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22.02.2008

Obama vs. Hillary

Es ist ein weiterer der zahllosen Indikatoren der überragenden Qualität des "Economist", dass er all das, worüber ich mir hierbei Gedanken gemacht habe, und das ist nicht wenig, und ich kenne mich nicht schlecht aus, und ich bin nicht dumm und auch nicht bescheiden, in einem Artikel zusammenfasst und noch weitergeht. Hier trotzdem ein bisschen Senf von mir.

Fraglos würden die Bluthunde von rechts sich sowohl auf einen Kandidaten Obama als auch auf eine Kandidatin Clinton erbarmungslos stürzen, sie tun es ja schon heute, und würde morgen Jesus selbst für die Demokraten antreten, könnte er sich übermorgen darauf gefasst machen, als dreckiger hebräischer Hippie niedergemacht zu werden, und das wäre erst das Frühstücksradio. Die Höhlenmenschen mitentscheiden zu lassen, welcher Demokrat weniger angreifbar ist, führt also nirgendwohin, zumal mit Schmutzkampagnen niemand mehr Erfahrung hat als die Clintons und es sehr, sehr befriedigend wäre, Präsidentin Hillary Clinton all die unfassbaren Unmenschlichkeiten und abgründigen Verfassungswidrigkeiten, die Cheney und W. in ihren acht endlosen Jahren begangen haben, gegen sie selbst anwenden zu sehen. Habeas corpus? Nicht für Dich, Dick! Simuliertes Ertränken ist keine Folter? Dann befragen wir Dich damit, George! Der Präsident hat alle, alle Macht? Das trifft sich ja blendend!!

Als lebenslange Politiknerdette traue ich Clinton auch zu, eine effektive Präsidentin zu sein und national wie global zumindest einige von den Trümmern fortzuräumen, die der Schwachsinnige Sohn und seine Bande hinterlassen haben, für den Rest braucht es eine ganze Generation. Und eine Frau als Oberkommandierende der größten Militärmacht des Planeten wäre ein riesengroßer Schritt vorwärts für den Feminismus und damit die Menschheit und eine große Freude für mich.

Leider werde ich aber wohl weiter auf das schöne Bild von Bush in Abu Ghraib verzichten müssen, weil Hillary Clinton, besonders nach diesem Dienstag in Wisconsin und Hawaii, wenn kein Wunder mehr geschieht, kaum noch eine Chance hat, die demokratische Nominierung zu ergattern. Trotz ihrer Ungebundenheit werden die Superdelegierten den Teufel tun, sich gegen den Willen ihrer Parteibasis zu stellen, und mit jedem weiteren überlegenen Sieg Obamas werden sie es weniger wagen, Bills wütenden Nachrichten auf ihren Anrufbeantwortern zum Trotz. Wenn Obama dank seiner einzigartig kompetenten und motivierten Organisation am 4. März auch Ohio und Texas gewonnen haben wird, ist es vorbei.

Und dann ist es auch gut so. Ja, Barack Obama ist noch nicht lange Politiker. Ja, seine gewandten Worte sind eine freie Fläche, auf die die Menschen ihre Wünsche und Träume projizieren. Ja, Hoffnung allein reicht nicht aus, um das Land und die Welt zu verändern.

Aber Hoffnung ist der Anfang. Aber der Mann ist extrem clever und intelligent. Aber der Mann kann mit sich und seinen Worten die Menschen begeistern, und wie, Baby, und das ist eine Macht, die vielleicht selbst oder gerade heute größer ist als die intimste technokratische Kenntnis: Charisma. Charisma, um das ganze Volk hinter sich zu bringen, ohne an Angst appellieren zu müssen; Charisma, um mit seinen Bürgern im Rücken Kompromisse dort zu schaffen, wo andere gescheitert sind; und endlich Charisma, um Amerika in der Welt wieder dorthin zu führen, wo es hingehört - als leuchtendes, geliebtes Vorbild. Count me in!

Nuke the whales

"Schlitzis schlachten Free Willy": Knut der Eisbär all over again, diesmal mit 42,3% mehr Heuchelei und einem großen Suppenlöffel Rassismus. Extra für die Massenvernichtungsmethode der Massenherstellung von Fleisch gezüchtete Hühnchen? Ihr so kurzes wie elendes Leben lang ununterbrochen schwanger gehaltene Kühe, um unsere grotesken Milchseen zu füllen? Seit Jahrzehnten zusammenbrechender Innereienkonsum, weil immer weniger Menschen daran erinnert werden möchten, dass Fleisch nicht auf Sträuchern und aus Gefriertruhen wächst? Was schwafelt der Herr Soapbox da, sieht er denn nicht, dass es hier um süße Wale geht?!?

Verwandter Artikel: Ein Literaturkritiker war für ein Jahr Koch und Metzger und erläutert auf großartige Weise, wie Supermärkte das Essen und uns kaputt machen. Ich bin sehr mitschuldig ...

17.02.2008

Nahtoderfahrung

Okay, vielleicht ein bisschen übertrieben ...

Aber ich gehe nach der Uni gerne in den örtlichen Elektromarkt, um vielleicht eine schöne CD oder eine gute DVD zu kaufen oder auch nur, um ein wenig zwischen den vielen schönen Gadgets zu flanieren, wie ein trophy wife im Schuhladen.

Manchmal spiele ich auch für ein paar Minuten an einer der vielen dudelnden Konsolen, old habits die hard, und ich möchte mir zumindest die Illusion bewahren, zu verstehen, was die Jugend von heute bewegt, wir hatten damals ja nicht mal Gamepads, sondern mussten mit kleinen, hamsterbetriebenen Dynamos direkte Stromstöße an unser NES geben, um Mario zum Springen zu bewegen, vor allem in den späteren Levels hat die Frau in der Zoohandlung immer so argwöhnisch geschaut, wenn ich wieder einen Eimer Hamster-

In derlei Gedanken versunken, spielte ich also etwas "FIFA 08" auf der PS3, und Baby, eine solche Grafik hatten wir wirklich nicht, als ein etwa neun- bis zehnjähriger Knabe das zweite Gamepad auf- und mir, f'ing Ronaldinho, den Ball abnahm.

Es ist kein angenehmes Gefühl, in Unkenntnis der genauen Steuerung eines Spiels von einem Neunjährigen umdribbelt zu werden.

Es ist kein angenehmes Gefühl, selbst mit f'ing Ronaldinho keinen Pass und keinen Schuss gegen einen Neunjährigen durchzukriegen.

Es ist kein angenehmes Gefühl, einen Neunjährigen nur durch ein brutales Foul im innersten Strafraum von einem sicheren Tor abhalten zu können.

Man fühlt sich sehr alt. Sehr alt und sehr verschlagen, wie ein böses Krokodil.

Man hört die Zeit laut ticken. Man sieht einen langen Tunnel, an dessen Ende ...

Mein Torwart hält den Elfmeter.

Ich werfe alles nach vorne. Dings passt zu dem Typ. Henry tanzt um einen, zwei, drei Gegner und gibt endlich zu Ronaldinho. Schuss!

Außenpfosten! Abpfiff!! Ich werfe das schweißnasse Pad weg, reiße mir den Pulli vom Leib und renne jubelnd aus dem Laden. Nie hat sich ein Null zu Null besser angefühlt, nie lebendiger, nie jünger!

14.02.2008

Drei Jahre Soapbox

Nach gut 500 Einträgen bin ich jetzt fast fertig damit, alle Themen angerissen zu haben, die mich bewegen. Ab ungefähr dem Sommer also endlich etwas Tiefgang hier!