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30.03.2005

Fast hätt ich's vergessen

...aber ein so erstaunlich einsichtiger Artikel wie dieser, "Polizei im Kopf" von Ulrich Greiner aus der "Zeit" Nr. 10 dieses Jahres, soll nicht gänzlich unbemerkt bleiben, wenngleich es weiteren meinseitigen Kommentar zur Causa zeitgezwungen erst später geben wird. Hervorhebung meine.

[...] John Stuart Mill hat in seiner berühmten Schrift On Liberty (1859) zwischen jenen menschlichen Handlungen unterschieden, die die Interessen anderer berühren, und jenen, die es nicht tun. Sein großes Plädoyer ging dahin, dass ein jeder die Freiheit haben müsse, persönliche Entscheidungen unbehindert durch äußeren Eingriff nach Gusto zu treffen. Schon damals wurde ihm vorgerechnet, dass die Unterscheidung nicht wirklich trennscharf sei. Sie funktioniert in einem Staat, dessen Mitglieder sich allein zu dem Zweck zusammengeschlossen haben, jene Gefahren abzuwenden, die von außen drohen oder aber von seinen Bürgern gegeneinander.

Das war der Gedanke, dem alle freiheitlichen Staatstheoretiker, von John Locke bis zu Montesquieu und den Autoren der Federalist Papers, Ausdruck gegeben haben. In einem Staat hingegen, der sich das Glück, die Wohlfahrt seiner Bürger zum Ziel setzt, ist die Unterscheidung hinfällig, weil er ein System von Interdependenzen erzeugt und pflegt, in dem jede noch so private Handlung das Ganze berührt. So war es in den sozialistischen Staaten, und es scheint, als wären wir nicht weit davon entfernt - mit dem Unterschied freilich, dass dort für die relative Wohlfahrt auch der untersten und schwächsten Mitglieder gesorgt war. Für die nämlich ist Freiheit zumeist eine Schimäre. Nur dem kann sie nützen, der sie zu nutzen weiß. In den Genuss der Meinungsfreiheit zum Beispiel kommt nur, wer eine Meinung hat und sie begründen kann. Das aber heißt: Freiheit ist zuallererst die Freiheit nichtkonformen Verhaltens. Mill nennt es "exzentrisch". Sein Plädoyer für die Freiheit richtet sich sowohl gegen die Tyrannei des Staates als auch gegen die der Gesellschaft, "gegen die Tyrannei des vorherrschenden Meinens und Empfindens", gegen ihre Tendenz, "die Bildung jeder Individualität, die nicht mit ihrem eigenen Kurs harmoniert, zu verhindern." Diese Tyrannei kann nur der empfinden, der Individualität erstrebt.

Vielleicht liegt darin ein weiterer Grund für das schwach ausgeprägte Freiheitsbedürfnis in den meisten westlichen Demokratien. Wessen Lebensziel hauptsächlich darin besteht, sich einem idealen Durchschnitt, wie ihn die Konsum- und Kulturindustrie definiert, sorgsam anzunähern, für den ist Freiheit vor allem die des Habens und Teilhabens. Und wem die eigene Besonderheit als ein Quell lästigen, kläglichen Alleinseins erscheint, der neigt nicht dazu, seine Intimität zu schützen, und er sieht kein Problem darin, private Daten in den Kreislauf der Waren und Dienstleistungen einzugeben.

Die neuerdings beliebte Rede von der Eigenverantwortung aber führt doppelt in die Irre. Einerseits verdeckt sie, worum es in der Tat geht: um die Minderung sozialstaatlicher Fürsorge. Andererseits entlässt sie diejenigen, die nun für sich selber sorgen sollen, keineswegs in das Reich schöner Selbstentfaltung. Im nach wie vor unentwirrbaren Dickicht der Verordnungen findet sich der sozial Schwache und gering Gebildete am schlechtesten zurecht. Seine Freiheit gleicht der eines Behinderten, den man von den Fesseln des Rollstuhls befreit.

Auch das hat Wilhelm von Humboldt schon bemerkt: dass Freiheit und Bildung einander bedingen. Und vielleicht hat beides miteinander zu tun: der Rückgang des individuellen Interesses an Freiheit und der Niedergang der Bildungsinstitutionen, sowohl im öffentlichen Ansehen wie in ihrer Selbstwahrnehmung.

Freiheit und Bildung sind kein unveränderlicher Besitz. Das merken wir jetzt, da sich der Westen aufmacht, die Verheißung der Demokratie in andere Kulturen zu tragen, während zugleich die eigene Demokratie in Gefahr steht, ihre Gründungsidee aus dem Auge zu verlieren: die Freiheit.

