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01.09.2010

Thilo Sarrazin

Thilo Sarrazins Fehler ist, dass er naiv öffentlich ausspricht, was seinesgleichen nur privat denkt. Oder auf feinen Parties unter viel Kopfnicken beredet. Oder halb unbewusst in Gesetze gießt. Er hatte halt noch nie die Kontrolle über sein Mundwerk. Was kann er dafür, dass da ein übles Gebräu aus Rassenlehre, Fremdenhass und Asozialität herausschwappt? Er ist ein Opfer der elitären Parallelgesellschaft!

Oder anders gesagt: Es gibt in Deutschland zum Teil Probleme bei der Integration von Zuwanderern und ihren Nachkommen, das stimmt. Aber das ist keine einseitige Sache, und es ist kontraproduktiv, Muslime sich noch unwillkommener fühlen zu lassen, als sie es ohnehin schon tun, zumal auf so widerlich nationaltümelnde "das deutsche Blut stirbt aus"-Weise à la Eva Herman.

Ich rede nicht einem Relativismus das Wort. Ich wünsche mir, dass wir unsere Werte wie Gleichheit und Freiheit selbstbewusst vertreten, im Wissen darüber, woher wir diese Werte haben, warum sie gut sind und warum wir für sie kämpfen, ohne Scham und ohne Angst. Aber mit Freundlichkeit und Offenheit und Verständnis, denn der Weg in die Köpfe führt in der Regel über die Herzen. Die USA an ihren guten Tagen machen das für mich am Besten vor. Das Problem ist, dass viele in unserer elitären Parallelgesellschaft weder wissen, woher wir unsere Werte haben, noch dafür kämpfen würden. Weil sie sie zum Teil gar nicht gut finden, und weil sie unglaubliche, unverständliche, lähmende Angst vor dem Muselmann mit seinem Krummsäbel haben. Sie sind feige Aristokraten, die den Tod fürchten. Aber was man am Besten mit Aristokraten macht, wissen wir seit 1789.