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05.06.2009

Meam vide umbram

Direkt, nachdem ich mein Studium gewechselt hatte, fast buchstäblich gestern noch exmatrikulierter Informatiker (don't ask), heute schon aufstrebender Technikpädagoge, hatte ich das erste geisteswissenschaftliche Seminar meines Lebens, "Geschlechtsspezifische Differenzen im Berufsbildungs- und Beschäftigungssystem", bei Dr. Carmen Eccard.

Ich hätte es nicht besser treffen können.

Die Referate waren lebendig und überzeugend. Die Inhalte waren fantastisch interessant und haben mich endgültig zum Feministen gemacht. Das Seminar war toll organisiert und schenkte Lust auf Wissenschaft, vor lauter Übermotivation habe ich sogar eine Hausarbeit von 27 Seiten produziert. Und Dr. Eccard war engagiert und menschlich und wurde meine Goto-Dozentin für alle feministischen Fragen, noch Anfang dieses Jahres hat sie mir auf meine Bitte nach Quellen für eine mögliche Diplomarbeit über Gender und Computer freundlich und ausführlich geantwortet. Wenn ich eine Lieblingsdozentin habe, dann sie.

Hatte.

Carmen Eccard ist am Pfingstmontag mit ihren Eltern, ihrer Schwester und ihrer zweijährigen Tochter auf dem Air-France-Flug 447 gestorben.

Einfach so aus dem Leben gerissen.

Weg.

Und es tut mir so leid.

Meam vide umbram, ja.

Aber es geht so weiter, auf der Sonnenuhr: Tuam videbis vitam.

Sieh auf meinen Schatten, und Du wirst Dein Leben sehen.

Zerbrechlich und kostbar. Schillernd und kurz. Reich und vielleicht morgen vorbei.

Nutzen wir die Zeit, die uns gegeben ist.

Wie es Carmen Eccard getan hat.

Vale!

2 Kommentare:

  1. Eigentlich wollte ich Carmens Adresse googeln - und stolperte überrascht in diesen Blog.
    Schön, dass im Web auch nach dem Drama die wunderbare Seite an ihr weiterlebt.
    Dem Aufruf, das Leben zu leben und jeden Tag zu genießen, ist nichts hinzuzufügen.
    jule andanson

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  2. Danke für den berührenden Kommentar.

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