27.03.2005

Gute Spiele

...auf dem Computer sind mehr als schwer zu finden, weswegen ich auf Emulatoren und alte Videospiele zurückgreife, die ich hier künftig kurz empfehlen will.

Szene aus F-Zero Szene aus Super Mario World

Den Anfang machen heute "F-Zero" und "Super Mario World", zwei der ersten und weiterhin besten Spiele fürs Super Nintendo, 1990 von Nintendo selbst veröffentlicht.

Während das Rennspiel durch eine eingängige Steuerung, liebevoll elektronische Musik und immer wieder spielbare, in späteren Stufen aber überraschend schwierige Strecken angenehm erfreut, macht das innovative Jump'n'Run durch seine vielen Levels, Einfälle, Themen und Geheimnisse staunen, von Yoshis Insel bis zu Bowsers Tal. Verschwiegen werden soll aber auch nicht, dass die Statistenautos in "F-Zero" manchmal gar zu gemein über die Bahnen torkeln (oder ich fahre zu schlecht) und die Gegner wie in vielen ähnlichen Spielen unmöglich schnell wieder aufschließen können, während ich im umgekehrten Fall hoffnungslos hinterherzuckeln muss (und so schlecht fahre ich auch wieder nicht), und dass Marios Abenteuer ein wenig den einfachen Charme und die spielerische Herausforderung seiner Vorgänger vermissen lässt - mit 60 Leben lässt's sich recht unbekümmert, aber leider auch recht unbeteiligt spielen.

Szene aus Super Star Wars Szene aus Donkey Kong Country

Ganz anders sieht das im Jump'n'Shoot "Super Star Wars" von LucasArts und dem Jump'n'Run "Donkey Kong Country" von Rare aus, zwei der schönsten, aber auch frustrierendsten Super-Nintendo-Spiele, die je veröffentlicht wurden. Ich weiß bei diesen Werken nie, ob ich nun wegen der wundervollen Hintergründe und der großartigen Musik oder wegen der knackschwer-gnadenlosen Levels und der eigentlichen Ideenlosigkeit weinen soll, greife nach jedem allzu seltenen Extraleben wie ein Ertrinkender nach einer feuchten Planke und schleudere das Joypad ob der zahllosen Feinde, die keinen einzigen Fehler verzeihen, wieder und wieder in die Ecke, hole es schließlich aber doch immer und immer zurück, um weiterzuspielen. Vielleicht sehen so ja Meisterwerke aus.

26.03.2005

Wesley rettet das Schiff

Okay, heute nicht. Aber er kennt einen tollen Link.

I have a dream

Mir träumte, meine Freunde und ich waren Filmemacher, Schauspieler oder ähnliche Wichtigtuer, und während zwei auf dem Sofa neben mir die Liebesszenen von Tom Cruise und Halle Berry (oder Salma Hayek?) aus einem seiner geträumten Filme unter viel Kichern realiter nachspielten, ging ich in ein anderes Zimmer, in dem ich alsogleich mit einem anderen Freund in nachgemachter Schwarzenegger-Stimme scherzend stritt, wer von uns den "besseren" Streifen machen könne, und als ich damit toppte, dass ich vier Stunden lang Chuck Norris' (oder Kris Kristoffersons?) Gesicht abfilmen würde und selbigen plötzlich im Raume sitzen sah, wachte ich schreiend auf. Gummizelle ahoi!

Vielleicht passt dazu ja dieser Suchbegriff, den ich neben dem häufigen Vanessa Hessler und Luftsicherheitsgesetz heute in meinen Logfiles gefunden habe: Sie schnitt seinen Hoden auf. What the-?

Wifebeater

Es sind nicht zehn Grad, aber der Junge, der seine elegante Freundin zur Stadtbahn begleitet, hat nur ein Unterhemd an. Zum Abschied schiebt er es ein Stück hoch und reibt sich über den flachen Bauch, auf dem nur ein schmaler Streifen brauner Haare ins Niedere weist. Er wendet sich zum Gehen, aber als die Bahn abfährt, dreht er sich noch einmal halb um und schickt ihr mit zwei Fingern lässig einen Kuss hinterher. Nur die Neonreklame "MEIN ERSTES MAL!!!!1" über seinem Kopf war kaputt.

23.03.2005

Technology Quarterly

Diese Sonderbeilage des "Economist" enthält auch diesmal wieder einige interessante Artikel, zum Beispiel über Expertensysteme, die Anwälte ersetzen könnten (ein weiterer Hinweis auf die Zukunft der Arbeit, über die auch Ray Kurzweil bestimmt Bescheid weiß).

