31.12.2008
Cork Worlds 2009
29.11.2008
Nerve Oscar Reif
He, wenn das Monster Flügel hat wie Ancalagon the Black, Klauen wie Wolverine und die Kräfte von Magneto und Professor Xavier, darf ich mir wenigstens meine Lieblingsbewaffnung aller Epochen erträumen! Jedenfalls wird es hier deswegen bis auf Weiteres nur selten Neues geben, aber einen kurzen aktuellen Kommentar kann ich mir doch nicht verkneifen:
Hähä. Hähähä. Muhahaha. Hohohahahehehuhuhihihii.
Verwunderlich übrigens, aber dann doch auch wieder nicht, mit welch feinen Samthandschuhen die sonst so freudig mit beiden Händen in jeder Kloake wühlende "Bild" diese Trennung und Ferner CIA-Servo (I'm glad we have someone who can join us in our anagram game) anfasst, ganz im Gegensatz zu diesem mutigen und sehr freundlich verlinkenden Journalisten, der sich wohl bald auf eine böse anwaltliche Bescherung freuen darf. Mich hat es gefreut, dass She-Who-Must-Not-Be-Named nach Reich-Ranickis "Wut-Rede" bei der 10. Verleihung des Deutschen Fernsehpreises, zu der ich nichts hinzufügen werde, schließlich sage ich dasselbe, und mit bedeutend weniger Menschen-, insbesondere Fernsehschaffendenliebe schon seit über dreieinhalb Jahren, folgendes zu Protokoll gegeben hat:
Ich schätze ihn als sehr kritischen Zeitgenossen, der heute Abend aber Menschen verletzt hat, ohne es zu wollen.
Denn, Übersetzung: Er hat mich verletzt, mich, Veronica Viktualia Divi Filia Agamemnon Ferres, PhD.Also, Transfer: Meine einstige Ferndiagnose, dass ICH MEINE, DASS Ferres wenig Selbstschutz hat? Goldrichtig, jetzt und immerdar.
Ergo, Ergebnis: Freudiges Lachen.
Und nun zurück in den Dschungel. Mit meiner alten Remington.
31.10.2008
Under Construction
18.09.2008
Amerika
Aber hier hat er völlig recht.
Ich sage erneut ohne Bescheidenheit, aber auch ohne Anmaßung, dass ich wahrscheinlich besser als neun von zehn Amerikanern und sicher besser als 99 von 100 Europäern über den US-Präsidentschaftswahlkampf Bescheid weiß, das war schon vor vier Jahren so und wird auch in vier Jahren wieder so sein, andere vergleichen die Torquote brasilianischer Mittelstürmer unter Berücksichtigung der Windgeschwindigkeit, der Lebensfreude der Kuh, aus deren Haut der Ball gemacht wurde, und ob der Stürmer zuvor passiven Sex hatte oder aktiven, ich kriege eben einen Herzinfarkt über jeden schlechten Ausschlag der täglichen Gallup-Umfrage und kenne mindestens 23 verschiedene Wege, auf denen Obama zu 270 Wahlmännern und mehr gelangen kann, Ontario ist doch in Amerika?
Entsprechend habe ich auch den kürzlichen Parteitag der Demokraten fast buchstäblich vom ersten bis zum letzten Hammerschlag Nancy Pelosis weitgehend live verfolgt, und mein größtes Gefühl nach den vielen Eindrücken, besonders Obamas unglaublich, unglaublich fantastischer Abschlussrede, von der weiter unten noch zu schreiben sein wird, war dies:
Ich möchte Amerikaner werden.
Natürlich, wie Wagner schreibt, es "wäre undenkbar bei uns", dass Joachim Sauer einen Parteitag der CDU mit einem Loblied auf seine Angela eröffnet oder
Aber warum eigentlich?
Ich weiß, unser System ist anders, so dass nicht der beste Wahlkämpfer belohnt wird, sondern der beste Parteisoldat, so grau er sein mag. Ich bin zwar mit den amerikanischen Verfassungsvätern eher und immer mehr der Meinung, dass Parteien sowas wie ein politischer Krebs sind, aber die Väter und Mütter unserer Verfassung waren auch nicht dumm, und ich kann einsehen, dass Parteien nützliche Funktionen erfüllen können. Ich weiß auch, dass man hierzulande immer noch eher Parteien als Personen wählt, weswegen in manchen, hier ungenannten südwestdeutschen Bundesländern selbst in jeder erdenklichen Hinsicht abstoßende Sumpfmonster Ministerpräsidenten werden können, und dass unser Land kleiner ist und die Kultur anders und die Leute verschlossener sind, auch heuchlerischer und ausländerfeindlicher usw. usw. und dass sich darum viel, viel ändern müsste, bevor Aslan Ousama Uztürk per jubelnder Akklamation zum historischsten Kanzlerkandidaten der SPD bestimmt werden könnte, die letzten Minuten sind die besten. Und überhaupt wählen "wir Deutschen" ja ohnehin soundsoviel aufgeklärter und ernster als diese showbesessenen, burgerfressenden, kriegstreibenden ...
Wirklich?
Ich meine mich dunkel zu erinnern, dass die Gummistiefel eines gewissen Putinfreundes 2002 genauso die jeweiligen Ergebnisse durchgerüttelt haben wie die unvorteilhafte Merkel-Schröder-Fernsehdebatte 2005 oder die Anti-Türken-Petition der Gesichts- und Moralbaracke Roland Koch 1999, und selbst das Attentat auf Lafontaine 1990 "hat zwei Prozent gebracht", Zitat Bild-BamS-Glotze-Gerd. Ich habe auch noch nie von jemandem gehört, der sich alle Parteiprogramme schicken lässt, um sie zu vergleichen, oder der allein nach den Steuerplänen der Parteien entscheidet oder ihrer Haltung zur Kinderbetreuung, und wenn ich es hätte, würde ich es nicht glauben, denn wenn ich eins in meinen am Freitag, oh Gott, 29 Jahren auf dieser wunderlichen Welt gelernt habe, dann, dass jeder Satz, der nicht mindestens einmal "Ich will Geld!", "... Liebe!!" oder "... Titten!!!" enthält, eine halbe Lüge ist und meistens eine ganze, und dass Wahlen daher wie alles gleichsam mit dem vegetativen wie dem zentralen Nervensystem entschieden werden.
Aber warum sollte das schlecht sein?
Erstens, wer sollte einem anderen vorwerfen dürfen, warum er wie abgestimmt hat, ich dachte, der ganze, der einzige Punkt der Demokratie ist, dass jeder genau eine Stimme kriegt und nicht jeder Zehnte elf oder jeder Zweite drei Fünftel, dass also alle gleich zählen, in gleicher Weise Herr, Herrin oder Hermaphrodit ihrer Stimme und ihres Schicksals sind. Ganz abgesehen davon, dass Wahlen geheim, Gedanken frei und gute, ja fantastische Brüste wirklich nicht zu verachten sind, oh Baby ...
Zweitens, wenn die Seele und Geist deformierende Ochsentour der Parteien fähige Volksvertreter hervorbringen kann, warum sollte es dann nicht auch der den Launen der Neonazis und Nobelpreisträger unterworfene Beliebtheitswettbewerb des offenen Wahlkampfes können, zumal er wie gesehen schon weit bestimmender ist, als wir glauben, und wir unsere Repräsentanten bei Nichtgefallen gefahrlos abwählen können? Natürlich ist es ein wenig seltsam, dass eine etwas linkische, vielleicht kompetente Physikerin hierbei immer gegen einen Zigarre paffenden, sicher substanzlosen Hannoveraner verlieren wird, aber in welcher Welt ist es nicht seltsam, dass ein eigenmundig die deutsche Sprache zerstörender, hibbeliger Aktenfresser Ministerpräsident Bayerns werden konnte? Und auch hier, wer soll im Voraus besser wissen als jeder andere, welche Wahl, welches Programm, welcher Mensch besser ist? Die Parteichefs?
Drittens, wenn also, und es lohnt sich, das erneut zu wiederholen, weil es der innerste Kern, das bis heute zutiefst radikale Versprechen der Demokratie ist, jede Stimme gleich zählt, und wenn der populäre Wahlkampf nicht schlechtere politische Ergebnisse hervorbringt, als Kurt Beck um den Bart zu streicheln, warum sollte es dann, endlich, schlecht sein, in diesem System zu reüssieren, das telegenste Lachen zu haben, die angenehmste Art, die größte Fähigkeit, zum mutigen Vorkämpfer, zur beharrlichen Streiterin für eine, für tausend Sachen zu werden? Und warum sollte es schlecht sein, komplexe Sachverhalte in packende, verständliche Narrative weben zu können, sein Publikum mitzureißen und zu bewegen, brillante Intelligenz, magnetisches Charisma und berüchtigte Volksnähe auf einmalige Weise zu verbinden? Ist das nicht sogar gut? Ziemlich gut?
Ich weiß, ich höre, aber was ist mit Zahnbürstenbart, Klumpfuß, Sechs-Sterne-General? Richtig, aber diskreditiert die NPD das Parteiensystem? Oder ist sie vielmehr nur eine schlechte Anwendung einer Art, Repräsentanten zu wählen? Und ist es nicht sogar undemokratisch, ja aristokratisch, zu denken, die Menschen könnten schlechte von rechten Anwendungen nicht unterscheiden? Zu denken, sie könnten dieses unglaubliche Bild nicht von jenem trennen, nur man selbst wisse, erkenne es besser? Wenn man so wenig Vertrauen in seine Mitmenschen hat, sowenig Glauben daran, dass am Ende immer die richtigen über die falschen Zwecke triumphieren werden, die Churchills über die Hitlers, die Martin Luther King Juniors über die Jim Clark Juniors, die Freiheit über die Angst, warum geht man dann nicht rüber, nach Versailles oder Nordkorea, wo man hingehört?
