tag:blogger.com,1999:blog-7469807.post110947316944546106..comments2024-03-22T04:53:08.458+01:00Comments on Andis Soapbox Redux: Eine Sklavenmutter beschwört ihr KindUnknownnoreply@blogger.comBlogger2125tag:blogger.com,1999:blog-7469807.post-1139609057524991302006-02-10T23:04:00.000+01:002006-02-10T23:04:00.000+01:00Ja, ich mußte den Text auch erst mühsam abtippen, ...Ja, ich mußte den Text auch erst mühsam abtippen, da er nirgendwo zu finden war. Deutschland bleibt Internet-Entwicklungsland...Anonymousnoreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7469807.post-1139572632608480282006-02-10T12:57:00.000+01:002006-02-10T12:57:00.000+01:00Vor einigen Tagen bin ich benachrichtigt worden, d...Vor einigen Tagen bin ich benachrichtigt worden, dass ich den 1. Preis in einem Gedichtwettbewerb gewonnen habe, und zwar mit dem <I>Wiegenlied der Haussklaven</I>, das ich vor 13 Jahren geschrieben habe, inspiriert von Ulrike Meinhofs <I>Sklavenmutter</I>-Brief. Um mein Gedaechtnis aufzufrischen habe ich im Internet nach dem Quelltext gesucht und musste ueberrascht feststellen, dass dies die einzige Webseite ist, in der ihr Brief zitiert wird.<BR/><BR/>Fuer alle die es interessiert, hier ist das Gedicht:<BR/><BR/><BR/><B>Wiegenlied der Haussklaven</B><BR/><BR/><BR/>Wie Flugsand im Wind ist die Sklavenseele,<BR/>und ein Sieg kann auf sie nicht gegründet sein;<BR/>die Revolution, was ich nicht verhehle,<BR/>ist groß, doch wir Sklaven sind dafür zu klein.<BR/>Schlaf ein, mein Kind, schlaf ein.<BR/><BR/>Natürlich, es ducken sich hier die meisten,<BR/>doch Gehorsam heißt nicht, immer stille zu sein:<BR/>es gibt ja auch solche, die Widerstand leisten,<BR/>indem sie beim ausgepeitscht werden laut schrein.<BR/>Schlaf ein, mein Kind, schlaf ein.<BR/><BR/>Doch wir leisten dabei keine Gegenwehr,<BR/>auch wenn wir schon in Versuchung gerieten,<BR/>denn die Herrschaft ist ziemlich autoritär<BR/>und könnte uns gar noch das Schreien verbieten.<BR/>Schlaf ein, mein Kind, schlaf ein.<BR/><BR/>Und liegt dir dein Schicksal auch zu sehr im Magen:<BR/>statt Pläne für einen Aufstand zu schmieden<BR/>ist´s besser, sie höflich nach Freiheit zu fragen -<BR/>und wenn sie dir Nein sagt, dann gib dich zufrieden.<BR/>Schlaf ein, mein Kind, schlaf ein.<BR/><BR/>Du musst ihren Worten bedingungslos traun;<BR/>drum halte dich immer zurück mit Beschwerden<BR/>und kletter der Herrschaft nicht über den Zaun,<BR/>dann wirst du gewiss einmal Aufseher werden.<BR/>Schlaf ein, mein Kind, schlaf ein.<BR/><BR/>Zur Wehr sich zu setzen, wäre barbarisch,<BR/>statt mutig zu sein, lass die Hände im Schoß,<BR/>denn Mut ist Verrat und unsolidarisch:<BR/>er stellt nur die Feigheit der anderen bloß.<BR/>Schlaf ein, mein Kind, schlaf ein.<BR/><BR/>Es gibt manche, die riskieren ihr Leben,<BR/>nur weil sie am liebsten in Freiheit wären.<BR/>Doch würde man uns unsre Freiheit auch geben,<BR/>so bliebe die Frage: wer wird uns ernähren?<BR/>Schlaf ein, mein Kind, schlaf ein.<BR/><BR/>Die Sklaven, die auf dem Feld sind, sie tragen<BR/>ein schwereres Los und es geht ihnen schlecht,<BR/>und wenn sie die Aufseher darum erschlagen,<BR/>so sind sie womöglich sogar noch im Recht.<BR/>Schlaf ein, mein Kind, schlaf ein.<BR/><BR/>Doch gegen die Herrschaft im Hause zu streiten,<BR/>die die Aufseher schickt, das wäre verkehrt:<BR/>wir haben geregelte Arbeitszeiten,<BR/>den Lokus, ein Bett und ein Plätzchen am Herd.<BR/>Schlaf ein, mein Kind, schlaf ein.<BR/><BR/>Drum halte dich ferne von jedem Komplott,<BR/>gehorche der Herrschaft und folg ihrem Ruf,<BR/>und nur in Gedanken verfluche den Gott,<BR/>der Sklaven zu seiner Zerstreuung erschuf.<BR/>Schlaf ein, mein Kind, schlaf ein.<BR/> <BR/><I>(frei nach Ulrike Meinhof)</I>Anonymousnoreply@blogger.com