21.03.2005

Lange Nacht der Museen

Sehr empfehlenswert.

Abgesehen von einer überraschenden und verstörenden Foto- und Videoausstellung von Körperbildern, einer farbenreichen Comickunstgalerie unter anderem mit Werken von Roy Lichtenstein, einer bedrückenden Informationstafelserie zu weltweiten "Ehren"morden an Frauen und dem Theodor-Heuss-Haus haben meine Freunde und ich auch die neue Stuttgarter Synagoge besucht, in der der freundliche Württemberger Landesrabbiner Netanel Wurmser den zahlreichen Besuchern die Grundlagen seiner Religion erklärte. Auch wenn die Visite sehr interessant und der Höhepunkt des Abends war, war ich wie schon nach meiner Besichtigung der Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin vor einigen Jahren traurig und wütend: Warum müssen sich jüdische Gotteshäuser auch sechzig Jahre nach dem Ende des deutschen Wahnsinns in unauffälligen Reihenhäusern verstecken und von bulligen Sicherheitsleuten und abgeordneten Polizisten bewacht werden? Besser wär's, sie stünden monströs und unübersehbar mitten in der Fußgängerzone, und neben ihnen riesige Kirchen und Moscheen! Ja ja ja, aber ein Atheist wird doch wohl noch träumen dürfen ...

P.S.: Wie hindert man diese Kippa nur am Hinunterfallen? Ich mußte ja froh sein, nicht vor den Augen des Rebbe von einem Blitz erschlagen zu werden!

Empfehlenswerte Kinofilme, Take Two

Take One hier.

"The Life Aquatic" - Wes Anderson bleibt in Hochform, und der unvergleichliche Bill Murray als unendlich melancholischer und wie sein Schiff halb abgewrackter Tiefseeforscher, Owen "The Nose" Wilson als sein eifriger "Sohn", Anjelica Huston als seine verlebt-zynische "Frau" und Willem Dafoe als sein treudeutscher Adjutant mit ihm in dieser herrlich absurden, anrührenden und außergewöhnlichen Unterwasserkomödie. Die immer wunderbare Cate Blanchett als vordergründig kühle Reporterin und Jeff Goldblum als aufgeblasen-affektierten Rivalen nicht zu vergessen - Ansehen!
"Mar adentro" - kann Javier Bardem eigentlich überhaupt schlecht spielen? Ich meine, rein physisch?
"The Great Dictator" - Demmokrazie schtonk! Free spraken schtonk! Unbedingt ansehen, wenn nur irgend möglich - solche Filme werden heute überhaupt nicht mehr gemacht, obwohl dieses Meisterwerk vom ersten Monolog Hynkels bis zum letzten des jüdischen Barbiers aktueller denn je ist.

20.03.2005

Umzug abgeschlossen

Jetzt sollte wieder alles funktionieren. Wenn nicht, könnt Ihr das hier eh nicht lesen, höhö.

19.03.2005

Those were the days 5 cont'd

Teile 1, 2, 3, 4 und 5-1.

Gastonne rief mich also am nächsten Morgen an, und ich, ganz Trottel, ging, offenbar hatte der vorige Abend mich noch nicht klug genug gemacht, in vager Erwartung eines schönen Dates zu ihr, wo uns ihre immer noch keifende Mutter eigentlich ganz leckere vegetarische Tortellini auftischte und mir Gastonnes Cousin vorstellte, mit dem diese sogleich zu schmusen anfing.

"WAS?"

Ja. Schnauze jetzt. Dasselbe Mädchen, das gestern noch so sehr von mir geschwärmt hatte und mich küssen wollte, schmuste heute vor mir mit ihrem vierschrötigen Vetter, der nebenbei wie ein entflohener Raubmörder oder wenigstens wie ein kretinöser Laufbursche der Kaliningrader Mafia aussah. Aber wie geschrieben, was im Kopf von pubertierenden Gören vorgeht, soll uns hier nicht interessieren, wichtig ist, warum ich nicht, nie die Flucht ergriffen habe.

"Und warum hast Du es nicht?"

Das werden wir in den Kapiteln sechs und sieben dieser Reihe erfahren, also musst Du Dich noch ein wenig gedulden, liebes Unbewusstes. Hör doch solange einfach weiter zu.

"Hmpf!"

