Hier sind die früheren Teile dieser Serie: 1, 2, 3 und 4.
Schluss mit lustig.
Ich werde nicht mehr erzählen, wie ich nach dem letzten Schultag vor den großen Ferien mit meinem Drahtesel extra und gefährlich nahe an den Fahrradständern vorbeifuhr, um meinem Schwarm, der eben sein Rad entkettete, schöne Ferien zu wünschen und denselben Wunsch zurück "glücklich" zu erhaschen, nicht, wie ich mich immer beim wegen eines festen Termins notwendigen frühzeitigen Verlassen des Japanischunterrichts dreimal im Türrahmen um mich selbst drehte, um meinem neuen Schwarm, der auch nichts von mir wissen wollte, adieu zu winken, und wie ich mir dabei einmal mit meiner Hand schmerzhaft ins Auge stach, und auch nicht, wie ich ...
Oh, Moment. Die Geschichte ist ja gar nicht lustig, sondern furchtbar traurig und bereitet somit wunderbar den Boden für die bald kommende finale, alles an Komik und Tragik weit übertreffende Episode. Also:
Belle (Namen geändert), groß, schlank und braungelockt, heiter im Gemüt und tief im Gedanken, lässig und elegant, humorvoll, clever und freundlich, war wie ich in der Theatergruppe unserer Schule, und in der Vorbereitung des (furchtbar auf Achtziger-Art moralisierenden Drogen-sind-böööse-)Stückes kamen wir uns, wie das so ist, allmählich näher. Soll heißen, ich kroch, Totalschüchternheit und -unerfahrenheit sei Dank, dahin wie eine gelähmte und gesalzene Schnecke zum Salatblatt, und sie sah erstaunt, aber durchaus nicht ohne Zuneigung zu. Hoffnung am Horizont für eine etwas schnellere Entwicklung tauchte in Form der Premierenfeier auf, die mein damals noch so eifrig wie vergeblich Verliebenspläne schmiedende und Liebestränke brauende Geist sehnlichst erwartete, denn wer weiß, nach einem Glas Wein ...
Auftritt Gastonne. Vier Jahre jünger als ich und eine Freundin eines Bekannten. Blank im Gesicht und im Geiste, sprach sie mich in der Pause der Premiere an, wie toll ich spielte, aussähe, ja sei ... Zu grübeln, welcher Teufel ein pubertierendes Mädchen reitet, ist müßig, aber ich sprach auf diese ungewohnten Komplimente an wie ein Japaner ohne alkoholabbauende Enzyme auf heißen Sake, und so kam sie mit mir turtelnd zur Feier in ein Restaurant mit, das wir auf Gastonnes Anregung aber alsbald wieder verließen, vor den entgeisterten Augen Belles und ihrer besten Freundin, die mir prompt zuzischte, dass ich "es vermasselt" hätte. Die wahrsten Worte der Nacht.
Unser gemeinsamer Bekannter fuhr, und Gastonne, vorne sitzend, machte Anstalten, mich, hinten Mitte, zu küssen, aber schon begann in meinem Inneren ein Widerstand zu rumoren, zuerst leise, bald ohrenbetäubend, und ich ließ sie in meinem einzigen klugen Schritt des ganzen Abends unerwidert ihre Schnuten ziehen. Weil wir nun aber keine Idee hatten, was wir tun sollten, brachten wir nur noch das Mädchen heim zu ihrer ob der späten Stunde lautstark keifenden Mutter und fielen in unsere jeweiligen Betten, unser Bekannter in seinen seligen Schlaf und ich mit einem tiefen Biss ins Kissen in schreckliche Alpträume.
"Genug Andi, genug! Hat Dich denn nie eine geliebt, hattest Du denn nie, nie Glück?"
Nicht im letzten Jahrtausend, Baby. Es ging nämlich noch weiter: Am nächsten Morgen rief Gastonne an und-
"Moment. Du hast ihr Deine Nummer gegeben? Du hast's echt drauf angelegt, oder?"
Nein, ich-
"Oder bist Du einfach nur ein bisschen blöd? So eine Art Rain Man, ein Crack in HTML, süffisanten Filmkritiken und vielleicht auch Blackjack, wer weiß, aber gefühlvoll wie ein durchgeknallter Crack-Junkie mit einer abgesägten Schrotflinte? Hehe, hast Du meinen cleveren doppelten Einsatz des Wortes 'Crack' bemerkt? He Rain Man, wann geht die nächste Qantas-Maschine?"
Hey, was-
"Uh oh, fünfzehn Minuten bis 'Judge Wapner'!"
So weit kommt's noch, dass mein Unbewusstes sich hier über mich lustig macht! Vergiss nicht, wer von uns beiden oben ist!
"Bist Du Dir da ganz sicher ...Baby?"
RAAAUUUS!
Genug für heute. Gehirn sortieren. Am Wochenende: Gastonne und Andreas machen sich zum Schloss des Biests auf und fallen im Regen vom Dach. Oder so. Und: "Die Schöne und der Idiot 2 - Liebling, Du warst nicht da, also habe ich mich mit Lumière selbst befriedigt".
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*ROTFL* Herrlich!
AntwortenLöschen[x] made my day!
Was hat es bloß mit dieser ominösen finalen Episode auf sich? Suspense, suspense...
-kuno
PS: Gastonne? Gibt's den Namen überhaupt?
Natürlich gibt's den Namen, Du Ketzer, hab ihn extra nachgegoogelt! Er ist ein besonders häßlicher Hätten-wir-doch-nur-einen-Sohn-bekommen-Name, ja, aber es gibt ihn.
AntwortenLöschenMit der letzten Geschichte müssen Du und alle anderen Euch noch aber etwas gedulden, diese Erzählung will noch zum Abschluß gebracht werden, und nach der letzten Story wird es noch einen erklärenden Epilog geben. Es lohnt sich also hoffentlich, dranzubleiben.
"RAAAUUUS!"
AntwortenLöschenGroße Literatur!