Die Prinzessin sitzt in ihrer Kemenate. Sie ist so hochgeboren, dass ihr Zimmer nicht einfach ein Zimmer ist, sondern eine Kemenate, im höchsten und schönsten Turm der Burg. Die Magd sitzt in der Küche, auf einer Stufe mit den Ställen und den Stuben.
Die Prinzessin erwartet. Erwartet, dass die Ritter vor ihrem Fenster die Laute schlagen, ihr den Kopf des Drachens bringen, sich um sie balgen, mit dem Breitschwert bis aufs Blut. Die Magd freut sich, wenn die Knechte sie in der Küche besuchen.
Die Prinzessin lässt. Lässt sich den Kamin ihrer Kemenate heizen. Lässt sich ihre Kleider anlegen, Besucher anmelden, ihre Schleppe nachtragen. Die Magd macht und tut und begrüßt.
Die Prinzessin ist schön, ihre Haut ist blass und rein, und ihre Augen glänzen und funkeln, aber man weiß nicht, wie sie aussähe, wenn sie zwei Tage in der Wildnis gewesen wäre, unter den Drachen, oder auch nur bei den Ställen und Stuben. Die Magd ist hübsch, ihre Haut ist rosig und rauh, und ihre Augen leuchten und schauen.
Die Prinzessin kennt die Bücher. Die Magd kennt das Leben.
Stünden sie nackt nebeneinander, man wüsste selbst dann beide zu scheiden. Die Prinzessin hat Haltung. Die Magd aber hat Würde.
Warum verliebe ich mich immer zuerst in die Prinzessin?
30.11.2006
24.11.2006
14.11.2006
Klugscheissing Galore
In der Vorlesung gemeldet. Nach der Begründung des "ontologischen Prius" gefragt. Stolz gewesen.
13.11.2006
Schulz zieht in den Krieg
Über den bewegenden Alltag einer Armee im Krieg. Unsere Armee.
Ich habe zu einer Zeit gedient, als es keine Bundeswehr vor dem Libanon gab, im Kongo, in Afghanistan, noch nicht mal im Kosovo. Dennoch heißt dienen zu jeder Zeit, immer, in einem sehr realen Sinne, schießen.
Ein Gewehr ist schwer. Fast fünf Kilo für ein geladenes G3.
Ein Gewehr ist laut. Gehörschutz rettet das Trommelfell.
Ein Gewehr stinkt. Der Pulverdampf nebelt die Schießbahn ein.
Ein Gewehr zielt. Auf Silhouetten von Menschen.
Der ranglose Rekrut heißt Schütze.
Dienen ist Schießen.
Sagen die Pazifisten, die es nur in Ländern gibt, die vergessen haben, warum es Gewehre gibt, man muss nicht schießen.
Sage ich nichts. Schieße ich dem Pazifisten den Kopf weg. Einfach weil er ein Pazifist ist und ich ein Reich ohne Pazifisten schaffen will.
Mit meinem Gewehr.
Man muss nicht schießen? Nicht dienen? Sich nicht um die Mitbürger kümmern, die Gewehre in den Händen tragen, damit wir es nicht müssen? So tun, als gäbe es sie nicht, nicht in der Politik, nicht in der Gesellschaft, nicht zuhause, als gäbe es sie nicht wie die Gewehre?
Man muss nicht mit den Einsätzen vor dem Libanon, im Kongo, in Afghanistan, im Kosovo übereinstimmen, ich tue es auch nicht. Man muss nicht daran teilnehmen, ich tue es auch nicht. Man muss Gewehre nicht gut finden und Schießen und Sterben, ich tue es auch nicht. Aber man darf nicht vergessen, dass es das, das alles gibt. Und damit auch Menschen, die buchstäblich ihren Kopf dagegenhalten. Und das, das muss man erkennen. In der Politik. In der Gesellschaft. Und zuhause.
Ich habe zu einer Zeit gedient, als es keine Bundeswehr vor dem Libanon gab, im Kongo, in Afghanistan, noch nicht mal im Kosovo. Dennoch heißt dienen zu jeder Zeit, immer, in einem sehr realen Sinne, schießen.
Ein Gewehr ist schwer. Fast fünf Kilo für ein geladenes G3.