Ich ergriff also nicht die Flucht. Wir trafen Gastonnes ähnlich mindersozialisierte und -jährige Freunde und machten uns in die Stadt auf, um etwas zu tun zu finden. Solche Leute waren das, und ich, 1,89 (mein Lieblingsmärchen ist von Franz Hohler, heißt "Der große Zwerg" und geht so: "Es war einmal ein Zwerg, der war 1,89m groß". Das ist das ganze Märchen, ja. Und wie grausam genau es auf mich zutraf, sollte ich erst Jahre später begreifen), mitten- bzw. herausragend drin. An einem Platz herumgehangen, Gastonne und Cousin beim Turteln ungläubig und dem kleinen Tunichtgut der Gruppe beim Spielen mit seinem Klappmesser angewidert zugesehen. Vor einer zufällig vorbeigehenden Schulfreundin in eine urinfeuchte Häuserecke geduckt, um nicht gesehen zu werden. In eine nahe Kneipe gegangen, den Kindern beim offenbar schon lange geübten Saufen zugesehen und Gastonne beim Wechseln von meinem Schoß zum vetterlichen und zurück. Mit der Zahnradbahn zurückgefahren, in der ein kräftiger junger Türke, Friede sei mit ihm, dem immer noch mit seinem Messer spielenden Tunichtgut selbiges für die Dauer der Fahrt wegnahm, weil ihn der Klapplärm störte. An einer Tankstelle Bier gekauft und auf einem nahen Spielplatz konsumiert (die Kinder; ich war völlig knurd). Den Gören bei ihren putzigen Räuschen zugesehen und dem Mädchen und dem Klotz. Schließlich, endlich gingen alle, alle, und ich blieb auf der Rutsche zurück, mit dem Blick zum schwarz behangenen Himmel, am Ende.

"..."

Doch, oh Götter, es war noch weit bis zu meinem allerletzten Tiefpunkt, den ich erst vier Jahre später erreichen sollte. Bis dahin sollen hier noch ein Epilog zu meiner Zeit in der Bundeswehr und meinem Wiedersehen mit Belle und die letzte Geschichte folgen, an einem anderen Tag. Für heute wollen wir die Leser auf dieser Mollnote entlassen ...damit sie happyendhoffend womöglich wiederkehren und vielleicht auch ein wenig auf meine Werbebanner klicken.

"Weißt Du, Deine Geschichten würden viel besser wirken, wenn Du zum Abschluss nicht immer noch zwanghaft Deine Witze reißen müsstest. Du hast doch noch nicht mal Werbebanner, wo sollen sie denn draufklicken, Deine imaginären Leser? Und überhaupt, hast Du in letzter Zeit vor lauter 'bloggen', diesen völlig affektierten, beweihräuchernden Neologismus kann ich langsam echt nicht mehr lesen, mal in den Spiegel geguckt? Hast Du beim Einkaufen eigentlich keine Angst, mit einem Brie verwechselt und in 100g-Stücke geschnitten zu werden? Der Gestank kommt ja schon mal h- -he, was machst Du so nah an der Wand, nicht die Stirn, pass doch auf, Mensch, das tut doch weeeaa-"

*BONK* *BONK* *BONK* *KRACK*

Episode 3 Trailer

Gänsehaut!

Okay, nur für Fans wie mich. Ansonsten: Move along. Move along!

Michael Jackson

Das ist alles, was man zu diesem Mann wissen muss.

18.03.2005

Those were the days 5

Hier sind die früheren Teile dieser Serie: 1, 2, 3 und 4.

Schluss mit Lustig!

Schluss mit lustig.

Ich werde nicht mehr erzählen, wie ich nach dem letzten Schultag vor den großen Ferien mit meinem Drahtesel extra und gefährlich nahe an den Fahrradständern vorbeifuhr, um meinem Schwarm, der eben sein Rad entkettete, schöne Ferien zu wünschen und denselben Wunsch zurück "glücklich" zu erhaschen, nicht, wie ich mich immer beim wegen eines festen Termins notwendigen frühzeitigen Verlassen des Japanischunterrichts dreimal im Türrahmen um mich selbst drehte, um meinem neuen Schwarm, der auch nichts von mir wissen wollte, adieu zu winken, und wie ich mir dabei einmal mit meiner Hand schmerzhaft ins Auge stach, und auch nicht, wie ich ...

