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04.08.2005

Die Zukunft der Arbeit

Ich habe über dieses Thema ja schon hier und da und auch dort ein bisschen gebloggt, allerdings immer nur mit Verweisen auf größere Geister. Heute mein nichtswürdiger Senf.

Es ist ganz einfach.
Die Church-Turing-These besagt, dass alle effektiv berechenbaren Funktionen von einer Turingmaschine berechnet werden können.
Jeder Computer ist eine universale Turingmaschine.
Jede effektiv berechenbare Funktion kann also von einem Computer berechnet werden.
So einfach ist das.

Aber jetzt wird's schwer: Was effektiv berechenbar ist, entscheiden wir. Effektiv berechenbare oder algorithmische Funktionen sind nämlich nicht eindeutig bestimmt, sondern umfassen alle intuitiv als berechenbar gesehenen Funktionen.

So schwer ist das. Denn je nachdem, wie wir eine Handlung, eine Arbeit verstehen, ist sie entweder durch einen Computer berechen- und ersetzbar oder eben nicht. Ist eine Verkäuferin eine Produktberaterin, die eine menschliche Beziehung zu ihren Kunden aufbaut, oder ein besserer Roboter, der Waren über einen Scanner zieht? Ist ein Bankkaufmann ein verantwortungsvoller und vertrauenswürdiger Vermögensverwalter oder ein präziser Automat, der Transaktionen durchführt? Ist eine Chirurgin eine fähige Heilerin mit ruhiger Hand oder eine komplexe Maschine, die eine bestimmte Anzahl Operationsschritte beherrscht? Und ist ein Professor ein kreativer Denker - oder ein Mausklicker vor einem Expertensystem? Worauf legen wir Wert?

So verdammt schwer ist das. Denn das Gespenst des Algorithmus, das in der Welt umgeht, ist nur der Vorbote weit größerer Umwälzungen. Was macht die Verkäuferin, wenn sie durch einen RFID-Empfänger ersetzt wird, weil wir mehr Wert auf Geld als auf Menschen legen? Bankkauffrau werden? In der Filiale stehen nur noch Geldautomaten und virtuelle Helferlein. Chirurgin? MEDBOT 3000 hat bisher 588 Herzen ohne einen einzigen Fehler verpflanzt. Oder, nach fünfzehn Jahren Abendschule, Fernstudium, Disser- und Habilitation, Professorin? Seit der letzten Kürzung des Bundesbildungsetats wurden 85% der Hochschullehrer durch einen Pentium III mit professoraler Expertensoftware ersetzt, der von einer Ein-Euro-Kraft bedient wird. Was macht sie dann?

Oh, und dann fängt der Spaß erst so richtig an: Wer füttert die 30 Millionen deutschen Arbeitslosen? Wer kauft, um die Marktwirtschaft zu retten? Und was macht die Politik?

Im Moment - nichts. In der Vergangenheit - nichts. Mit Baroness Merkel - nichts. Dabei sollten sie oder einer ihrer Quietschboys dringend das Ruder ergreifen, dringend. Denn das Problem ist nicht die fantastische Fähigkeit der Computer, das Problem ist noch nicht mal die kommende flächendeckende Arbeitslosigkeit, das Problem ist, dass das Problem nicht gesehen, oder schlimmer noch, komplett verneint wird, von den Eliten aller Couleur. Volle Kraft voraus, der Eisberg weicht zuerst aus!

Ich bin der König der Welt!

Dabei ist die heutige wirtschaftliche Weltordnung nicht älter als 200 oder 250 Jahre. Es gab vor ihr lange würdiges menschliches Leben, und es wird auch nach ihr lange würdiges menschliches Leben geben. Aber wenn wir die Geburtswehen, die Kinderkrankheiten, die Fehlgeburten der neuen Ordnung vermeiden wollen, und Baby, 30 Millionen halb verhungert durch Deutschland marodierende und brandschatzende Hartz-Zombies sind eine monströse, gargantueske, in ihrem eigenen Blut ersoffene Fehlgeburt, müssen wir dringend darüber nachdenken, wie diese Ordnung aussehen soll, dringend. Die oben verlinkten Herren tun es bereits. Meine Nichtswürdigkeit tut es. Ich wünsche, Ihr tut es auch. Also lasst es uns auch unseren Herren in die Hirne hämmern!

3 Kommentare:

  1. Obwohl ich am Ende ganz schlimme Angst vor den Zombies bekommen habe,
    "Baroness Merkel und ihre Quietschboys" finde ich klasse!

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  2. Hehe, danke. Interessantes Blog!

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