Ein Gewehr ist laut. Gehörschutz rettet das Trommelfell.
Ein Gewehr stinkt. Der Pulverdampf nebelt die Schießbahn ein.
Ein Gewehr zielt. Auf Silhouetten von Menschen.
Der ranglose Rekrut heißt Schütze.
Dienen ist Schießen.
Sagen die Pazifisten, die es nur in Ländern gibt, die vergessen haben, warum es Gewehre gibt, man muss nicht schießen.
Sage ich nichts. Schieße ich dem Pazifisten den Kopf weg. Einfach weil er ein Pazifist ist und ich ein Reich ohne Pazifisten schaffen will.
Mit meinem Gewehr.
Man muss nicht schießen? Nicht dienen? Sich nicht um die Mitbürger kümmern, die Gewehre in den Händen tragen, damit wir es nicht müssen? So tun, als gäbe es sie nicht, nicht in der Politik, nicht in der Gesellschaft, nicht zuhause, als gäbe es sie nicht wie die Gewehre?
Man muss nicht mit den Einsätzen vor dem Libanon, im Kongo, in Afghanistan, im Kosovo übereinstimmen, ich tue es auch nicht. Man muss nicht daran teilnehmen, ich tue es auch nicht. Man muss Gewehre nicht gut finden und Schießen und Sterben, ich tue es auch nicht. Aber man darf nicht vergessen, dass es das, das alles gibt. Und damit auch Menschen, die buchstäblich ihren Kopf dagegenhalten. Und das, das muss man erkennen. In der Politik. In der Gesellschaft. Und zuhause.
Thud!
Kein schlechter Pratchett. Obwohl mal wieder jemand und was anderes als Sam Vimes und Ankh-Morpork die Helden sein könnten. Und in der Mitte zieht es sich mitunter. Aber das Ende im Koom Valley kommt unerwartet und sehr gut. Wäre nur unsere Welt auch so!
Pimpin'
Geht mal auf das Impressum von das-energieportal.de. Yeah Baby, that's me! Und auch echt keine schlechte Seite.
08.11.2006
Hose runter, Beine breit, Terrorkampf ist 'ne Kleinigkeit
Der ADAC, ansonsten demokratischer Gesinnung unverdächtig, berichtet in der neuesten Ausgabe der "Motorwelt", dass allein die bayerische Polizei allmonatlich auf Autobahnen und Bundesstraßen fünf Millionen Nummernschilder mit Videokameras scanne. Der "Erfolg": 0,03 Promille "Treffer", das heißt "säumige Versicherungszahler, Fahrer mit gestohlenen Kennzeichen und Kleinkriminelle".
Das muss man sich wirklich ganz, ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen: Fünf Millionen orwellisierte Autofahrer im Monat, um hundertfünfzig Strauchdiebe zu fangen. Wie kann da irgendjemand, irgend jemand mit auch nur einem allerletzten, transparent fadenscheinigen Rest intellektueller Integrität behaupten, Nacktuntersuchungen von Fußballfans wären sinnvoller Stadionschutz oder Rektalsonden guter Antiterrorkampf? Oder dass Obrigkeiten allumfassende Befugnisse nicht auch alsbald missbrauchen würden, wie hier bereits beklagt? Wie?
Wahrscheinlich, und das Bild des Papstes, das sowohl in letzt- als auch gleichgenanntem Artikel auftaucht, ist nur der augenfälligste Beleg des Zusammenhanges, ist die Antwort auf diese Frage dieselbe wie die nach dem Grunde unserer Angst vor der Aufklärung, fast ist das ja die Frage an sich. Und hier, endlich, ist ihre Antwort, in aller, aber so ist das immer, umwerfenden Banalität:
Das muss man sich wirklich ganz, ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen: Fünf Millionen orwellisierte Autofahrer im Monat, um hundertfünfzig Strauchdiebe zu fangen. Wie kann da irgendjemand, irgend jemand mit auch nur einem allerletzten, transparent fadenscheinigen Rest intellektueller Integrität behaupten, Nacktuntersuchungen von Fußballfans wären sinnvoller Stadionschutz oder Rektalsonden guter Antiterrorkampf? Oder dass Obrigkeiten allumfassende Befugnisse nicht auch alsbald missbrauchen würden, wie hier bereits beklagt? Wie?