Oh, Moment. Die Geschichte ist ja gar nicht lustig, sondern furchtbar traurig und bereitet somit wunderbar den Boden für die bald kommende finale, alles an Komik und Tragik weit übertreffende Episode. Also:

Belle (Namen geändert), groß, schlank und braungelockt, heiter im Gemüt und tief im Gedanken, lässig und elegant, humorvoll, clever und freundlich, war wie ich in der Theatergruppe unserer Schule, und in der Vorbereitung des (furchtbar auf Achtziger-Art moralisierenden Drogen-sind-böööse-)Stückes kamen wir uns, wie das so ist, allmählich näher. Soll heißen, ich kroch, Totalschüchternheit und -unerfahrenheit sei Dank, dahin wie eine gelähmte und gesalzene Schnecke zum Salatblatt, und sie sah erstaunt, aber durchaus nicht ohne Zuneigung zu. Hoffnung am Horizont für eine etwas schnellere Entwicklung tauchte in Form der Premierenfeier auf, die mein damals noch so eifrig wie vergeblich Verliebenspläne schmiedende und Liebestränke brauende Geist sehnlichst erwartete, denn wer weiß, nach einem Glas Wein ...

Auftritt Gastonne. Vier Jahre jünger als ich und eine Freundin eines Bekannten. Blank im Gesicht und im Geiste, sprach sie mich in der Pause der Premiere an, wie toll ich spielte, aussähe, ja sei ... Zu grübeln, welcher Teufel ein pubertierendes Mädchen reitet, ist müßig, aber ich sprach auf diese ungewohnten Komplimente an wie ein Japaner ohne alkoholabbauende Enzyme auf heißen Sake, und so kam sie mit mir turtelnd zur Feier in ein Restaurant mit, das wir auf Gastonnes Anregung aber alsbald wieder verließen, vor den entgeisterten Augen Belles und ihrer besten Freundin, die mir prompt zuzischte, dass ich "es vermasselt" hätte. Die wahrsten Worte der Nacht.

Unser gemeinsamer Bekannter fuhr, und Gastonne, vorne sitzend, machte Anstalten, mich, hinten Mitte, zu küssen, aber schon begann in meinem Inneren ein Widerstand zu rumoren, zuerst leise, bald ohrenbetäubend, und ich ließ sie in meinem einzigen klugen Schritt des ganzen Abends unerwidert ihre Schnuten ziehen. Weil wir nun aber keine Idee hatten, was wir tun sollten, brachten wir nur noch das Mädchen heim zu ihrer ob der späten Stunde lautstark keifenden Mutter und fielen in unsere jeweiligen Betten, unser Bekannter in seinen seligen Schlaf und ich mit einem tiefen Biss ins Kissen in schreckliche Alpträume.

"Genug Andi, genug! Hat Dich denn nie eine geliebt, hattest Du denn nie, nie Glück?"

Nicht im letzten Jahrtausend, Baby. Es ging nämlich noch weiter: Am nächsten Morgen rief Gastonne an und-

"Moment. Du hast ihr Deine Nummer gegeben? Du hast's echt drauf angelegt, oder?"

Nein, ich-

"Oder bist Du einfach nur ein bisschen blöd? So eine Art Rain Man, ein Crack in HTML, süffisanten Filmkritiken und vielleicht auch Blackjack, wer weiß, aber gefühlvoll wie ein durchgeknallter Crack-Junkie mit einer abgesägten Schrotflinte? Hehe, hast Du meinen cleveren doppelten Einsatz des Wortes 'Crack' bemerkt? He Rain Man, wann geht die nächste Qantas-Maschine?"

Hey, was-

"Uh oh, fünfzehn Minuten bis 'Judge Wapner'!"

So weit kommt's noch, dass mein Unbewusstes sich hier über mich lustig macht! Vergiss nicht, wer von uns beiden oben ist!

"Bist Du Dir da ganz sicher ...Baby?"

RAAAUUUS!

Genug für heute. Gehirn sortieren. Am Wochenende: Gastonne und Andreas machen sich zum Schloss des Biests auf und fallen im Regen vom Dach. Oder so. Und: "Die Schöne und der Idiot 2 - Liebling, Du warst nicht da, also habe ich mich mit Lumière selbst befriedigt".

Now playing

Anna Netrebko - Sempre libera.

Dieser zum Weinen brillante, um ein Haar mit mir den Geburtstag teilende, 1971 in Krasnodar geborene Sopran ist sehr großartig, aber dennoch dürfte es des plumpen Hypes für meinen Geschmack ruhig ein wenig weniger sein. Oder bedeutet dieser Absatz aus dem "San Francisco Chronicle", stolz auf Netrebkos Homepage zitiert, ...

Here is a singer who simply has it all: A voice of astounding purity, precision and scope, extensive dynamic and tonal range, imagination, insight and wit -- all combined with a dazzling charisma that makes it all but impossible to look away when she is performing.

...in all seiner vornehm verschleiernden Wortgewalt nicht einfach "Diese geile Schnitte würde ich noch auf der Bühne bumsen"?

Siehe als Beweisstück B auch ...

Anna Netrebko und ihr Haustier

...den aufgeplusterten Besitzerstolz in den stumpfen Schießschartenäuglein von Netrebkos Partner, dem italienischen Bassbariton Simone Alberghini. Nimm mich Anna, nur mich, und ich schütze Dich vor all den Sabberern und Geiferern, und Du wirst nur noch für mich singen, der ich Deine Kunst und Dich über alles liebe, mein ...mein Schatzzzzz!

Moment, habe ich den letzten Satz jetzt gedacht oder geschrieben?

Wer's noch nicht kennt

...kann hier glänzend argumentiert erfahren, was Calvin und Hobbes und "Fight Club" eint.

17.03.2005

Ungelogen

Die Apothekerin, die die Kundin mit dem bäuerlich schönen Gesicht fragt, ob das Mittel, das sie wünscht, ein Schlankheitspräparat ist (es ist ein Zeckenschutz für Katzen), kann es hinter ihrer Theke nicht gesehen haben, aber die Kundin hat den dicksten Hintern, den ich je außerhalb des Weißen Nils gesehen habe. Ich lächele.

Zum Ausgleich dürfen die weiblichen Leser sich jetzt meine weiße Hühnerbrust, spillerigen Kinderarme, vorstehenden Raffzähne, Leberflecken und mein fehlendes Kinn vorstellen und herzlich darüber lachen. ...Okay, einiges davon ist erfunden.

15.03.2005

Vorschau

Was können meine zwei Leser in den nächsten Wochen erwarten?
  • Eine interessante Abhandlung über die Modellierung von Fußgängerströmen (das ist wirklich interessant, versprochen!)
  • Einen Bericht über die Oscarverleihung 2005
  • Viele Gedanken über die Zukunft der Arbeit, der Männer und der Frauen
  • Neue, immer tragischere Liebesschwänke aus meiner Jugend
  • Und natürlich jede Menge Dies und Das
Vorfreude ist die schönste Freude!

Update #1 [17.03.05]: Es sind doch schon drei Leser, hallelujah!

Update #2 [18.03.05]: Vier, Sapperment! Eine Massenbewegung!

Kleine Subversionen

Eben beim Durchblättern eines alten kommentierten Vorlesungsverzeichnisses meiner früheren Fakultät gefunden, das ich seinerzeit fast im Alleingang redigiert, aktualisiert und auch ein wenig geschrieben habe, zum Beispiel hier (der Link ist natürlich neu):

Lexikon und Abkürzungsverzeichnis

AK

Arbeitskreis

AküFi

Abkürzungsfimmel. Getreu der Devise "Was der deutsche Michel einmal lernt, vergisst er nimmermehr" erfreuen sich auch an der Uni unzählige kryptische Akronyme zunehmender Beliebtheit.

14.03.2005

Erinnerungsfetzen

Immer, wenn ich eine (3,5"-)Floppydiskette in die Hand nehme, umdrehe und den kleinen Metallring betrachte, in den die Laufwerksspindel hineingreift, denke ich an die eindringliche, über zehn Jahre alte Warnung meines strengen Mathematik- und Informatiklehrers, wir sollten diesen Ring nie anfassen, wenn wir nicht alle unsere Daten verlieren wollen. Warum weiß ich diesen Humbug noch heute, aber nicht mehr, wie man ein Integral berechnet?

Now playing: Alanis Morissette - Under Rug Swept.

Meine Sharia Teil 2a

Teil 1 und Teil 2. Heute: Wer auf den Boden spuckt, wird Bukkake-Star.

Die amerikanischen Taliban

Kos sagt, wie's ist.

09.03.2005

Sex mit Alice

Warum lese ich dieses Werbemotiv "Spar mit Alice" mit dem zum Zeitpunkt der Aufnahme 16-jährigen italienischen Model Vanessa Hessler eigentlich immer falsch? Warum nur? Ich weiß es einfach nicht ... Am unverhohlen aggressiven, präfaschistoiden Herrenmenschen-Sexismus kann's nicht liegen, der ist ja nichts Neues.

Alice

Those were the days 4

Die vorherigen Teile dieser Serie befinden sich hier, hier und da.

Zur Auflockerung zwischendurch eine Geschichte, bei der ich mich nicht ganz so dumm wie sonst angestellt habe, die aber natürlich dennoch schiefgegangen ist.