Wenn ich Obamas Rede sehe, und es fängt schon damit an, dass dieser unglaubliche Mann, dieser fantastische Intellekt, zum Podium in der Mitte des Stadions, dieser atemberaubenden Kulisse, in der 84.000 Anhänger auf ihn warten, und mehr Zuschauer als bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele vor ihren Fernsehern, und Erwartungen, höher als die Rockies, dass er dahin schlendert, dahin lächelnd spaziert, als würde er an einem Sommersonntag durch den Park gehen; und wenn ich die offensichtliche Liebe zu seiner Frau und seinen Töchtern sehe, den ehrlichen Respekt für Hillary und die Zuneigung zu Joe Biden; und aus vollem Herzen in "Eight is Enough!" einstimme; und dann höre, wie Obama Punkt für Punkt, Angriff für Angriff die lächerlichen und beleidigenden Attacken John McCains und der Republikaner mit Würde, Humor und Stärke vollkommen und restlos zerstört, und für mich Wahlkampfjunkie ist es doppelt befriedigend, diese schwachsinnigen Meme endlich verdient sterben zu sehen; und dann höre, wie er seine Offensive auf das Versagen der republikanischen Ideologie insgesamt ausdehnt, seine ehrgeizigen innen- und außenpolitischen Pläne klar und logisch darlegt, schließlich seine berührende Vision einer geeinten Gesellschaft der Verantwortung für sich und für einander eröffnet, gegründet im Versprechen Amerikas; dann bin ich, noch mehr als zuvor, überzeugt.
Überzeugt von Obamas immer wieder erstaunlichen, wie grenzenlosen Fähigkeiten.
Überzeugt, dass er sein Land und die Welt bessern wird, soweit er nur kann.
Und überzeugt, dass ein Land, in dem einer wie er bis ganz nach oben steigt, gut ist, und wie, und dass es sich lohnt, darin zu leben, dafür zu kämpfen, dafür alles zu geben.
Und ist das nicht das Beste, was man von einer Wahl wünschen kann?
Das Beste, was man von der Welt wünschen kann?
Gott segne Amerika.
17.09.2008
Fantasy-Filmfest 2008
Angefangen habe ich mit "The Midnight Meat Train", und ich hätte keinen besseren Start erwischen können. Mein seit dem amüsanten "Versus" sehr geschätzter, hiermit in den USA debütierender Ryuhei Kitamura beherrscht sein Handwerk von den spannenden Action- über die glaubwürdigen Charakter- bis zu den unglaublich blutigen Splatterszenen hervorragend, und Vinnie Jones als stummer Metzger Mahogany, und bei Gott, dieser Film kann, obwohl er fast nie ins gewollt Ekelhafte abrutscht, selbst hartgesottenen Karnivoren wahrlich sowohl Fleisch- als auch U-Bahn-Genuss gründlich verleiden, wie auch Bradley Cooper und Leslie Bibb als erstaunlich und erfrischend lebensnah geschriebenes und gespieltes Paar auf der ins Dunkle führenden Spur des Schlachters sorgen für rundum zufriedenstellende, hochintensive hundert Minuten. Prima!
Am zweiten Tage habe ich "Tau ming chong" ("The Warlords") gesehen, und genau so muß ein historisches Kriegsepos aussehen: 5000 Statisten rennen und reiten mit ihren Lanzen und Schwertern in bombastischer Formation brüllend aufeinander zu und hacken und schießen einander wunderbar choreographiert in Stücke, bis die dampfenden Leichen das Schlachtfeld in weißen Nebel tauchen. Bei den Darstellern ist mit einem überraschend guten Jet Li, einem gewohnt guten Andy Lau Tak Wa und einem ziemlich guten Takeshi Kaneshiro für jeden Geschmack etwas dabei, und der solide Plot um Sieg, Verrat und Liebe weiß hollywoodig zu gefallen, ohne schönfärberisch zu sein. Acht von zehn geköpften Generälen.
Am Sonntag sah ich "Kwong saan mei yan" ("An Empress and the Warriors"), und alles, was "Tau ming chong" richtig macht, macht dieser Film falsch: Buchstäblich blutarme und konfus inszenierte Schlachten zwischen fast gleich aussehenden Gegnern wechseln sich hektisch mit platten Intrigen und plumpem Helden- und Pazifistengeschwätz ab. Dazu kommen ein eher fehlbesetzter Donnie Yen Ji-Dan, ein uncharismatischer Leon Lai Ming als ungelenke Mischung aus Mentor und Lover und die katastrophal unbegabte hauptberufliche Kantopop-Sängerin Kelly Chen Wai Lun als Hauptdarstellerin, und fertig ist ein Werk, das so wenig berührt wie Chens stetig starrer Ausdruck. Schade.
Als nächstes war ich in "Evangelion shin gekijôban: Jo" ("Evangelion 1.0: You Are (Not) Alone"), der nicht nur als Fanservice, sondern auch als aufwendiges Kinoremake der bekannten Fernsehserie gut funktioniert, auch wenn der dichte Plot Neophyten verwirrt zurücklassen mag. Dafür ist Shinji Ikari hier endlich wenigstens ein Hoden gewachsen, und er verbringt im Angesicht der Zerstörung allen Lebens auf der Erde und Kolleginnen mit gewaltigen Brüsten oder hautengen Kampfanzügen nicht mehr drei Viertel seiner Zeit damit, nach seinem abwesenden Vater zu schreien. Loves it!
Am letzten Tage endlich war ich zuerst in "Ryû ga gotoku: gekijô-ban" ("Like a Dragon"), einem hochwertigen und sehr lustigen Takashi Miike um überdrehte Yakuza, ein kleines Mädchen auf der Suche nach seiner Mutter und Baseballschläger, nach einer offenbar treu umgesetzten Videospielvorlage, und dann im südkoreanischen Abschlussfilm "Chugyeogja" ("The Chaser"), dessen größter Aufreger nicht seine maue Serienkillerstory und die vergessbaren Schauspieler sind, sondern die unglaubliche, vollkommen haarsträubende Inkompetenz der abgebildeten koreanischen Polizisten, bei der man sich beständig fragt, ob sie nur besteht, damit der Film nicht nach zwanzig Minuten zu Ende ist, oder ob man sich in jenem Land wirklich besser selbst gegen das Verbrechen wehrt, ob mit dem Hammer oder bloßen Fäusten. Kein großartiges Finale also, aber insgesamt ein schönes Fest. Bis zum nächsten Jahr!
05.09.2008
Andis Amerika-Ansichten 1: Liveblogging McCain
5:08 Uhr: Palin ist es weiterhin sichtlich unangenehm, in McCains Nähe zu sein; wann immer er sie umarmt, nimmt sie alsbald Abstand. Aber wer könnte es ihr verdenken? Verglichen mit Obama und Biden, die nach kürzester Zeit wie unzertrennliche Brüder wirken, ist das republikanische Ticket ein trauriges Schauspiel. Aber ich wiederhole mich.
4:56 Uhr: Zum Glück habe ich das POW-Trinkspiel rechtzeitig abgebrochen.
4:54 Uhr: Sarah Palin erhält regelmäßig mehr positiven und Obama mehr negativen Applaus von den Delegierten als Abraham McSimpson selbst. Und nach dieser lauwarmen und so leidenschaftslosen wie unspezifischen Vorstellung wird sich das auch nicht ändern. Wie will er gewinnen, wenn er keine Emotionen auslöst? Wirkt er überhaupt so, als wollte er gewinnen? Na, vielleicht reicht es ihm ja, halbwegs knapp zu verlieren, ausgesorgt hat er so oder so.
4:51 Uhr: Oder sind die nebulösen Behauptungen und endlosen Wunschzettel die Pläne? 1. Wunsch nach Frieden 2. ??? 3. Frieden!
4:44 Uhr: Obama möchte Amerika vollständig zerstören, und John McCain wird alles besser machen. Aber wie? Vermisse nur ich in Grandpa McRictus' Rede einen einzigen konkreten Vorschlag oder definierten Plan? War ein halbes Jahr Vorbereitung auf diesen Moment nicht ausreichend? Und wenn das so ist, was hätten wir dann von einem Präsidenten McCain zu erwarten?
4:37 Uhr: "Government that doesn't make your choices for you." - Außer bei Abtreibungen, Homoehen, Verhütungsmitteln, Pornos, bösen Büchern ...
4:28 Uhr: Warum sollen die Wähler John McCains schamlos kooptierte und zutiefst unredliche "Change is coming"-Botschaft wählen, wenn sie mit Obama the real thing haben können, und ohne den faulen Odem Bushs?
4:27 Uhr: "She's worked with her hands and nose". ???
4:18 Uhr: Können die republikanischen "U-S-A"-Trolle noch weißer sein? Ernsthaft, Schwarze oder Hispanics sind in dieser Menge schwerer zu finden als Walter.
4:16 Uhr: Oh Gott, er steht schon wieder vor einem grünen Hintergrund. Welches seiner Häuser ist das da hinter ihm? Und ich weiß ja nicht, ob diese einfarbigen Hintergründe im Fernsehen so prickelnd rüberkommen, Alaska-Barbie vor der schwarzen Wand gestern wirkte ziemlich düster. Aber vielleicht war das ja Absicht?
4:12 Uhr: John McCain hat in einer Kiste gelebt, darum wählt ihn!
4:07 Uhr: Ich wusste schon, dass McCains Kriegsfreund Orson Swindle heißt. Aber, really? Orson Swindle?
4:06 Uhr: POW! Trinken!! Vielleicht war es doch keine so gute Idee, dieses Spiel anzufangen ...
4:05 Uhr: POW! Trinken!!
4:04 Uhr: POW! Trinken!!
4:00 Uhr: Wenn ich schon unrettbar bis in die Nacht an der Nadel der faszinierenden amerikanischen Berichterstattung über die US-Präsidentschaftswahl hänge, kann ich auch aus der Not eine Tugend machen und bis zum 4. November in unregelmäßiger Folge meinen mittelscharfen Senf für interessierte Beobachter dazugeben. Den Anfang macht dieses Liveblog von John McCains Kandidaturannahmerede auf dem republikanischen Parteitag. Obamas Rede wollte ich ununterbrochen verfolgen.