Wahrscheinlich, und das Bild des Papstes, das sowohl in letzt- als auch gleichgenanntem Artikel auftaucht, ist nur der augenfälligste Beleg des Zusammenhanges, ist die Antwort auf diese Frage dieselbe wie die nach dem Grunde unserer Angst vor der Aufklärung, fast ist das ja die Frage an sich. Und hier, endlich, ist ihre Antwort, in aller, aber so ist das immer, umwerfenden Banalität:
Ohne festen Grund
keinen festen Stand.
Deutsche Schuld
Alan Dershowitz, intellektueller Pfadfinder des Faschismus: Lasst uns diese schlimmen bärtigen Islamisten ein bisschen foltern. Auf gesetzlicher Grundlage. Die CIA: Air Torquemada, alle an Bord! Der BND: Vielleicht haben wir beim neuen Irakkrieg mitgeholfen, aber psst! Fischer und Schily, ehemalige Bundesaußen- und -innenopportunisten: Nichts Genaues wissen wir nicht, neinnein!
Das wirklich Traurige, das eigentlich Tragische daran ist, dass die meisten dieser grotesken, zum Himmel schreienden Auswüchse hätten verhindert werden können, wenn unsere letzte Regierung wirklich gegen den Dritten Golfkrieg gewesen wäre. Anstatt aus innenpolitischem Kalkül scheinbar.
Sehr lesenswert zum Thema: der ziemlich coole Michael Zürn über den unverdient guten Ruf der in Wahrheit unterfinanzierten, verschämt verheimlichten und impotenten deutschen Außenpolitik.
Das wirklich Traurige, das eigentlich Tragische daran ist, dass die meisten dieser grotesken, zum Himmel schreienden Auswüchse hätten verhindert werden können, wenn unsere letzte Regierung wirklich gegen den Dritten Golfkrieg gewesen wäre. Anstatt aus innenpolitischem Kalkül scheinbar.
Sehr lesenswert zum Thema: der ziemlich coole Michael Zürn über den unverdient guten Ruf der in Wahrheit unterfinanzierten, verschämt verheimlichten und impotenten deutschen Außenpolitik.
03.11.2006
Habermas ist so satt, mag kein Blatt
Es ist beileibe nicht so, dass es mir immer nur Spaß machen würde, Recht zu behalten. Ich würde wirklich, wirklich gerne morgens erwachen und sagen, "Oh, schon wieder kein Kriegstoter, kein Opfer von Rassenhass, keine ausgestorbene Tierart heute, womit ich nunmehr das dreißigste Jahr in Folge ununterbrochen falsch liege. Ach Mist! Was wollen wir frühstücken, Angelina?"
Aber dass Joachim Fest sich noch aus seinem eigenen Grab heraus nicht zu schade ist, meinen armen alten Helden Habermas wider besseres Wissen zu bezichtigen, ein vermeintlich kompromittierendes Dokument aus seiner Hitlerjungenzeit gegessen, ja, gegessen zu haben, nur weil dieser jenem und Ernst Nolte im Historikerstreit vor zwanzig Jahren übrigens mehr als zurecht widersprochen und damit Fests grenzenloses Ego auf offenbar für immer unverzeihliche Weise getroffen hat, das wundert mich nun allerspätestens seit Juli 2005 nicht mehr. Und dass das selbsternannte Intellektuellenmagazin der Republik, der "Cicero", das diese Intellektualität unter anderem durch den Abdruck von Eva Hermans Thesen eindrucksvoll widerlegt, auf fast noch perfidere Weise als Fest selbst diesem beipflichtet, das ist leider auch keine Überraschung mehr. Hat schon seinen Grund, die üblichen Verdächtigen zu verhaften.
Update [25.01.07]: Fests Sohn sagt, sein Vater sei in seinen letzten Lebensmonaten so krank gewesen, dass er nicht mehr am inkriminierten und inkriminierenden Manuskript arbeiten und es in dieser Sache korrigieren konnte, wenngleich er wohl noch einige Kindheitserinnerungen diktierte und ein Interview gab. Hm.