Ich war von elf bis vierzehn in eine Mitschülerin verliebt, aber leider und selbstverständlich ohne jede Traute, auch mal was zu unternehmen, damit sie es auch merkt. Weil sowas in einer Schulklasse aber nie länger als fünf Minuten ein Geheimnis bleibt und ein besonders liebeseifriger Klassenkamerad seinem Schwarm angeblich 15 Kugeln Eis spendiert hatte, fragte sie mich eines Tages per klassischem Ja-Nein-Vielleicht-Zettel, ob ich mit ihr Eis essen gehen würde. Als ich aber ganz männlich "Ja" ankreuzte, verließ sie der von ihren kichernden Freundinnen induzierte Mut, und sie stellte die Bedingung, dass ihre beste Freundin mitkommen solle. Ich willigte in der naiven Hoffnung auf ein trotzdem zartes Rendezvous ein, und so standen schließlich die zwei Mädchen in einer Ecke der Eisdiele und schlotzten ihr von mir bezahltes Eis, während ich in der anderen Ecke stand und keiner sich traute, den anderen anzusprechen. So war das, und so eine war sie und so einer war ich, und nach der achten Klasse wechselte sie die Schule, und wie es immer ist, erst wenn man jemanden nicht mehr um sich hat, vermisst man ihn, und so schrieb ich ihr endlich einen Brief im ironischen Stil einer Kontaktanzeige. Sie aber antwortete nie, und Monate später wurde ich zum Gespött der Klasse, als einer, der sich oft mit ihren Freundinnen traf, die natürlich längst über den Brief Bescheid wussten, aber taktvoll geschwiegen hatten, posaunte, was ich "voll Peinliches" getan hatte.

Nun kann man sich natürlich fragen, was an einem netten Brief so peinlich sein soll, und ob man von schüchternen oder posaunenden Vierzehnjährigen unbedingt erwarten kann, sich völlig oder auch nur im Ansatz reif oder vernünftig zu verhalten, aber mir wäre einiges an "sie liebt mich - sie liebt mich nicht" und pubertärer Peinlichkeit erspart geblieben, wenn sie mir nur irgendwann gesagt hätte, dass sie nichts für mich empfindet. Aber wie denn, wenn sie nie ein Zeichen bekam, dass ich sie mochte? Oh Teufelskreise ...

Those were the days 3

Die ersten beiden Teile dieser Serie sind hier und hier.

Ich war mit 17 in eine jüngere Schülerin meiner Schule verknallt, was sie aber nicht ahnte, weil ich mich es ihr natürlich nicht zu sagen traute, weswegen (oder unabhängig davon) sie zuerst mit einem und dann einem anderen zusammenblieb, während eine andere, die mich mochte, bitter zusah, wie ich vergeblich mit der ersten flirtete. So und ähnlich liefen unsere Telefonate:

Ich: "Hallo!"
Sie: "... ... ..."
Ich: "Wie geht's?"
Sie: "... ... ...gut."
Ich: "Ähh ... Hey, weißt Du, was 'Zelda' auf Deutsch heißt?" (Originalwortlaut! Bedingt durch eine Falschmeldung eines Videospielemagazins, "Zelda" sei ein türkischer Name und hieße soviel wie "mein Leben, meine Liebe", ihre deutschtürkische Herkunft und meinen verzweifelten Wunsch, irgendein gemeinsames Gesprächsthema zu finden)
Sie: "Sevda? So heißt meine Mutter!"
Ich: "Nein. Zelda."
Sie: "Oh. Weiß nicht."
Ich: "Ok."
Sie: "... ... ..."
Ich: "Ähh ..."
Sie: "... ... ..."
Ich: "Tschüss!"
Sie: "... ... ...'s."

And it doesn't end there!

Jahre später ließ ein Kommilitone aus irgendeinem Grund in einer Vorlesung Fotos herumgehen, die ihn und seine Freundin zeigten. Und ...genau. Nach der Vorlesung sagte ich ihm halb im Scherz und wieder im Originalwortlaut, dass er also der sei, den ich "immer umbringen wollte" (weil er "schuld" war, dass sie mich nicht geliebt hatte ...), und natürlich verstand er nicht. Aber warum hat er mich nicht einfach trotzdem so richtig verprügelt, warum nur? Oder wenigstens ich mich?

...und dabei sind die "Zelda"-Spiele so toll!

Weltfrieden

Hab als alter Originalfilmfreund da einen kleinen Plan ...

Der Masterplan

02.03.2005

I heart arte

Gib mir Ländernamen!

Wo sonst in der Röhre kriegt man je einen Satz wie "Letzte Woche haben wir uns mit den interessanten Meiji-Reformen beschäftigt" zu hören? Jean-Christophe Victor rulezz!

"Karambolage" darf man natürlich auch nicht verpassen.