20.08.2008
A Streetcar named Desire
In diesem Kontext mit Freundinnen A. und I. vor dem Ausgehen lecker gegessen und, der letzten "Neon"-Ausgabe ansichtig (Titel: "Diesmal zahle ich! Die Liebe und das Geld - warum eine Beziehung klare Finanz-Regeln braucht"), gemeint, dass das Magazin sich an Fünfzigjährige im Körper von Dreißigjährigen wende. An geistige Frührentner und im Laufrad glückliche Hamster. Auf Unverständnis gestoßen und konsterniert gewesen und gedacht, was ist mit mir los?
Ich weiß, dass Geld ein Faktor in Beziehungen ist. Dass man ihn zur Zufriedenheit aller Beteiligten lösen sollte. Und dass die meisten Menschen für Rat und Hilfe in dieser Frage dankbar sind, was nicht nur die "Neon"-Leser, sondern auch die Autoren und die Anzeigenkunden glücklich macht, ich weiß und ich verstehe das.
Aber trotzdem, was hat so ein Titel auf einem Magazin für junge Erwachsene zu suchen? Warum diese gedankenlose Affirmation, diese leidenschaftslose Asepsis, diese Selbstrelegation in die Trivialität? Ist das größte Problem der jungen deutschen Erwachsenen wirklich, ob Ole-Kevin das Spüli zahlt oder Lisa-Lisa? Bewegt unsere, meine Generation wirklich nichts mehr als das Klein-Klein in unseren privaten Lebensblasen, heute schillern sie blau und morgen grün, weil öko ist ja jetzt in? Und warum kaufen wir dann nicht gleich "Frau mit Herz" oder FHM, da lernen wir auch noch, wie wir uns in nur fünf Wochen durch Powersticken einen Waschbrettbauch zaubern?
Ist es zuviel verlangt, ist es so utopisch, andere Geschichten zu erwarten? Zum Beispiel, wie man in einer Dreierbeziehung das Geld aufteilt? Oder wie man ganz ohne Geld zusammenleben kann? Oder was wir tun müssten, um nicht unser ganzes Denken, unser ganzes Sein vom Kapitalismus durchseuchen zu lassen, so nützlich er ist? Oder wie wir für mehr Gerechtigkeit auf der Welt sorgen könnten, Gerechtigkeit und Freiheit und Wohlstand, damit auch Abubakar und Lin Lin bald keine größeren Sorgen mehr haben, als wer den von zuviel Spülen gesprungenen Teller ersetzen soll? Weil wir Menschen sind und auf der Welt, um anderen Menschen zu helfen und ansonsten, um das, was ist, zu hinterfragen, ob es nicht besser ginge, damit es uns besser ginge? Ist diese urtümliche Botschaft, dieses göttliche Gebot noch heute zu radikal, um gedruckt zu werden? Und wenn, wieso steht dann in jedem Haus ein Neues Testament, und unsere Helden sind Gandhi und Martin Luther King Jr.?
Ist es so seltsam, auf all das hinzuweisen? Bin ich so seltsam, lieber mit Brando und Vivien Leigh in einer winzigen Wohnung im unerträglich schwülen New Orleans Teller an die Wand und Radios aus dem Fenster werfen, als in Ole-Kevins großzügigem Loft eine Excel-Tabelle für Lisa-Lisas Ausgabenentwicklung der letzten 120 Tage erstellen zu wollen, weil ersteres trotz aller Wunden Leben ist, blutendes Leben, und zweiteres null Kelvin? Oder ritzen sich nach dieser Logik auch Emos, "um etwas zu spüren", und ich muss nur mal zu Dr. Lecter in die Praxis?
Und ist es nur eine Flucht vor meiner Ohnmacht, nur eine verbale Kompensation meiner Inertie, wohlfeil Revolution zu fordern, Revolution und Mitgefühl, wo doch das Volk mit dem Status Quo zufrieden scheint und "Neon" kauft? Gibt es kein Publikum für Aktivismus und Änderung außer im Amnesty-Anzeiger, und will ich nur nicht erkennen, dass der Horizont der meisten Menschen scheinbar am Rande ihrer Blase endet und sie damit nicht nur zufrieden sind, sondern sogar glücklich, und ich ihnen unzulässig reinredete, wenn ich sie zum Weitersehen zwingen wollte, wie ich auch kein Oktroi meiner Lebensgestaltung wünsche und es sogar bitter bekämpfe?
Und trotzdem, und trotzdem, und trotzdem.
Und trotzdem will ich wider den Stachel löcken.
Und trotzdem will ich nicht schweigen.
Und trotzdem will ich, zuerst, dagegen sein.
Denn das ist meine Sehnsucht.
13.08.2008
Nach der Saison, vor der Saison
Zwar stand ich in Bremen und Heidelberg im Finale und habe auch in Halle und Göttingen die Vorrunden überstanden, aber letztere beide Male nur mit viel Ach und Krach, und in Berlin sind Freund M. und ich gar schmählich untergegangen, wo wir nach einem Jahr des Trainings doch hätten auftrumpfen können und müssen. Warum nicht?
Vereinzelt schlechte Tagesformen und sehr seltene ungelegene Themen beiseite, ist mein Selbstverständnis nach mittlerweile vier Jahren in diesem Zirkus so, dass es mit meinem Team immer bis in die K.O.-Runden reichen (danach ist man in Gottes Hand) und ich selbst unter den ersten zwanzig Rednern der Vorrunden landen sollte. Wenn nicht, sind also entweder meine Partner unfähig (nein), unsere Chemie stimmt nicht (auch nicht), ich schätze mich völlig falsch ein (schon wahrscheinlicher, aber ich arbeite fast kontinuierlich daran, das Dickicht meiner Gedanken für die Welt verständlicher zu machen, zum Beispiel in diesem Blog, und habe nach all der Zeit ein gutes Gespür für meine momentane Leistung entwickelt, also eher auch nicht), oder ich werde mangelhaft bewertet.
Und leider war das dieses Jahr in mindestens drei entscheidenden Debatten in drei verschiedenen Turnieren auf zum Teil schockierende Weise der Fall. Es ist einigermaßen frustrierend, bis in die Knochen hinein zu wissen, dass man auf jeden Fall nicht Letzter war, und dann in notwendiger Ermangelung objektiver Stoppuhren oder unfehlbarer Hochsprungstangen von Richtern abzuhängen, denen man aus diesem oder jenem Grunde nicht grün ist, die letzte Nacht nicht geschlafen haben oder in zumindest einem Fall auch schlicht inkompetent sind, und so doch Letzter zu werden.
Das soll nicht heißen, dass ich die Arbeit der meisten Juroren nicht schätze und ehre, ich bin mit vielen von ihnen befreundet, juriere manchmal selbst und weiß, wie schwer es ist, zum einen genug qualifizierte und motivierte Leute für sein Turnier zusammenzutrommeln und zum anderen, etwas so Subjektives wie eine Rede objektiv zu bewerten. Umso schlimmer, wenn schwarze Schafe Schande über die Zunft bringen.
Letztlich gilt aber auch hier wie überall, dass die Erkenntnis nur der erste Schritt zur Verbesserung ist, der zweite aber die Tat sein muss, und darum werden Freund M. und ich uns auf den langen Weg der Reform machen, wohin er uns auch führen mag. Auf eine neue, spannende Saison!
Zeit genossen
Nach einer Besprechung mit der Marketingbeauftragten für die "Zeit"-Debatten erschien auch schon der mittlerweile nicht mehr auf dieser Stelle beschäftigte "Zeit Online"-Chefredakteur Gero von Randow, berichtete erstaunlich offen von den Schwierigkeiten, das Wesentliche der "Zeit" ins Web zu übertragen und hochdekorierte Großredakteure an despektierliche Kommentare von Usern wie "moppelchen5" zu gewöhnen, und gestand seine Ratlosigkeit vor der Hundert-Millionen-Dollar-Frage, wie sich im Netz Geld verdienen lässt, ohne zu einer Klickfarm voller praller Euter und journalistischem Dung zu degenerieren.
Nachdem uns auch der Chefredakteur von "Zeit Campus" Manuel Hartung besucht und zum Mittagessen in einem exzellenten Restaurant mit einer Suppe zum Reinlegen begleitet hatte, wobei er die in meiner Gegenwart stark leichtfertige Bitte äußerte, die neueste Ausgabe seines Magazins doch einmal schriftlich zu kritisieren, was ihm nach eine Zeitlang später vollbrachter, zwanzigabsatziger Tat aber erstaunlich gut gefallen zu haben scheint, und zwei PR-Angestellte uns sehr hilfreiche Tipps zur Turnier- und Eventorganisation gegeben hatten, hieß es noch einmal schnell einen Espresso trinken, das Hemd zurechtzupfen und auf Giovanni di Lorenzo warten.
Der Chefredakteur der "Zeit" nahm sich über eine Stunde für uns und sprach frei und sympathisch von seinem Leben, seiner Zeitung und seinen drei Tipps für Erfolg im Beruf, nur der klugen Frage, ob er das Blatt mache, das die Menschen brauchten, oder das, welches sie wollten, wich er aus unbekanntem Grunde aus. Zusammen aber ein durchaus unvergesslicher Tag mit einem Block voll wertvoller Information und angenehmsten Gesprächen wie von gleich zu gleich, wie ich im Zug nach Hause dachte, bevor ich einschlief, dem VDCH im Geiste dankend und der "Zeit" noch mehr. Gerne und immer wieder!
12.08.2008
Rechte Links
Trotzdem beginne ich mit einem Nichtlink, weil ich der 9/11-"Truth"-Bewegung nicht einen Klick mehr bescheren will. Es ist unendlich, unendlich deprimierend, Website über Website zu lesen, auf der nominell erwachsene, universitätsgebildete Menschen allen Ernstes behaupten, die US-Regierung habe die Telefonanrufe von Flug 93 per Sprachcomputer gefälscht und dann die unschuldigen Passagiere in einem Hangar vergast. Erneut, ich bin nicht religiös, aber ich kann in gewissen Weisen verstehen, wenn Menschen an etwas jenseits des Erklärbaren glauben. Nicht aber, wenn sie an etwas glauben, was anders erklärt ist, so wasserdicht, wie es bei einem Kriminalfall nur möglich ist. Ich entwickele dann Phantasien, von denen ein de Sade noch lernen könnte. Ich möchte würgen, stechen und schlachten, bis ich, mit Hirn und Blut besudelt, über den dampfenden Leichen stehe und brülle, kapiert Ihr's jetzt?, bis mir das SEK zurecht fünfmal in den Kopf schießt. Kurz, es ist nicht schön.
