"A Midsummer Night's Dream" hat in meinem Herzen einen besonderen Platz.
Als ich das Stück zum ersten Mal sah, in der Inszenierung meines Schultheaters, entschied ich, vom Gezeigten tief angetan, selbst schauspielen zu wollen, und wenig ist in meinem Leben so gut für mich gewesen, in jeder Hinsicht, wie die Bühne.
In der Lektüre der scheinbar leichten Liebeskomödie eröffnet sich Ebene über Ebene, Bedeutung vor Bedeutung, Bild hinter Bild und lehrt die unendliche Vielfalt und Fülle des Lebens genauso wie seine Zufälligkeit und Unbegreiflichkeit, Botschaften, die nicht nur dieses kleine Blog gerne viel weiter verbreitet wüsste.
Selbst die Teeniekomödie "Get Over It" wurde durch die Aufführung des Sommernachtstraums als Rahmenhandlung des Filmes noch erträglich. Naja, und dadurch, dass Kirsten Dunst damals noch runde Brüste hatte.
Am Sonntag darum zu einer Freilichtaufführung von Shakespeares Meisterstück im Ludwigsburger Cluss-Garten gewesen.
Einen besseren Ort als diesen winzigen verwunschenen Park mit efeuüberwachsenen Mauern, dichten dunklen Bäumen und im Sonnenuntergang und Lampenlicht magischem Grün hätte auch der Barde selbst nicht finden können.
Schade, dass die Regisseurin und die Schauspieler so wenig daraus machen.
Ich verstehe ja, dass die meteorologischen Unwägbarkeiten, das korrodierende Oxygenium und die notwendig begrenzte Plätzezahl eine betriebswirtschaftlich konservative und darum künstlerisch massentaugliche Kalkulation erfordern, aber muss das immer heißen, den offensichtlichen Witz zu wählen? Muss einer sich unter der Decke immer mit einer Bewegung selbstbefriedigen, als hätte sein Schwanz Elephantiasis, muss eine schräge Person immer einen Propellerhut und eine sexhungrige Frau immer Madonnas Eiswaffel-BH auftragen, kurz, muss auf einer Bananenschale immer einer ausrutschen?
Wie dem auch sei, die auf einfache Scherze und die offensichtlichsten Ebenen des Stückes beschränkte Inszenierung kann durch den Zauber des Spielortes und die sonntagabendliche Anspruchslosigkeit und Sattheit der Zuschauer zwar durchaus als leichte Unterhaltung punkten, so dass man den Garten zufrieden verläßt, aber, wie übrigens auch eine Vorstellung des "Simpsons"-Films, leider innerlich leer.
Böse Menschen würden vermuten, dass diese Unausgefülltheit gewollt ist, damit sie durch verstärkten Konsum von "Simpsons"-Devotionalien und zweite Besuche von Theateraufführungen überdeckt werden kann, aber man soll ja nichts üblem Willen zuschreiben, was man durch bloße Dummheit erklären kann. Vielleicht hat die Regisseurin nur nicht verstanden, dass Puck so viel mehr ist als Oberons verschusseltes Faktotum und sein Herr alles andere als ein geiler Gnom, vielleicht hat der Schauspieler des Zettels schlicht nicht begriffen, was er mit der Tragödie von Pyramus und Thisbe eigentlich spielt, und vielleicht waren die Kostümbildnerinnen von den auch, haha, in der Aufführung angesprochenen stark unterschiedlichen Körbchengrößen der Helena und der Hermia einfach so verwirrt, dass ihnen nur Propellerhüte, überlange Ärmel und Löwenhandpuppen eingefallen sind.
Aber warum lässt man solche Leute dann auf die Bühne?
Und in mein liebstes Stück?
Raus aus meinem Herz!
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Woooaah, der Sommernachtstraum! Der wurde mir durch einen Theaterbesuch unfreiwilligerweise auf Jahre hinaus versaut. Im Rahmen eines Schulausflugs ins Darmstädter Staatstheater stand jenes Stück auf dem Program, das, nunja sagen wir mal "modern" inszeniert wurde. Pucks Kleidung bestand bspw. nur aus einem Stoffsäcklein fürs Gemächte und im übrigen aus Ganzkörperbemalung.
AntwortenLöschenAlso genau das richtige Outfit, um heftig Pubertierende auf den Tiefgang des Stücks hinzuweisen (es war für unseren Lehrer ein Desaster).
Mittlerweile bin ich drüber hinweg... :)
Mein liebstes Stück von Willi ist aber das eher weniger bekannte "Troilus und Cressida", vor allem weil er bei seinem Spätwerk schon so ein herrlich zynischer Sack war!
Zum Sommernachtstraum (u.a.) kann ich auch noch Ralf Königs Elogium empfehlen: Jago
Only Sickos around here ;-)
AntwortenLöschenKann ich gut nachfühlen, sehr lustig auch die Bemerkungen zu Herrn Ministerpräsidenten. (Was die Anwälte wohl dieses Mal verlangen werden?)
AntwortenLöschenSimpsons ist doch eigentlich wirklich ein schöner Film oder? Warum innerlich leer danach sein? Nach einer misslungenen Sommernachtstraumaufführung viel nachvollziehbarer.
(EPA Official: "S-sir, I'm afraid you've gone mad with power..."
AntwortenLöschenRuss Cargill: "Of course I have. You ever tried going mad without power? It's boring. No one listens to you!")
Der "Simpsons"-Film war wie ein Donut: sicher lecker, lustig und schön anzusehen, aber eben mit einem Loch in der Mitte.
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