Deutsches Fernsehen, 15:30 Uhr

PROFESSOR BRINKMANN
Frau Dr. Bach hat akzeptiert, dass Du und ich ...

CHRISTA
(küsst ihn)

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FLORIAN BEHRINGER
(in "Die glückliche Familie" zu Iris Berben)
Tiramisu heißt "Richte mich auf".

TOMMI F'ING OHRNER
(in dito als "Michael", nachdem er Julia Heinemann entjungfert
hat, sie davongerannt ist und er sie in einem Café aufgestöbert
hat, in dem sie sich eben von Maria Schell hat trösten lassen)
Aber ich lieb' Dich doch!

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ANNIE CAMDEN
(in "7th Heaven")
Wenn ihr Sex vor der Ehe habt, kommt ihr sofort in die Hölle,
in der euch wilde Teufel Tag und Nacht ihren Stachel in eure
süßen runden Popöchen rammen! Habt ihr Maden das verstanden?

DIE ZWILLINGE
(weinen)

ANNIE CAMDEN
Oh, ist das das Gesicht der Jungfrau in meinem Kartoffelsalat?

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ARTE TV
(Dokumentation über Abu Musab al-Zarqawi - "Beruf Terrorist")

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CHRISTA
Was machst Du denn noch hier drin, mein Zug fährt gleich ab!

SCHAFFNER
(pfeift)

PROFESSOR BRINKMANN
(lehnt sich mit einem unglaublich selbstzufriedenen
Gesicht zurück, in das man sofort reinschlagen könnte)
Ich fahre ein Stück mit und nehme dann das Taxi zurück.

CHRISTA
Und wieso?

PROFESSOR BRINKMANN
So bin ich eine Viertelstunde länger bei Dir.

CHRISTA
(lachend)
Ach, Du bist ja verrückt!

Und nun die Preisfrage: In welchem kausalen Zusammenhang stehen diese Sendungen?

01.03.2005

Those were the days 2

Der erste Teil dieser Serie ist hier. Ich war mit acht in eine Schulfreundin verknallt, wovon meine Klassenkameraden natürlich nach fünf Minuten Wind bekommen hatten, und so fand ich mich in einem Große-Pause-Spiel wieder, in dem es darum ging, unsere Schwärme an die Wand zu treiben, damit sie nicht mehr davonrannten. Es gelang, und mein Freund Saddam (Namen geändert) drückte seinem igelhaarigen Liebling mutig einen feuchten, ungewollten Schmatzer auf den Mund. Ich aber sah auf und ließ meine Heidi gehen. So einer war ich.

Eine hübsche angehende Tierärztin

...berichtete ihrer Freundin heute früh in der Straßenbahn ganz kurz, dass sie ein Praktikum auf dem Schlachthof abgelehnt habe, und dann in aller lautstarken und detaillierten Ausführlichkeit, warum. Dass sie nicht eben gekeulte Kälber darauf prüfen wolle, ob sie auch wirklich tot seien. Dass sie hühnerköpfende Maschinen verabscheue und mehr noch nach dem Köpfen herumrennende Hühner. Und dass sie das hysterische, panische Quieken der Schweine, die, in einer Reihe vor dem Schlachthaus stehend, merkten, dass sie sich in ihren blutigen Tod begäben, nicht ertrüge. Wäre ich nicht von meinem unmenschlich frühen Aufstehen völlig geplättet gewesen, ich hätte soviel naive Wirklichkeitstreue breit angelächelt. Guten Appetit, SSB-Kunden!

Apropos Frühaufstehen (5:30!!!1§$%&), als zweiwöchiger Hospitant-Praktikant an einer Stuttgarter Berufsschule bleibt mir nichts Anderes übrig, aber wenn ein Schüler nach langem vergeblichen Rätseln mit seinen Freunden von mir wissen will, von wann bis wann der Erste Weltkrieg gedauert hat und ich in meiner Antwort Selbst- und Anderenerhellung verbinden kann, bin ich's, unendlich bescheiden, schon zufrieden. All the world's a stage!

Wohin die Reise geht

...mit Figuren wie "Jeff Gannon", weiß der unnachahmliche Billmon (Link leider kaputt) und liefert damit erneut einen guten Grund, ihn in meine permanenten Links aufgenommen zu haben, abgesehen von irgend so einer Filmsite, dem nötigsten deutschen Watchblog, dem führenden liberalen Blog der USA, dem besten politischen Comic Amerikas und Wesley Crushers Homepage. Auch die beste politische Satiresendung der USA ist sehr erwähnens- und besuchenswert.