Wie beruhigend darum, wie tröstend, wie lehrreich, wie James Meigs und David Dunbar, die Herausgeber des Magazins "Popular Mechanics" und des fraglos famosen Buchs "Debunking 9/11 Myths" in dieser Fernsehdiskussion mit den Rattenkönigen der "Truth"-Bewegung und "Köpfen" hinter der "Dokumentation" "Loose Change", Dylan Avery und Jason Bermas, umgehen. Immer ruhig, immer sachlich und immer sympathisch lassen die beiden im besten Sinne Erwachsenen die "Truther" als die bis in die Körpersprache hinein paranoiden Fanatiker dastehen, die sie sind, weit über den Zeitpunkt hinaus, an dem ich über den Tisch gesprungen wäre und die respektlosen Früchtchen im Namen Newtons schreiend erwürgt hätte. Sehr instruktiv.
Jetzt was Lustiges: Titten! Aber was steht denn da Unkomisches am Ende?
Na egal, hier sind Internet-Porno-Statistiken. Dazu die zehn häufigsten Suchbegriffe, mit denen die Leute im Juli auf mein Blog gekommen sind: "Loteria Primitiva", "Veronika Ferres nackt", "Ariadne von Schirach", "Klitoris", "Andreas Lazar", "Ferres nackt", "Lotteria Primitiva", "Andis Soapbox", "Strukki" und "Veronica Ferres nackt". "Krummer Schwanz" hat es diesmal leider nicht ganz in die Top Ten geschafft, aber ich bin zuversichtlich, dass es in Zukunft genug "Onlineshopper" und "Zeit-Online-Leser" geben wird, um unseren Kleinen zumindest einmal über diese Schwelle zu heben.
Nun etwas Wissen: über die Zukunft kommerzieller Raumfahrt. Und unbemannte Flugzeuge. Wie die Société Générale betrogen wurde. Warum wir schon in der "Gattaca"-Gesellschaft leben. Oder doch nicht? Warum es in Afghanistan sehr schlecht aussieht. Warum die Jugend zu konformistisch ist. Und warum es der Welt trotz allem gut geht.
Dazwischen: Wow, hat Maxim Biller recht! Über Brecht, über die "Friedens"bewegung, über Moral und vor allem über deutsche Bücher und Filme, kaum ein Satz, den ich nicht dick unterstreichen, nicht lang zitieren möchte. Alles, was ich über Juli Zeh gesagt habe und noch mehr, großartig von einem wenigstens hierin Geistesverwandten ausgedrückt. Klasse!
Dann aber einiges an Moral: Wir sollten nicht von den Früchten des giftigen Baums naschen. Aber auf die ehemalige US-Generaloberstabsärztin Joycelyn Elders hören. Nach humanitären Katastrophen nicht Engagement heucheln, sondern lieber jetzt Georgien helfen. Hierzulande Vorwahlen einführen. Öfter knutschen. Häusliche Gewalt beenden, ich liebe, bewundere und verehre Patrick Stewart. Und endlich den Unterschied von Freiheit und Sicherheit verstehen, was für ein großartiger Artikel.
Kurz vor dem Ende zwei Videos zum Mitlachen: World Map Master Lilly weiß, wo alle Länder hängen, Orson Welles aber nicht so genau, wo er selbst ist, ich könnte Stunden über sein "Mwaaahhhahhhh" lachen!
Schließlich noch was zum Auslachen: "Gleitender Sorgfaltsmaßstab" ist mein orwellsches Wort des Jahres. Wäh wäh, meine Kommentierer sind so schlimm? Als einer, der im guten alten toten Usenet online-großgeworden ist, sage ich: Lasst Euch Eier wachsen und schlagt Eure Trolle tot, Ihr gottverdammten, latteschlürfenden, volvofahrenden Vollkornhippies! Aber was rege ich mich auf, die Deutschen können ja ohnehin nicht richtig bloggen. Doch die bösen Briten machen Genexperimente! Und das ist auch gut so. Nicht gut: Die bööööösen Mobber im WWW. Ist es vom heutigen deutschen "Journalismus" zuviel verlangt, darauf hinzuweisen, dass auch die "Zeit"-Mutter Holtzbrinck mit SchülerVZ eine dieser höllenhaften "Schwatzbuden" unterhält? Ach so, das würde die ganze Prämisse der Hetzschrift unterminieren? Hmm ...
Zuletzt aber: nur gute Nachrichten. Ein schönes Ende!
09.08.2008
Das und Dies
Ich möchte wirklich, dass Barack Obama die US-Präsidentschaftswahl gewinnt. Wirklich sehr. Weil diese Welt eine verantwortliche, demokratische Führung mit westlichen Werten bis auf Weiteres nötig hat, und weil die USA das einzige Land sind, das sie leisten kann. China? Yeah right. Russland? Don't make me laugh, zumal ich, als ich vor einigen Tagen den Kiel für diesen Eintrag gelegt habe, noch nicht wusste, daß die Neosowjets einen Krieg in Georgien provozieren würden, aber es passt, es passt, und der Zeitpunkt ist original putinsche Perfektion. Afrika? Ach ja, da ist ja noch ein Kontinent. Südamerika oder Indien? Na, vielleicht in 50 Jahren. Schließlich Europa? Erneut, der Scheich fickt den Harem, nicht der Eunuch.
Aber Mann, ich kriege langsam wirklich sehr Angst vor der republikanischen Angriffsmaschine. Sie hat aus dem vor Redlichkeit brettsteifen Kriegshelden John Kerry fast mühelos einen sich für Orden selbst Verletzungen zufügenden, französischen Wendehals gemacht und einen folternden Lebensversager zu Gottes zweitem Sohn emporgeschrie(b)en, und jetzt ist sie dabei, den wahrscheinlich inspirierendsten Politiker seiner Generation zu Britney Spears zu machen, und nicht zur sexy Britney der Jahrtausendwende, mit der alle schlafen wollten, sondern zum Glatzkopf mit dem tödlichen Regenschirm.
Und da kann ich mir noch so sehr wünschen, die Wähler mögen diese geschmacklosen Attacken aufgeklärt durchschauen und angemessen bestrafen, sie wirken, und in einem Medienklima, das Artikel, die buchstäblich schon als Satiren im "Onion" erschienen sind, ernst meint, werden sie durch tausendfaches und tausendfaches Wiederkäuen legitimiert und validiert, bis sie schließlich zur zerstörerischen Truthiness gerinnen. Mir bleibt daher nur, auf das Können und die Kreativität Obamas und seines Teams zu hoffen, aber ich weiß auch nicht, wie sie der Wahrheit entrinnen wollen, dass man nie mit einem Schwein ringen soll, weil man dann schmutzig wird und das Schwein es genießt. Hoffen wir!
Übrigens, in McCains Werbespot kommt auch eine gewisse Paris Whitney Hilton vor, und jetzt kommt etwas, was einige Leser vielleicht schockierender finden werden als einen Mann, der sich einen Tausendfüßler in den Penis steckt, es lohnt sich auch, das ganze Blog durchzulesen, für bestimmte Werte von "lohnen":
Paris Hilton ist gar nicht so schlimm.
Ich weiß, das Video da, Ihr wisst schon, macht nicht den Eindruck, als wüsste Hilton so genau, was Sex eigentlich ist, und ihre Ubiquität, ihr Prosecco, ihre Film"rollen", ihre Musik, selbst ihre vielgehassten Füße, jaja, jaja.
Doch wenn man sich das Video da, Ihr wisst schon, nochmal anschaut, und dabei erkennt, wen darin man eigentlich hassen sollte, "I love you and can I please take off your pants" indeed, oder wenn man sich, und ich weiß, perverse Perpetuierung öffentlicher Aberrationen, aber trotzdem mal, Hiltons Liebesbriefe an Nick Carter durchliest, oder auch, wenn man sich ihre Antwort auf McCains Werbespot ansieht und dabei erkennt, dass Paris eine Erziehung genossen hat, dass sie sich im Gegensatz zu Lindsay oder Britney in ganzen Sätzen artikulieren kann, und dass sie sogar, perish the thought, ein eher schüchternes Mädchen zu sein scheint, dann kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man es mit einer durchaus liebenswerten Person zu tun hat. Sicher, bisweilen naiv, einschüchternd geschäftstüchtig, und singen kann sie auch nicht besonders gut, aber ist das Grund, sich lachend an ihren Tränen zu weiden? Gar ihren Tod herbeizufantasieren? Hoffen wir nicht!
Aber apropos Singen, einer der Gründe, warum ich am Ende jenes Eintrages "Na, vielleicht" geschrieben habe, ist, dass ich mich erinnerte, dass ich selbst vor vielen Jahren auf eher verschlungenem Wege zur Schönheit der Oper gekommen bin, auch wenn Inva Mula-Tchakos Technik im Gegensatz zu der Paul Potts' frei von Fehlern ist. Trotzdem ist ihr "Il dolce suono" in "The Fifth Element" zu hören nicht jedermanns Einstieg in die Welt der Klassik.
Sei's drum.
02.08.2008
Fotostories
Vor über einem Jahr haben wir Molières "Le misanthrope" ("Der Menschenfeind") aufgeführt. Erstaunlich, wie zeitlos und universal das Stück ist und wieviel Spaß es macht, sowas zu spielen. Ob ich öfter weiße Anzüge tragen sollte? Dieses Foto von mir auf der Deutschen Debattiermeisterschaft 2007 ist in der aktuellen "Zeit Debatten"-Broschüre, rechts unten neben dem von Helmut Schmidt. Schön und gut, aber warum muss es ausgerechnet nach einer Nacht fast ohne Schlaf und aus unserer mit Abstand schlechtesten Debatte zum Thema der Alltagspornographie aufgenommen sein? Naja, solange sie den Namen richtig schreiben ...
Zur Langen Nacht der Museen war ich in diesem Jahr mal wieder unterwegs. Ewig unvergessen bleiben wird mir nach gefühlt fünfstündiger Wartezeit die Bootsführung durch den oben im Luftfoto abgebildeten Stuttgarter Hafen, deren absolute realsatirische Meisterschaft hier wiederzugeben unmöglich ist, aber einer ihrer Höhepunkte war der Hinweis darauf, dass das winzige rote Licht, das man in der Ferne auf dem nächtlichen Fluss brennen sehen konnte, wenn man scharf durch die spiegelnden Scheiben schaute, zur Obertürkheimer Schleuse gehöre!
Unsere geliebte, gute alte Wilhelma dagegen sieht bei Nacht wie Tag ehrwürdig und elegant aus, wie die feine, weltgewandte Dame, die sie ist. Die Schönheit der Schöpfung macht demütig und zufrieden. Im späten Frühling schließlich habe ich Schwester A. in der Schweizer Kapitale Bern besucht, und ich war früher oft in der Schweiz, und diesmal haben wir es leider nicht in die Berge geschafft, aber großer Gott, sind die majestätisch. Alle irdischen Beschwernisse schrumpfen vor dieser demutgebietenden Kulisse, auf der man mit etwas gutem Willen Eiger, Mönch und Jungfrau erkennen kann. Oder brauche ich nur auch so eine Pumpe?
28.07.2008
Kurzkritiken der Kulturproduktion
"Der Kick" dagegen, den wir auch mal gespielt haben, erzählt eine im Grunde kleine Geschichte eines Mordes in der brandenburgischen Provinz. Aber was der ausnehmend begabte Regisseur Andres Veiel und seine Schauspieler Susanne-Marie Wrage und Markus Lerch, die auch in der hier verlinkten abgefilmten Fassung des Stücks zu sehen sind, mit nichts als schwarzen Alltagsklamotten, einem Bauwagen und einer Holzbank daraus auffächern, ist erschütternd und großartig. Unbedingt ansehen!
"The Last Hero" ist eine wunderschöne Geschichte, in der alles stimmt, von den liebenswerten (Carrot) oder wenigstens beeindruckenden (Vetinari) Figuren über den fantasievollen Plot bis zu den herrlichen Illustrationen, an denen man sich kaum sattsehen kann. Aber warum wirkt dann "Making Money" vom selben Terry Pratchett so müde und die Geschichte so lustlos, und warum scheinen die Charaktere nur noch so zu heißen wie ihre geliebten Inkarnationen in früheren "Discworld"-Büchern, aber nun von nicht besonders begabten oder sympathischen Hochstaplern gespielt zu werden, selbst mein ewig bewunderter Havelock Vetinari? Ich traue mich kaum, es zu fragen, aber kann es sein, dass Pratchetts beginnender Alzheimer sich schon auf sein Schreiben auszuwirken beginnt? Hoffentlich bald gute Besserung!
"Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" von Walter Benjamin schließlich ist trotz seines Klassikerstatus ein in vieler Hinsicht typisch ärgerliches geisteswissenschaftliches Paper: Weder Abstract noch Zusammenfassung, weder klare Punkte noch präzise Begriffe erleichtern die Lektüre. Fast dreißig Seiten blubbert Benjamin, doch seine eigentliche Aussage lässt sich in einer tautologischen Zeile zusammenfassen: Die Einzigartigkeit von Kunstwerken geht verloren, wenn sie nicht mehr einzigartig sind. Das hätte ich auch schreiben können!
Soviel für diesmal.
27.07.2008
Banned
Anna Kühnes Blog kennen die Leser dieser Holzkiste hier vielleicht noch aus einer Empfehlung im März letzten Jahres, obwohl ich mittlerweile gemerkt habe, dass jener schöne Artikel gar nicht von der Blogmistress selbst ist.
Was ich seither auch gemerkt habe, ist, dass Anna Kühne ein, zartfühlend formuliert, ambivalentes Verhältnis zur objektiven Realität hat. So glaubt sie zum Beispiel an 9/11-Verschwörungstheorien.
Und boy, ist das Kryptonit für mich. Boy. Ich bin Atheist, aber wenn ich eine Religion habe, dann die Wissenschaft. Weil die Wissenschaft das Leben besser macht. Weil Wissenschaft heißt, dass weniger Menschen in kalten Höhlen an unbehandelten Säbelzahntigerwunden sterben müssen, und mehr Menschen ihr erstes Lebensjahr überleben. Wissenschaft ist angewandtes Mitgefühl.
Man muss das nicht aktiv honorieren, nicht selbst Wissenschaftler werden oder sowas, man kann auch ruhig die Gefahren der Wissenschaft beschwören, stimmt ja sogar manchmal, denn passive Nutzung der unglaublichen Früchte der wissenschaftlichen Methode scheint mir Ehrbezeugung genug, qui tacet consentire videtur, und wer unser modernes Utopia auf Erden ablehnt, kann ja immer noch zurück in die Höhle ziehen und mit 35 sterben.
Aber bei Gott, man kann nicht die Prinzipien ablehnen, auf denen die Wissenschaft fußt, und das auch noch als Gipfel aller Gipfel der Heuchelei mit Mitteln, die nur existieren, weil es diese Prinzipien gibt, wie Videokameras und Computer. Ich möchte jeden mit voller Wucht ohrfeigen, der nur lebt, weil es diese Prinzipien gibt, und nicht mal den gottverdammten grundlegenden Anstand hat, sie wenigstens f'ing zu kennen, sie, die ihm jeden Tag, Sekunde für Sekunde reinsten weißen Zucker ins Rektum blasen. Ich möchte jeden mit härtesten Gammastrahlen beschießen, der glaubt, 250 Kilo schwer im Aragorn-Shirt in Mamas Keller sitzend, mit seinem Abschluß in Mythologie und englischer Literatur definitiv anhand körniger YouTube-Videos in 320x240 entscheiden zu können, dass WTC 7 gesprengt wurde, weil es, arrgh, arrrrrrrrrrgh, bekanntlich keine einfachere Methode gibt, die zahllosen minutiösen Dokumente und Protokolle der ultrageheimen jüdisch-freimaurerischen Terrorverschwörung verschwinden zu lassen, als das Gebäude, in dem sie gelagert wurden, am Nachmittag in die Luft zu jagen, Stunden, nachdem die beiden Türme nebenan eingestürzt sind, arrrgh. Das gibt noch nicht einmal menschlich Sinn, geschweige denn nach den wissenschaftlichen Prinzipien der Objektivität und Logik.
Diese Prinzipen sagen nichts Anderes, als dass A gleich A ist oder 2 + 2 = 4, "1984" ist eins der besten Bücher, das es gibt, und Orwell ein Genie. Wenn man sich einig ist, dass A = A ist, wenn es also Vergleichbarkeit gibt und Überprüfbarkeit und ein gemeinsames Fundament, auch wenn es immer löchrig sein wird, danke Gödel, Du Arsch, Du Genie, dann entsteht Wissenschaft, dann entsteht Freiheit.
Und umgekehrt heißt, sie abzulehnen, zu sagen, dass A gleich B ist oder gleich Zwetschgendatschi, Dank an meine Grundschulmathelehrerin für dieses Mem, oder dass 2 + 2 = 5 ist und Krieg Frieden, jede gemeinsame Grundlage aufzukündigen, jede Möglichkeit der Verständigung abzulehnen, also Aberglaube, Tyrannei, die Höhle. Wenn es keine objektive Realität gibt, auf die man sich einigen kann, Argumente also keine Macht haben, wer sagt, dass der große Skarabäus nicht die Sonnenkugel über den Himmel rollt, gibt es nichts mehr als das Recht des Stärkeren, nichts mehr als seinen Terror. Orwell war wirklich ein f'ing Genie.
Allein aus ihrer Selbsterhaltung heraus sollte man also meinen, dass Anna Kühnes Aufforderung, eine Gegenmeinung zur Darstellung des "Muslim-Marktes" über Samir Kuntar und seine Taten einzustellen (wir erinnern uns, Samir Kuntar, der verurteilte Kindermörder), ernst gemeint und ihr Wissensdurst echt ist, zumal der "Muslim-Markt", erneut zartfühlend formuliert, keine sehr neutrale Quelle ist.
No dice. Dieser mein Kommentar wurde schnellstmöglich gelöscht und ich verbannt. Ich akzeptiere die Idee des digitalen Hausrechts, auch wenn in meinem Internetheim von mir aus jeder so wüten darf, wie er will, unter anderem deshalb, weil ich in über zehn Jahren online noch keinen größeren Gorilla getroffen habe als mich und von den fast gleich starken Affen mit am meisten gelernt habe, doch falls ich wie in meinen ebenfalls gelöschten Kommentaren zu Anna Kühnes 9/11-Aberglauben zu schnippisch oder bösartig war, soll sie mich ruhig löschen und bannen, es tut mir im Interesse größerer Überzeugungskraft manchmal auch ganz gut, die Gammastrahlenkanone gestopft zu kriegen.
Aber trotzdem ist Samir Kuntar ein verurteilter Mörder.
Hell, man sieht im Yediot-Aharonot-Report ja buchstäblich noch die Gehirnmasse der kleinen Einat Haran am Gewehr kleben. Und gleich wer sie in welchem Ton vorträgt, diese Wahrheit bleibt eine Wahrheit, und es ist wie schon bei den 9/11-Fantasien unglaubliches Kryptonit für mich, dass es Menschen gibt, denen diese Wahrheit nicht zugänglich zu sein scheint, die lieber an komplett gekaufte Richter und Pathologen, Hologrammflugzeuge und zur Aktenvernichtung gesprengte Hochhäuser glauben als daran, dass A = A ist.
