-->

19.02.2007

Was vom Wochenende übrigblieb

Thutmosis der Dritte in der Disco gewesen. Aus demselben Club einige Stunden später weinend herausgestürmt und durch den peitschenden Regen vierzig Meilen nach Hause gerannt. Gut, eigentlich bin ich herausgegangen, und meine Augen waren so trocken wie der Himmel, und ich habe für die gut sieben Kilometer ein Taxi genommen, aber you get the picture.

Nach gepeinigtem Schlaf zwischen nassgeschwitzten Laken mit einer alten Rabenfeder einen zehnseitigen Brief in meinem eigenen Blut verfasst, während die Vorhänge am offenen Fenster im Sturm wild wehten und das Flackern der Kerzen irrlichternde Schatten an die Wand und auf meine breite, gebräunte Brust malte, die sich unter dem vor Schmerz zerrissenen weißen Rüschenhemd schwer hob und senkte, nur unterbrochen von grellen Blitzen und ohrenbetäubendem Höllendonner.

He, wenn ich schon ein bisschen übertreibe, dann richtig.

Hundert Meilen nur im vom heißen Blut roten und von salzigen Tränen durchnässten Hemd auf meinem treuen schwarzen Andalusier zu ihr galoppiert, den Brief mit einem Stein durch das Fenster aus Bleiglas geschleudert und zurückgeritten wie vom Teufel gejagt. Als mein Pferd vor Erschöpfung dampfend und mit kochendem Schaum vor dem Mund am Rand der Klippe tot umfiel, stürzte ich kopfüber in die brüllende See und kam erst am nächsten Tag im Haus eines armen Fischers zu mir, von Fieberkrämpfen und dem Alp gemartert. