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17.02.2008

Nahtoderfahrung

Okay, vielleicht ein bisschen übertrieben ...

Aber ich gehe nach der Uni gerne in den örtlichen Elektromarkt, um vielleicht eine schöne CD oder eine gute DVD zu kaufen oder auch nur, um ein wenig zwischen den vielen schönen Gadgets zu flanieren, wie ein trophy wife im Schuhladen.

Manchmal spiele ich auch für ein paar Minuten an einer der vielen dudelnden Konsolen, old habits die hard, und ich möchte mir zumindest die Illusion bewahren, zu verstehen, was die Jugend von heute bewegt, wir hatten damals ja nicht mal Gamepads, sondern mussten mit kleinen, hamsterbetriebenen Dynamos direkte Stromstöße an unser NES geben, um Mario zum Springen zu bewegen, vor allem in den späteren Levels hat die Frau in der Zoohandlung immer so argwöhnisch geschaut, wenn ich wieder einen Eimer Hamster-

In derlei Gedanken versunken, spielte ich also etwas "FIFA 08" auf der PS3, und Baby, eine solche Grafik hatten wir wirklich nicht, als ein etwa neun- bis zehnjähriger Knabe das zweite Gamepad auf- und mir, f'ing Ronaldinho, den Ball abnahm.

Es ist kein angenehmes Gefühl, in Unkenntnis der genauen Steuerung eines Spiels von einem Neunjährigen umdribbelt zu werden.

Es ist kein angenehmes Gefühl, selbst mit f'ing Ronaldinho keinen Pass und keinen Schuss gegen einen Neunjährigen durchzukriegen.

Es ist kein angenehmes Gefühl, einen Neunjährigen nur durch ein brutales Foul im innersten Strafraum von einem sicheren Tor abhalten zu können.

Man fühlt sich sehr alt. Sehr alt und sehr verschlagen, wie ein böses Krokodil.

Man hört die Zeit laut ticken. Man sieht einen langen Tunnel, an dessen Ende ...

Mein Torwart hält den Elfmeter.

Ich werfe alles nach vorne. Dings passt zu dem Typ. Henry tanzt um einen, zwei, drei Gegner und gibt endlich zu Ronaldinho. Schuss!

Außenpfosten! Abpfiff!! Ich werfe das schweißnasse Pad weg, reiße mir den Pulli vom Leib und renne jubelnd aus dem Laden. Nie hat sich ein Null zu Null besser angefühlt, nie lebendiger, nie jünger!

3 Kommentare:

  1. wie hoch war eigentlich die Strafe wegen "Erregung öffentlichen Ärgernisses"?
    Die Behörden kennen heutzutage kein Pardon mehr, wenn sich jemand in der Öffentlichkeit, vor Kindern die Kleider vom Leib fetzt... *g*

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  2. Rrrrraahhh, Klasse! Besten Dank. ;-)

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