Denn wenn das auch nur für eine spürbare Minderheit in diesen oder anderen Fällen der Fall ist, welche Hoffnung gibt es dann, sie jemals mit der Macht der Worte und dem zwanglosen Zwang des besseren Arguments zu überzeugen? Welchen demokratischen Instrumenten sind sie zugänglich? Welche andere Wahl gibt es dann, als sie mit dem Schwert zu zwingen? Wie soll man einem Geist, der sich nur dem Recht des Stärkeren beugt, anders begegnen als mit Gewalt? Muss man Krieg führen, um Frieden zu gewinnen?
Und sei es nur insoweit, einen kleinen Kommentar zu einem anklagenden Eintrag aufzublasen?
Vielleicht ist das das grundlegende Problem jeder Politik, jeder Gesellschaft. Und vielleicht muss die Antwort Ja lauten, mit Vorsicht und nie leicht, aber eindeutig Ja. Barack Obama:
I'm left then with Lincoln, who like no man before or since understood both the deliberative function of our democracy and the limits of such deliberation. We remember him for the firmness and depth of his convictions — his unyielding opposition to slavery and his determination that a house divided could not stand. But his presidency was guided by a practicality that would distress us today, a practicality that led him to test various bargains with the South in order to maintain the Union without war; to appoint and discard general after general, strategy after strategy, once war broke out; to stretch the Constitution to the breaking point in order to see the war through to a successful conclusion. I like to believe that for Lincoln, it was never a matter of abandoning conviction for the sake of expediency. Rather, it was a matter of maintaining within himself the balance between two contradictory ideas — that we must talk and reach for common understandings, precisely because all of us are imperfect and can never act with the certainty that God is on our side; and yet at times we must act nonetheless, as if we are certain, protected from error only by providence. That self-awareness, that humility, led Lincoln to advance his principles through the framework of our democracy, through speeches and debate, through the reasoned arguments that might appeal to the better angels of our nature. It was this same humility that allowed him, once the conversation between North and South broke down and war became inevitable, to resist the temptation to demonize the fathers and sons who did battle on the other side, or to diminish the horror of war, no matter how just it might be. The blood of slaves reminds us that our pragmatism can sometimes be moral cowardice. Lincoln, and those buried at Gettysburg, remind us that we should pursue our own absolute truths only if we acknowledge that there may be a terrible price to pay.
Wohlan denn.26.07.2008
Ausgewählte Ärgernisse
Aber fuck, ist die "Welt" reaktionär. Fuck.
Nacktfotos von Models, Pamela und Mapplethorpe sind pornographisch. Die glücklich verheiratete Entenmutter Schiffer leidet nicht unter "Emanzipationspanik". Doch Frauen entwickeln nach Gesprächen mit ihren Freundinnen gerne lächerliche Moralpaniken.
Ach so, das war übrigens alles in einer Ausgabe. Aber aus welchem Jahr?
Apropos 1958, der "Comedian" Mario Barth hat vor kurzem 70.000 Zuschauer ins Berliner Olympiastadion gezogen.
Fuuuuuuck. Ich meine, fuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuck.
Als der Führer dort aufgetreten ist, hatte er wenigstens Niveau. Und Pointen. Und hat was Neues gesagt. Sicher, die Neuigkeiten hatten viel mit tyrannischer Weltherrschaft zu tun, und die Pointen handelten meistens von Juden und Bolschewiken oder auch mal von jüdischen Bolschewiken oder bolschewistischen Juden, und das Niveau war das aktuelle der Reichswehrtechnik, aber ist das nicht trotzdem besser, auf böse Weise sinnvoller, erfüllender, anregender, als einem Berliner Hanswurst beim Recital der ältesten Klosprüche und dümmsten Vorurteile zuzujubeln? Huhuhahaha, Schwarze und Weiße sind so verschieden! Brahahaha, wir werden uns nie verstehen! Hehehe, die fressen immer Wassermelonen!!
Disclaimer für meine Kanzlerkandidatur: Der vorhergehende Absatz stellt keine Befürwortung des "Dritten Reiches" dar. Aber eine bestimmt justiziable Verunglimpfung Mario Barths. Was ist schon ein richtiger Kanzlerkandidat ohne ein cooles Outlaw-Image?
Der hier, das ist ein Komödiant, der den Namen verdient. Nur ein Mann und ein Mikro, aber unendlich witzig, unendlich erfüllend, unendlich anregend, Weißclown und August in einem, den ganzen Widersinn und alle Unmenschlichkeit der conditio humana in nur zwei, drei Sätzen sezierend. Warum ist George Carlin gestorben, und Barth lebt??
Schließlich: Dieser Werbespot macht die Runde, und ich habe damit die Gelegenheit, wieder aktuell zu sagen, was mich am Phänomen Paul Potts stört.
Er kann nicht besonders gut singen.
Sicher, für die Amateuroper von Bath reicht es, und das soll keine Herabwürdigung sein, dieser Autor trifft beim Singstar noch nicht mal auf "Einfach" die Töne, aber Potts ist eben kein besonders guter Opernsänger, so wie die Stuttgarter Kickers auch keine erstklassige Fußballmannschaft sind, seufz. Dass das Publikum im Studio und vor der Glotze in gänsehäutige Verzückung gerät, ist daher nur zu einem Teil ihm anzurechnen, zum größeren Teil aber Puccini und Adami/Simoni, deren Töne und Worte den modernen, klassikentwöhnten Zuhörern, die etwas erstaunlicherweise selbst eine der ausgeleiertesten, unter anderem ausgiebig von einem gewissen Luciano Pavarotti bearbeiteten Arien wie "Nessun dorma" nicht zu kennen scheinen, offenbar wie Himmelsbrote schmecken.
Aber so klingt Puccini halt. Und er ist jetzt auch schon fast 84 Jahre tot, Zigarren Kette zu rauchen macht zwar eine dicke Hose, aber ein kurzes Leben. Und seine Opern und Arien wurden und werden nicht gerade selten gespielt, um es vorsichtig zu formulieren, hell, selbst das deformierte Bastardkind von Gilbert und Sullivan, also das Musical, spielt in "Miss Saigon" nur "Madama Butterfly" und in "Rent" "La bohème" nach (und das schlecht), Andrew Lloyd Webbers großzügige "Inspiration" des "Phantom of the Opera" durch "La fanciulla del West", überhaupt seines gesamten Gesamtwerks durch den Maestro nicht zu vergessen. Es ist auch nicht so, als ob das alles Geheimwissen wäre und als ob man Opern nur auf Grammophonwalzen kaufen könnte.
Was also beklatschen die Pottsfans anderes als ihre eigene Ignoranz?
Was verkauft die Telekom anderes als eine leidliche Kopie eines Monet an ein Publikum, das noch nie ein Gemälde gesehen hat, während woanders zehn Picassos verhungern?
Und muss man solche Travestien der Kulturgeschichte in der vagen Hoffnung gutheißen, dass sich ein oder zwei Kabelfernsehzuschauer einmal in ein echtes Opernhaus verirren? Sind die Mittel, solange der hehre Zweck der Kulturförderung verfolgt wird, also egal?
Na, vielleicht.
25.07.2008
Putin
Seriously, "es ist auch eine Rückkehr nach Hause" sagen, bei seinem ersten Besuch als russischer Präsident in f'ing Dresden, der Stadt, in der er fünf Jahre als Agent des f'ing KGB für die f'ing Sowjetunion gearbeitet hat, das Reich des Bösen? Der Mann hat Eier.
Den erstaunlich günstigerweise fast genau gleichzeitig mit Beginn seiner Amtszeit als Premierminister durch
Beslan als Vorwand, um das Führerprinzip für Regionalgouverneure einzuführen, mit 363% mehr Korruption? Oligarchen nach Sibirien verbannen, kritischen Journalisten durch Satrapen in den Kopf schießen und Dissidenten wie Blofeld mit Polonium vergiften lassen, und wenn ein westlicher Politiker all seinen wenigen Mut zusammennimmt und ihn dafür schüchtern kritisiert, ihn in einer halben Sekunde mit messerscharfem Witz und intimstem Detailwissen über demokratische Verfehlungen im Heimatland des Politikers rhetorisch wie diplomatisch mit kaltem Lächeln für immer schachmatt setzen, pardon the pun, Garri? Den Buchstaben des Gesetzes befolgen, mit der linken eine Handpuppe zum Präsidenten machen und mit der rechten tatsächlich behaupten, nichts als ein paar Aktien und zwei alte Autos zu besitzen, zwei f'ing Wolgas? Und mit all dem durchkommen? Gar ein f'ing "lupenreiner Demokrat" genannt werden? Der Mann ist ein Genie. Der mit Abstand unterschätzteste Staatsmann des beginnenden 21. Jahrhunderts. Und der gefährlichste.
Mehr hier.
Ein guter Pokerabend
Uh-oh, und schon wieder ein neuer Skandal für meine Kanzlerkandidatur.
Also sagte ich freudig zu, als es letztes Wochenende mit M. zu einer neuen Runde gehen sollte, Zwei-Euro-Buy-In-Cashgame zu sechst ganz in der Nähe von zuhause.
Ich bin mit 9,52 Euro Gewinn heimgetorkelt, die Unmengen an Bier, Wein und (Kartoffel-)Chips in meinem Magen nicht mitgezählt.
Tell-Broadcasting wie auf einem Fernsehturm. Calling meiner Nuts, zwanghaft wie kleine Rain Men. Alle Draws getroffen und keiner geglaubt. Und wenn ich doch mal weniger hatte als der Gewinner, dank mausiger Wetten vor größeren Verlusten bewahrt. Am Ende durch pure Gravitationskraft noch die letzten Chips auf meinen riesigen Berg gezogen und zwar vielleicht nicht die Sympathie der sehr netten Mitspieler gewonnen, aber ihr Geld. Und wenn es ein Ziel beim Pokern gibt, dann dieses.
Möge es immer so sein!
19.07.2008
Faust
Nun hat die Hisbollah die Soldaten im Austausch für den Terroristen Samir Kuntar und vier Hisbollah-Milizionäre freigelassen.
Aber eigentlich trifft es "freigelassen" nicht so ganz, weil Goldwasser und Regev wohl schon seit zwei Jahren tot sind, was der Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah, um Verhandlungsmacht zu gewinnen, bis zur Übergabe geheimgehalten hat, und die israelischen Behörden etwas schockierenderweise die ganze Zeit nicht gewusst zu haben scheinen. Ich sagte doch, die Hisbollah ist f'ing hocheffektiv.
Samir Kuntar hat übrigens einen 32-jährigen Mann, Danny Haran, vor den Augen seiner vierjährigen Tochter Einat hinterrücks erschossen und dann den Kopf des Kindes auf Strandfelsen mit dem Kolben seines Gewehrs zerschmettert. Hassan Nasrallah hat zu seiner Begrüßung Banner und Flaggen aufgehängt, ihn geknutscht und umarmt und gesagt, dass die Zeit der Niederlagen vorbei und die der Siege gekommen sei. Das ist, was der Nahostkonflikt ist. Das ist es.
Dem nächsten, der mir darum sagt, dass er "auch mal" Israel kritisieren möchte, werde ich einen Faustschlag versetzen.
Zur Feier des 500.
17.07.2008
Maximal viel Minikritik
"I now pronounce you Chuck & Larry": Weil niemand außer Adam Sandler Adam Sandler abnehmen würde, dass er ein unersättlicher Don Juan sein könnte, produziert Adam Sandler eben einen Film, in dem Adam Sandler ein unersättlicher Don Juan ist. Aber auch ein recht sympathischer Träger einer schön menschlichen Botschaft, und mit einem witzigen Kevin James und einer ihren Job hervorragend erfüllenden Jessica Biel sind die fast zwei Stunden trotz gelegentlicher Scherzniederlande nicht verschwendet.
Ich wünschte nur für meine geliebte Winona Ryder, ich könnte dasselbe über "Mr. Deeds" sagen. Seltsamerweise kenne ich damit fast alle Adam-Sandler-Filme, weil mich ihre originellen Prämissen immer wieder anlocken und ich dabei immer wieder aus unerklärlichem Grunde vergesse, dass hinter ihnen meistens nur schale Kalauer, krude Genitalscherze, verlogene Sentimentalitäten und ein opportunistisch an hübschen Schauspielerinnen rumfummelnder Sandler stecken, so leider auch hier. Was nur hilft gegen diese Art der Amnesie?
Doch apropos Noni, "Edward Scissorhands" ist absolut klasse! 'Nuff said.
"Free Rainer"? Not so much. Man lacht zwar über die völlig überzeichnete (?) Darstellung der dauerkoksenden Fernsehmacher, gipfelnd in uns Moritz' rasender und sehr lustiger Amokfahrt durch die Stadt, aber im Rest des Films hätte es dann doch etwas mehr als den dünnsten Aufguss aller der Menschheit bekannten Revolutionsklischees in dozierendem Ton und mit dem Holzhammer hinterm Rücken geben dürfen, dankeschön.
"Tri orísky pro Popelku" ("Drei Haselnüsse für Aschenbrödel"), natürlich zu Weihnachten im Kreise der Familie gesehen, ist dagegen wieder vollständig beglückend: Die sympathisch und sorgfältig handgemachte Produktion, der so gutaussehende wie hohle Prinz, die wahnsinnigen Kopfbedeckungen der bösen Schwiegermutter und allem und allen voran die liebenswerte und lebendige Libuše Šafránková als Titelheldin erschaffen ein rundum tolles Märchen zum Vergnügen ihrer Zuschauer jeden Alters.
Auch "I am Legend" lässt sich hoffnungsfroh an, und die erste Hälfte, in der sich Will Smith mit seiner Schäferhündin durch ein menschenleeres New York schlägt, ist tricktechnisch wie schauspielerisch und erzählerisch sehr beeindruckend. Leider bleibt er nicht allein, und damit fängt das 08/15 an und das Pathos und die Plotlöcher und die Explosionen für die Kernzielgruppe der pickligen 13- bis 15-Jährigen. Schade für alle Älteren.
"The Princess Bride": Warum hat mir niemand früher von diesem perfekten Märchen erzählt? Dieser großartigen Komödie? Dieser schmelzenden Romanze und diesem wunderbaren Abenteuerfilm? Diesem atemberaubenden Debüt von Robin Wright und diesem endlosen Zitatenschatz? Diesem ...
"There's something about Mary". Ich kannte den echt noch nicht! Aber eigentlich habe ich damit bis auf eine schöne Cameron Diaz und die eher überflüssige Erfindung der Fäkalkomödie inklusive eines Hundes, der einen Mann in die Genitalien beißt, Penisamputation hahaha!, auch nichts verpasst.
"The Big Lebowski" war dagegen eine echte, klaffende Bildungslücke. Seither trinke ich immer White Russians.
In "Glengarry Glen Ross" passiert eigentlich nicht so viel. Die meiste Zeit sitzen nur unglaublich großartige Schauspieler wie Jack Lemmon und Kevin Spacey an Tischen und reden miteinander über Immobilienverkäufe. Einer der besten Filme, die ich je gesehen habe.
Auch nicht schlecht, weil eine angenehm schräge Exploration des Andersseins: "Napoleon Dynamite".
"Cloverfield": Die Idee, einen aufwendigen Monsterfilm komplett mit Abrams-Panzern, B-2-Bombern und einem sehr glaubwürdig halb vernichteten New York ganz aus der Perspektive einer Handkamera panischer Städter zu zeigen, ist großes Kino. Das Problem ist, dass der die Handkamera haltende Hipster und seine Freunde komplett unerträgliche, gefühlstote und bis ins Endstadium wohlstandsverkrüppelte Menschenhüllen sind, denen man nach der ersten Minute einen grausamen, grausamen Tod wünscht. Zum Glück enttäuscht der Film wenigstens in dieser Hinsicht nicht. Ansonsten: What he said.
"Kuch Kuch Hota Hai": Ich habe halt in meinem Herzen einen besonderen Platz für Bollywood, so what? Wer könnte denn auch drei Stunden schwerem emotionalen Artilleriefeuer widerstehen, und Kajol? Wer wollte es?
"Rounders": "That's a position raise, I call." Wer Poker verstehen will, muss diesen Film sehen. Erklärt von Matt Damon, John Malkovich, Edward Norton, Gretchen Mol, John Turturro, Famke Janssen ...
"Funny Games U.S.": Ach, Haneke. Ach Haneke, fuck you. Ja, wäre ich ein berühmter Regisseur, würde ich auch alle meine alten deutschen Filme mit Naomi Watts und Tim Roth nachdrehen, obwohl das Original mit Susanne Lothar und dem armen toten Ulrich Mühe auch nicht schlecht gespielt sein soll, aber heh, Naomi Watts. Und auch Michael Pitt, den ich ja seit Bertoluccis wunderschöner Altmännerfantasie "The Dreamers" liebe, Michael Pitt mit seiner unglaublichen Kinofresse, seinem Cherubgesicht, seinen Augen, die schon alles gesehen haben, macht seine Sache mehr als gut, genauso wie einer meiner Lieblingskameramänner, Darius Khondji.
Aber der Film ist ganz große Kaka.
Haneke will zeigen, dass Gewalt böse ist, Böööööse mit einem großen B und ganz vielen ö. Dass sie furchtbare Folgen hat und tiefste Narben an Körper und Seele hinterlässt. Dass sie sich darum nicht fürs Entertainment eignet, und dass jeder, der sie dennoch konsumiert, ein mindestens genauso verkommenes Subjekt ist wie die psychotischen Verbrecher in seinem Film, und dem darum eine Katharsis genauso fast buchstäblich mit dem deus ex machina verweigert werden muss wie eine konventionelle Dramaturgie und ein Soundtrack. Kurz, Haneke dreht einen Porno ohne Cumshot und regt sich dann darüber auf, wenn man trotzdem einen hochkriegt.
Aber Haneke, Du Arschloch, wo ich einen hochkriege und warum, ist meine Sache, und wenn es mit Banana Split beschmierte transnistrische Shemales sind. Das heißt weder, dass ich in echt mit einem Eisbecher nach chicks with dicks jage, noch dass ich in irgendeiner Form verroht oder degeneriert bin, warum f'ing auch, und ich werde wütend, ziemlich wütend, wenn man mir das a priori unterstellt und dazu auch noch, Gipfel der Heuchelei, die Mittel nutzt, die man doch verdammen will. Weil das in zehn Meter großen Buchstaben besagt, dass nur ich, der Großregisseur Michael Haneke, fähig bin, Fakt und Fiktion zu trennen und mit dem Gefahrgut zu hantieren, der gemeine, ungewaschene Pöbel dies aber keinesfalls kann und daher vor sich selbst geschützt werden muss, durch Lehrfilme wie "Funny Games". Es ist also aristokratisches Denken, das den Film beseelt, und abgesehen davon, dass die Franzosen schon vor bald zweihundertzwanzig Jahren gezeigt haben, was man am Besten mit Aristokraten macht, führt die vermessene Aneignung des Bööööösen, um dessen Bosheit zu zeigen, auch nicht zur erhofften Erkenntnis, sondern gerät nur zu einer leidlich interessanten und uneleganten Subversion von Thrillerkonventionen. Weil Gewalt im Kino vor allem Gewalt im Kino ist, und wenn Haneke mehr Zeit unter Menschen statt vor seinem Spiegel verbringen würde, würde er das auch wissen. Schade um die schönen Schauspieler.
"Terminator: The Sarah Connor Chronicles" schließlich hat für mich alten Cyborgfan bis auf Ahnuld alles, was ein Terminator haben muss, und das in Serie: krachende Action, atemlose Spannung, moderne Tötungstechnik, eine fantastisch toughe Sarah, gespielt von einer ebenso fantastischen Lena Headey, und hübsch anphilosophisierte Voiceovers zum nochmal drüber Nachdenken. Und selbst die Abwesenheit des Gouverneurs von Kalifornien macht Summer Glau mehr als wett: Wenig ist sexier, als einem zierlichen 1,70-Mädchen dabei zuzusehen, wie es zwei Meter großen Kampfrobotern aus der Zukunft das Genick bricht, und wenig furchterregender, als in ihr schönes leeres Puppengesicht zu blicken. Mehr davon!
