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19.03.2005

Those were the days 5 cont'd

Teile 1, 2, 3, 4 und 5-1.

Gastonne rief mich also am nächsten Morgen an, und ich, ganz Trottel, ging, offenbar hatte der vorige Abend mich noch nicht klug genug gemacht, in vager Erwartung eines schönen Dates zu ihr, wo uns ihre immer noch keifende Mutter eigentlich ganz leckere vegetarische Tortellini auftischte und mir Gastonnes Cousin vorstellte, mit dem diese sogleich zu schmusen anfing.

"WAS?"

Ja. Schnauze jetzt. Dasselbe Mädchen, das gestern noch so sehr von mir geschwärmt hatte und mich küssen wollte, schmuste heute vor mir mit ihrem vierschrötigen Vetter, der nebenbei wie ein entflohener Raubmörder oder wenigstens wie ein kretinöser Laufbursche der Kaliningrader Mafia aussah. Aber wie geschrieben, was im Kopf von pubertierenden Gören vorgeht, soll uns hier nicht interessieren, wichtig ist, warum ich nicht, nie die Flucht ergriffen habe.

"Und warum hast Du es nicht?"

Das werden wir in den Kapiteln sechs und sieben dieser Reihe erfahren, also musst Du Dich noch ein wenig gedulden, liebes Unbewusstes. Hör doch solange einfach weiter zu.

"Hmpf!"

Ich ergriff also nicht die Flucht. Wir trafen Gastonnes ähnlich mindersozialisierte und -jährige Freunde und machten uns in die Stadt auf, um etwas zu tun zu finden. Solche Leute waren das, und ich, 1,89 (mein Lieblingsmärchen ist von Franz Hohler, heißt "Der große Zwerg" und geht so: "Es war einmal ein Zwerg, der war 1,89m groß". Das ist das ganze Märchen, ja. Und wie grausam genau es auf mich zutraf, sollte ich erst Jahre später begreifen), mitten- bzw. herausragend drin. An einem Platz herumgehangen, Gastonne und Cousin beim Turteln ungläubig und dem kleinen Tunichtgut der Gruppe beim Spielen mit seinem Klappmesser angewidert zugesehen. Vor einer zufällig vorbeigehenden Schulfreundin in eine urinfeuchte Häuserecke geduckt, um nicht gesehen zu werden. In eine nahe Kneipe gegangen, den Kindern beim offenbar schon lange geübten Saufen zugesehen und Gastonne beim Wechseln von meinem Schoß zum vetterlichen und zurück. Mit der Zahnradbahn zurückgefahren, in der ein kräftiger junger Türke, Friede sei mit ihm, dem immer noch mit seinem Messer spielenden Tunichtgut selbiges für die Dauer der Fahrt wegnahm, weil ihn der Klapplärm störte. An einer Tankstelle Bier gekauft und auf einem nahen Spielplatz konsumiert (die Kinder; ich war völlig knurd). Den Gören bei ihren putzigen Räuschen zugesehen und dem Mädchen und dem Klotz. Schließlich, endlich gingen alle, alle, und ich blieb auf der Rutsche zurück, mit dem Blick zum schwarz behangenen Himmel, am Ende.

"..."

Doch, oh Götter, es war noch weit bis zu meinem allerletzten Tiefpunkt, den ich erst vier Jahre später erreichen sollte. Bis dahin sollen hier noch ein Epilog zu meiner Zeit in der Bundeswehr und meinem Wiedersehen mit Belle und die letzte Geschichte folgen, an einem anderen Tag. Für heute wollen wir die Leser auf dieser Mollnote entlassen ...damit sie happyendhoffend womöglich wiederkehren und vielleicht auch ein wenig auf meine Werbebanner klicken.

"Weißt Du, Deine Geschichten würden viel besser wirken, wenn Du zum Abschluss nicht immer noch zwanghaft Deine Witze reißen müsstest. Du hast doch noch nicht mal Werbebanner, wo sollen sie denn draufklicken, Deine imaginären Leser? Und überhaupt, hast Du in letzter Zeit vor lauter 'bloggen', diesen völlig affektierten, beweihräuchernden Neologismus kann ich langsam echt nicht mehr lesen, mal in den Spiegel geguckt? Hast Du beim Einkaufen eigentlich keine Angst, mit einem Brie verwechselt und in 100g-Stücke geschnitten zu werden? Der Gestank kommt ja schon mal h- -he, was machst Du so nah an der Wand, nicht die Stirn, pass doch auf, Mensch, das tut doch weeeaa-"

*BONK* *BONK* *BONK* *KRACK*

3 Kommentare:

  1. Was für eine traurige, deprimierende Geschichte. Ich hoffe, du hast keine wie auch immer gearteten püschischen Schäden davongetragen... Oder endest gar als umetikettiertes, auf "haltbar" getrimmtes Skandal-Hackfleisch (ups, das war "Bild"-Sprech) im "Real".

    A propos "Bild": Mein Favorit ist immer noch der neologistische Pleonasmus (hust) "Sex-Hure": http://www.bildblog.de/woerterbuch.html

    Now playing: R.E.M. - Find the River (R.E.M. > all! Das Album "Automatic for the People" muss man einfach haben!)

    -kuno

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  2. Ah, es wird ja noch schlimmer, wart's nur ab...

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  3. Hallo Crypto-Kuno, für Dich.

    "Schleich durch die Tage
    wie ein Panzer.
    Jeder soll hören
    Dein Rasseln der Klage.

    Hab, bitte!, Erbarmen.
    Später mal kann's er.
    Üben doch alle
    Mit den Reimen, den armen."

    Benutze Emoticons. Leute wie ich verstehn sonst nicht ob Du Ironie auf einer möglicherweise mir noch unbekannten n-ten Ebene verwendest oder ob Du beim Dilettieren einfach nur auf die Schnauze gefallen bist? (Falls Letzteres: Macht nichts, kenne ich selbst nur zu gut, Hauptsache ist, einmal öfter aufzustehen als... Sagt Mama.)

    Ach, was mir eigentlich den Schubs gegeben hat hier was abzusondern: Nichts gegen R.E.M., nur wurde ich bei Deiner "muss"-Empfehlung rückfällig und zitiere einen weiteren Spruch für die Dunkelkammer der Erleuchteten - Kuno, ich muss nichts, Du musst auch nichts, "nur sterben müssen wir"!

    Deckel drauf und ab dafür, :x Aly

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