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27.05.2007

Montserrat Caballé

Sie hat das Gesicht und das Gewicht der späten Montserrat Caballé, doch als sie ihren Mund öffnet, ertönt kein vollkommener Sopran und kein göttliches Pianissimo, sondern eine reibende Stimme, deren natürlicher Ton der der fortwährenden Empörung ist, der der ständig Geschmähten. Nur der rattengleiche Fifi, den sie tatsächlich in die Praktikumsnachbesprechung mitgenommen hat, ist ihr Vertrauter und Freund.

Wäre ich ein Wolf, würde ich diese Schanden der Canidae mit Lust totbeißen.

Es heißt, dass in jedem dicken Mädchen ein dünnes Mädchen und viel Schokolade stecken, aber in dieser Caballé nimmt den allermeisten Platz eine sich selbst überwichtig nehmende Lästertante und unterrespektiert fühlende Renommistin ein. Sie erzählt endlose Schreckensgeschichten von den zahllosen Katastrophen in ihrem Praktikum, wie ihr Betreuer sie vor versammelter Klasse bloßstellte und wie sie und ihre Schützlinge buchstäblich vor verschlossenen Türen standen, und in der Mitte ihrer dritten Passionsgeschichte stehe ich auf und brülle, dass sie verdammt noch mal endlich von ihrer selbstgebauten Klagemauer zurücktreten und der Welt mal zeigen soll, warum sie die gute Behandlung verdient hat, die sie sich wünscht, dass es immer so zurückschallt, wie man hineinruft, und dass sie diesen verdammten Köter zum Teufel jagen und sich einen wirklichen Freund suchen soll, einen, der sie herausfordert und keinen gottverdammten winselnden Welpen, den ich am liebsten eigenhändig erwürgen würde, wenn das sie nur aufrütteln würde, aufrütteln und aufwecken.

Ich setze mich mit rotem Kopf und Schaum vorm Mund, doch alle klatschen, und der Dozent klebt ein Sternchen auf meinen Schein und zeigt mir den "Daumen hoch".

Schade, dass es in Wirklichkeit nur halb so wahr.

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