amitabh Bachchan als streng baritönerner Vater sowie der unvermeidliche Shahrukh Khan und der hippe Newcomer Hrithik Roshan als seine Söhne sehr angenehm auffallen.

Sooo groß isser

Der Plot ist schnell erzählt (Sohn liebt und heiratet andere Frau als vom Vater vorgesehen, flieht nach England, Bruder findet ihn, zieht unerkannt bei ihm ein und überzeugt ihn "subtil", die Familie wieder zu versöhnen, alle weinen) und von Klischees ("subtil" my ass), Seltsamkeiten (Kareena Kapoor) und unverständlichem Nationalismus (Frau schimpft Engländern ohne Unterlass auf Hindi ins Gesicht, aber ihr Sohn bringt seinen Schulchor dennoch dazu, die indische Nationalhymne (!) auf Hindi (?) zu singen, um seiner Mami eine Freude zu machen) fast unbeweglich schwer, und nach zweieinhalb Stunden fangen auch die immer neuen Musicaleinlagen an, einander immer ähnlicher zu klingen (was vielleicht daran liegen könnte, dass die Lieder fast nie von den Schauspielern selbst, fast immer aber von wenigen professionellen Playbackkünstlern gesungen werden, die bis zu 25.000 Songs in ihrer Karriere einspielen), aber am Ende muss man trotzdem immer mitweinen, und sei es nur, weil sich die Thrombosen in den Beinen endlich kribbelnd lösen. That's movie magic!

Ebenso magisch, und solche Filme werden heute ja immer noch überhaupt nicht mehr gedreht, ist Chaplins "Modern Times", der - und das mit der unvergleichlichen Paulette Goddard auch fast unmöglich charmant - weit mehr und weit Wichtigeres zu Hartz IV sagt als alle oberschlauen heutigen Feuilletonisten zusammen. Auf keinen Fall verpassen!

Gut sind auch, aber mit dem wunderbar stil- und spielsicheren Ewan McGregor und dem immer ernsthaften sexy kid ist man ja schon ohne einen Meter Film auf der sicheren Seite, das allerdings das Glück der Helden arg überstrapazierende ("Jesus must love you!") und ziemlich schleichwerbende, dafür jedoch sehr einnehmende und krachende Action-Science-Fiction-Spektakel "The Island" und die fantasievolle Michael-Jackson-Parodie "Charlie and the Chocolate Factory" mit einem gutgelaunten Johnny Depp und liebevollen Gastauftritten von Helena Bonham Carter und the one and only Christopher Lee. Ob dieser Film aber gut ist, muss ich mir noch überlegen, am besten bei einem zweiten Besuch. Wenn Du Filme und Katjes liebst und diesen Seal auch aus brennendem Herzen hasst, lass uns doch zusammen hingehen! Hallo? ... Hallo?

60 Kilo blondes Hackfleisch bitte

Wo war ...ah, das Fantasy Filmfest neigt sich dem Ende seiner Deutschlandtour entgegen; wer es noch besuchen will, dem seien vor allem der extrem lustige und leckere "Evil Aliens" mit der britischen Miriam Pielhau (nur mit Aussehen, Ausstrahlung und Talent) Emily Booth und der unglaublich gruselige "The Descent" empfohlen. Mehr als zwei Highlights habe ich dieses Jahr aber leider nicht entdecken können.

Den absoluten Tiefpunkt meiner gesamten Kinogängerkarriere kann ich jedoch in höchster Furcht und Abscheu hiermit verkünden: "Les Dalton" mit, jawohl, Til "Sein oder krmblmurmelmurmelpfscht" Schweiger als Lucky Luke und dem "besten Comedy-Duo Frankreichs" Eric und Ramzy als Joe und Averell ist ...ist ...es fällt mir schwer, das zu schreiben, sehr schwer, aber das Beste an dieser Film gewordenen Bremsspur ist Til Schweiger, und das, obwohl er eine negative Anzahl an Gesichtsausdrücken beherrscht (wer ihm zusieht, trägt schwerste Lähmungen davon), sein computeranimierter Schatten mehr Dimensionen als er besitzt und er den Plot als cretinus ex machina für den Zuschauer so unbefriedigend und frustrierend löst, als wäre seine Hackfleischbraut mit der Salatgurke durchgebrannt. Und mit diesem Bild, das immer noch unendlich, unendlich angenehmer ist als jedes einzelne der fast 124.000 in "Les Dalton", seid, bis zur nächsten Aufführung, entlassen.

3 Kommentare:

  1. Hallo Andi!
    Ja das FFF'05 war diesmal nicht so berauschend...aber ein paar High-Light's gab's schon, gell.
    Les Dalton war echt der letzte Bull.... überhaupt. Das du das bis zum Schluß durchgehalten hast. Wahnsinn sag ich da nur. Wir haben es nach ca. 15 (quälenden) Minuten nicht mehr ausgehalten!
    "Sometimes Happy, Sometimes Sad" hat mir auch ganz gut gefallen; ist aber echt'nen langer Film ;-)
    Gruß!

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  2. Ach Leute, schreibt doch, wer Ihr seid, sonst muß ich immer rätselraten, ob ich Euch kenne! Aber bei "Les Dalton" war ich ganz Schwabe - was 'kauft isch, wird au gessa! - und auch neugierig, ob der Film es wirklich schaffen würde, über seine ganze Dauer so furchtbar zu sein. Und wie er das hat!

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  3. Ach Du bist's, Ra :)

    "Wächter der Nacht - Nochnoi dozor wünscht viel Spaß beim Fantasy Filmfest!" Nein, noch nicht gesehen.

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