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13.11.2006

Schulz zieht in den Krieg

Über den bewegenden Alltag einer Armee im Krieg. Unsere Armee.

Ich habe zu einer Zeit gedient, als es keine Bundeswehr vor dem Libanon gab, im Kongo, in Afghanistan, noch nicht mal im Kosovo. Dennoch heißt dienen zu jeder Zeit, immer, in einem sehr realen Sinne, schießen.

Ein Gewehr ist schwer. Fast fünf Kilo für ein geladenes G3.

Ein Gewehr ist laut. Gehörschutz rettet das Trommelfell.

Ein Gewehr stinkt. Der Pulverdampf nebelt die Schießbahn ein.

Ein Gewehr zielt. Auf Silhouetten von Menschen.

Der ranglose Rekrut heißt Schütze.

Dienen ist Schießen.

Sagen die Pazifisten, die es nur in Ländern gibt, die vergessen haben, warum es Gewehre gibt, man muss nicht schießen.

Sage ich nichts. Schieße ich dem Pazifisten den Kopf weg. Einfach weil er ein Pazifist ist und ich ein Reich ohne Pazifisten schaffen will.

Mit meinem Gewehr.

Man muss nicht schießen? Nicht dienen? Sich nicht um die Mitbürger kümmern, die Gewehre in den Händen tragen, damit wir es nicht müssen? So tun, als gäbe es sie nicht, nicht in der Politik, nicht in der Gesellschaft, nicht zuhause, als gäbe es sie nicht wie die Gewehre?

Man muss nicht mit den Einsätzen vor dem Libanon, im Kongo, in Afghanistan, im Kosovo übereinstimmen, ich tue es auch nicht. Man muss nicht daran teilnehmen, ich tue es auch nicht. Man muss Gewehre nicht gut finden und Schießen und Sterben, ich tue es auch nicht. Aber man darf nicht vergessen, dass es das, das alles gibt. Und damit auch Menschen, die buchstäblich ihren Kopf dagegenhalten. Und das, das muss man erkennen. In der Politik. In der Gesellschaft. Und zuhause.

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