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31.12.2005

Osama bin Schäuble

Osama bin Schäuble

Wir wollen uns von ihm nicht immer die Arbeit abnehmen und die Worte aus der Tastatur klauen lassen, aber Herr Quality schreibt mal wieder sehr viel Richtiges, diesmal zu den präventiven "Anti"terrormaßnahmen Abu Schäubles, allzu würdiger Nachfolger Emir Schilys. Dazu zwei Punkte:

1. Was mich bei all diesen Rektaluntersuchungen-sind-Antiterrorkampf-Maßnahmen am zweitmeisten verwundert, umso mehr bei einer bis weit übers fünfzigste Lebensjahr hinaus an der breiten Brust des Doktors der Geschichte Helmut Kohl gesäugten Natter wie Schäuble, ist ihre totale Ahistorizität. Man tut so, als hätten Regierungen und Obrigkeiten breite Befugnisse nie eingesetzt, und wenn, nur in verantwortlichem Maße und nur ganz genauso, wie es ihre Autoren vorgesehen haben. In dieser Weltsicht gibt es keine aufpassenden großen Brüder, keine prügelnde Wiesnwache, keine notverordnete Weimarer Republik, keinen Adolf Hitler. Sie ist also vollkommen wahnhaft.

2. Aber was mich am meisten verwundert, am allermeisten, ist die unerklärliche Angst, die unsere gewählten Hirten umtreibt. Wovor? Jaja, Terroranschläge unterbrechen die Muße und hinterlassen Flecken, aber zehn oder auch zehntausend Tote oder Verletzte lassen keinen Staat zusammenbrechen, sonst wäre morgen die WM verboten, mit dem mulmigen Gefühl kann man zumindest in Israel, Kaschmir, Tschetschenien, weiten Teilen Afrikas etc. halbwegs leben lernen, und es besteht auch keine Gefahr, dass sich die Massen jemandem anschließen, der Dieter Bohlen und Tokio Hotel für blasphemische Abscheulichkeiten hält. Obwohl ... Jajaja, wieder mal zynisch, menschenverachtend, kadavergehorchend, aber "unsere" Welt kann nicht von einem, nicht von zehntausend saudischen Bauingenieuren zerstört werden, sondern nur von uns selbst. Das wissen der Ronald McDonald des Al-Qaida-Franchises und sein CEO Al-Zawahiri natürlich und tun darum alles, damit es soweit kommt, träumend, dass ein vollbärtiger W. und eine verhüllte Condi sie als Ehrengäste in der Weißen Moschee Washingtons willkommen heißen. Es ist ein sehr schöner, reizvoller Traum: Welcher Sieg ist vollkommener als jener, in dem man sein Schwert kaum erheben muss, in dem der Feind sich jubelnd der eigenen Seite anschließt, in dem man in rauschendem Triumph in die belagerte Burg getragen wird?

Morgen, Ungläubige, wird's was geben

Doch damit er wahr wird, muss der Feind, müssen wir mitspielen, und in seiner menschenklugen, historischen Erwartung, dass wir das, ein paar Bomben hier, ein paar Enthauptungen da, nur allzu bereitwillig tun werden, ist der Terror bisher nicht enttäuscht worden, ganz im Gegenteil, dank Bauernfiguren wie Ödipus Bush, Otto-Katalog und jetzt Wolfgang ibn Osama. Was diese Kohlenstoffbeutel in ihrer Angst vor dem Tod oder gar ihrer Abwahl - oder vielleicht auch, die antinihilistischen Worte des bis in die Kleidung hinein zügig ins Mittelalter regredierenden neuen Papstes noch im Ohr, in ihrer heimlichen, hündischen Ehrfurcht vor der moralischen Pseudosicherheit des Fundamentalismus - nicht verstanden haben und auch nie verstehen werden, wenn man es ihnen nicht endlich in die Stirn tätowiert, ist, dass, was uns ausmacht, nicht unsere Sicherheit ist, davon haben Pervez Musharraf und Robert Mugabe genug abzugeben, sondern unsere Freiheit. Die zu schreiben, was man will. Die zu sagen, was man will. Die zu denken, was man will. Die zu sein, was man will. Das ist wir. Das ist Demokratie. Das ist Deutschland, und wer es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, auch wenn es, gerade wenn es der Bundesminister des Innern ist, macht sich zum Büttel, zum Narren des Terrors, hart am Rande des Artikels 20 Absatz 4: Osama bin Schäuble.

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