Aber dass Joachim Fest sich noch aus seinem eigenen Grab heraus nicht zu schade ist, meinen armen alten Helden Habermas wider besseres Wissen zu bezichtigen, ein vermeintlich kompromittierendes Dokument aus seiner Hitlerjungenzeit gegessen, ja, gegessen zu haben, nur weil dieser jenem und Ernst Nolte im Historikerstreit vor zwanzig Jahren übrigens mehr als zurecht widersprochen und damit Fests grenzenloses Ego auf offenbar für immer unverzeihliche Weise getroffen hat, das wundert mich nun allerspätestens seit Juli 2005 nicht mehr. Und dass das selbsternannte Intellektuellenmagazin der Republik, der "Cicero", das diese Intellektualität unter anderem durch den Abdruck von Eva Hermans Thesen eindrucksvoll widerlegt, auf fast noch perfidere Weise als Fest selbst diesem beipflichtet, das ist leider auch keine Überraschung mehr. Hat schon seinen Grund, die üblichen Verdächtigen zu verhaften.
Update [25.01.07]: Fests Sohn sagt, sein Vater sei in seinen letzten Lebensmonaten so krank gewesen, dass er nicht mehr am inkriminierten und inkriminierenden Manuskript arbeiten und es in dieser Sache korrigieren konnte, wenngleich er wohl noch einige Kindheitserinnerungen diktierte und ein Interview gab. Hm.
Nur mal so
Ich wollte nur mal so schreiben, dass mein Leben mir zur Zeit so viel Freude macht wie fast noch nie. Gut, ein paar Kleinigkeiten wie eine Liebe des Lebens, keine Abmahnungen mehr, drei weiter entfernte Examensprüfungen und zwei prall schwellende Bizepse wären noch schön, aber man kann nicht alles haben, und ich springe ja jetzt schon manchmal ein bisschen in die Luft und schlage die Hacken zusammen. Die Leute in der Stadt schauen dann immer so komisch.
Vielleicht hat die Freude auch damit zu tun, dass der Ärger heuer hier abregnet, flackernd mit rhetorischer Pyrotechnik und bunten Bildern, und so wieder Freude macht. Gutes Dings, das Bloggen.
Vielleicht hat die Freude auch damit zu tun, dass der Ärger heuer hier abregnet, flackernd mit rhetorischer Pyrotechnik und bunten Bildern, und so wieder Freude macht. Gutes Dings, das Bloggen.
Wiedergutmachung
Ein leider nicht online gestellter "Zeitläufte"-Artikel mit einem weiteren Kapitel in der unendlichen Geschichte der Mordvergewaltigung Afrikas durch Europa, diesmal über Leopolds II. blutrot fließenden Kongo und William Henry Sheppard, einen amerikanischen Missionar und Helden, der die Vernichtung der Schwarzen dokumentierte und erstmals fotografierte. Am Ende des Artikels aber dies:
Wiedergutmachung ist es, wenn wir unsere Haustüren einschlagen und die Schädel unserer Männer spalten und ihre Hände abhacken und ihre Schwänze. Wenn wir unseren Frauen die Zähne zertrümmern und sie vergewaltigen. Wenn wir unseren Kindern die Gesichter eintreten und ihre noch warmen Leichen fressen, schmatzend auffressen. Das ist ein Versuch der Wiedergutmachung. Alles andere ist Hohn.
Heute sind die Belgier in den Kongo zurückgekehrt - als Teil der Europäischen Union, die das völlig ruinierte Land wiederaufbauen und Wahlen absichern will. Man kann das auch als einen Versuch der Wiedergutmachung betrachten.
Nein. Oh nein, Baby. Oh nein.Wiedergutmachung ist es, wenn wir unsere Haustüren einschlagen und die Schädel unserer Männer spalten und ihre Hände abhacken und ihre Schwänze. Wenn wir unseren Frauen die Zähne zertrümmern und sie vergewaltigen. Wenn wir unseren Kindern die Gesichter eintreten und ihre noch warmen Leichen fressen, schmatzend auffressen. Das ist ein Versuch der Wiedergutmachung. Alles andere ist Hohn.
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