10.07.2008
Pauline mit den Zündhölzlein
Die Eltern sehen nicht sehr glücklich aus. Mehr noch, sie entscheiden sich, ihre Probleme mit der ganzen Straßenbahn zu teilen, indem sie sie in jammerndem Ton unüberhörbar diskutieren, und auf eine Art, die andeutet, dass sie schon einmal gehört haben, was für Instrumente der Konfliktbewältigung es gibt, Verbalisierung, Vernunft, Vermeidung von Anklagen und so weiter.
Sie können nur überhaupt nicht damit umgehen.
Sie sind wie die vierjährige Tochter, die an Papis Skalpell gekommen ist und es zum Haareschneiden ihrer Barbies nutzt. Sie sind wie der neunjährige Sohn, der aus Trotz die verbotene Stihl 441 aus dem Schuppen geklaut hat und sie neben der alten Eiche anwirft, obwohl er die Säge kaum tragen kann. Man möchte zu ihnen stürzen, das tödliche Werkzeug wegreißen und sie aus purem Entsetzen ohrfeigen, wofür man sich noch Jahre später schämen wird. Man möchte sie umarmen und weinen und sie eindringlichst bitten, das bloß nie nie nie mehr zu tun. Und ihnen dann ein Eis kaufen.
Wäre es nur so einfach.
02.07.2008
Videoabend 8: Telekolleg
I'm gonna fuck your mom.
Ein Karikaturist erzählt faszinierend von seiner Arbeit.
Marions Köder. Kein Kommentar, oder ich komme in den Knast.
Randy Pauschs letzte Vorlesung in Kurzform. Was aus dem Wahlkampf, dem amerikanischen: Hillarys 3 a.m.-Mädchen wählt Obama, Obama selbst spielt und spricht sympathisch über Basketball und ziemlich beeindruckend über Rassismus und Reverend Wright. Batman kommentiert die Wahl, Reverend Moon wirkt verrückt hinter den Kulissen, "Big Joooooohn" wird besungen, der Weg in den Krieg im Detail gezeigt, und die CBS-Reporterin Lara Logan berichtet unglaublich bewegend, unglaublich tough und unglaublich sexy, was denn?, aus Afghanistan und dem Irak.
Gegen Ende ein wenig Musik. Kermit der Frosch singt "Hurt": Schließlich, ähm, sind diese beiden Artikel über weibliche Ejakulation f'ing faszinierend, und dieses Lehrvideo über, hemm, Tacoessen ist nicht nur fantastisch instruktiv, sondern auch extrem, heh, sättigend. Frohes Pauken!
MEPHISTOPHELES
Grau, teurer Freund, ist alle Theorie,
Und grün des Lebens goldner Baum.
01.07.2008
Zehnjähriges Klassentreffen
Das dachte ich und daran, dass meine ehemaligen Mitschüler und andere frühere Wegbegleiter nach und nach alle ins meinVZ und nach Xing wechseln und mir Fotos von ihrer Hochzeit "nach mehr als acht gemeinsamen Jahren" schicken, soll ich sagen, wieviel bei mir vor acht Jahren in der Liebe gelaufen ist, oder erzeugen zu große negative Zahlen doch kleine schwarze Löcher wie vielleicht der LHC, und dass ich nicht nur weiß, wofür diese Buchstaben stehen, sondern auch aus dem Handgelenk massig Witze über das Higgs-Boson schütteln kann, haha, ist vielleicht ein Grund für dieses Defizit.
Das dachte ich, Defizit, und ging mit klopfendem Herzen, aber im Hennes & Mauritz-Poloshirt zum Waldheim, und als ich um die Ecke des Schuppens bog, vor dem wir grillen wollten, war es überwältigend:
normal.
Keine Hubschrauber. Keine Maßhemden. Keine goldgelockten Töchter mit Engelsgesichtern und Schleifchen im Haar. Die meisten hatten es noch nicht einmal aus Baden-Württemberg herausgeschafft. Andererseits auch keine entstellenden Narben, keine Frontgeschichten tödlicher Rosenkriege, keine kleinen Monster mit Läusen im Haar und einem Kartoffelsack am Leib. Die meisten sahen bis auf ein paar Pölsterchen hier und da, von denen dieser Autor dank seiner kruppstählernen Fitness natürlich und auf jeden Fall verschont geblieben ist, noch nicht einmal viel anders als zu Abizeiten aus und haben sich entsprechend schnell zu den alten Cliquen formiert.
Vielleicht lag das daran, dass die Rosenkriegler kein Geld hatten, um, und die Wichtigen Leute Besseres zu tun, als in die alte Heimat zurückzukehren, aber auch die anwesenden Promovierten, Afrikadienstreisenden und Großstadtapartmentbewohner, und eine hatte sogar schon zwei Kinder und einen Hund, haben nicht nur nicht mit dem Finger auf mich oder einander gezeigt, zeigen eh drei auf den Zeiger zurück, sondern sogar über meine Witze gelacht, wurde das Higgs-Boson nicht neulich von der Putzfrau Maria de Santa Rosa hinter einer Kommode in Notting Hill entdeckt? Ganz so, als wären wir alle nur Menschen, die versuchen, dieses Leben zu verstehen.
Und glücklich zu werden.
21.06.2008
Notizen aus einem beschäftigten Leben
Ich habe ein schönes neues Hobby: Poker. Es macht Spaß, ist spannend und sozial und erlaubt mir, meine stochastische Leichtfüßigkeit, meine Geduld und meine Menschenkenntnis gewinnbringend zu entfalten. Wenn mir nicht meine größten Gegner Hitzköpfigkeit und Unterschätzung der Dummheit einiger f'ing Mitspieler, die tatsächlich Zehn-Sieben, Zehn-f'ing-Sieben bis zum f'ing Ende spielen und mich damit im f'ing River f'ing ersaufen lassen, im Wege stehen, reicht es bald auch zu mehr Ausschüttung als nur zum Kauf von "FIFA 08", damit meine alte Traumcomputerfußballmannschaft nicht länger mit Schmeichel und Zidane auflaufen muss. Obwohl Peter Bolesław Schmeichel niemals ein nasser Ball aus den Fingern gerutscht wäre.
Apropos, der deutsche Sieg gegen Portugal war sehr befriedigend, weit mehr als das unsägliche Gewurschtel bis ins Finale 2002 und auch mehr als das zwar schöne, aber eher erwartungsgemäße Sommermärchen. So soll's gegen die Türken weitergehen, und vielleicht reicht's dann ja auch gegen die Niederlande im Finale. Obwohl van Nistelrooy eine Gesamtbewertung von 84 in FIFA hat. Nicht ihn, sondern einen gewissen Xabi Alonso habe ich dreifach als Panini-Aufkleber, und Ribéry wie auch Makélélé und einige Rumänen doppelt. Ob ich dafür einen halben Lahm bekomme?
He, wenn schon Regression, dann richtig!
Progression dagegen, lazy man's Überleitung, hat unser kleiner Debattierclub in der Ausrichtung der Süddeutschen Meisterschaft im April gezeigt, die von hervorragendem Wetter, noch besseren Locations und den bestmöglichen Gästen begünstigt wurde, so dass kleinere und größere organisatorische Pannen kaum nach außen drangen. Der von Herzen kommende Dankapplaus für mein tolles Team und mich war fast so schön, wie in einer Stickertüte Michael Ballack zu finden.
Okay, er war schöner. Viel schöner. Wo ist Walter? Ebenfalls erstaunlich erfolgreich war die diesjährige Aufführung meiner Theatergruppe, ein selbstentwickeltes Stück namens "ColumBUS 2008" um Migration und Tourismus, zu dem ich etwa ein Drittel des Textes, bei Interesse kann ich gern einige Auszüge einstellen, und ein kleines Cameo am Ende beigesteuert habe. Dennoch hat es den Zuschauern so gut gefallen, dass sie uns auch hier großzügig beklatscht haben, und nebenbei habe ich noch einige meiner letzten Studienhürden eher graziös übersprungen, so dass es der frohen Ereignisse in diesem Frühling angenehm viele waren, auch wenn aus ihnen die zwischenzeitliche Vernachlässigung dieser Seifenkiste folgte. But now I'm back, baby!
30.05.2008
23.04.2008
Ich würde ja gerne...
06.03.2008
Clinton
Ich werde nie mehr einen Clinton unterschätzen. Nicht Bill, wenn er behaupten wird, mit mehr Frauen geschlafen zu haben als Wilt Chamberlain, und mit Chamberlains Mutter. Nicht Hillary, wenn sie sagen wird, Obama verzehre gebratene Kätzchen, und damit neue Vorwahlen in Florida und Michigan erzwingt und gewinnt. Und auch nicht Chelsea, wenn sie 2016 für die Präsidentschaft mit dem Versprechen antritt, mehr Kätzchen zu braten. Zurück in der Realität hat Hillary Clinton in Texas und Ohio wahrscheinlich weniger als zehn Delegierte auf Barack Obama aufgeholt. Er führt nun rechnerisch fast uneinholbar, und sein "ground game" ist so effektiv und revolutionär wie eh und je.
Obamas Problem ist aber, dass man eine Clinton nie unterschätzen soll. Wenn Hillary ihn mit ihren furchterregenden Attacken und kräftiger Unterstützung von den Medien, die sich für höhere Einschaltquoten und Auflagen ein spannendes Rennen wünschen, so unmöglich machen kann, dass er in den folgenden Vorwahlen richtig zu verlieren beginnt, oder wenn die Superdelegierten den Eindruck gewinnen, dass er nicht gegen die noch tausendmal bösartigeren Angriffe der Republikaner bestehen kann, und sich in Massen auf Hillarys Seite stellen, oder wenn etwas völlig Unvorhergesehenes passiert, könnte sie ihn noch kurz vor der Ziellinie überholen. Ich kann daher nur hoffen, dass dieser kluge Mann ein Rezept gegen Furcht und Angstmache findet, denn, wie ein anderer kluger Mann einmal sagte: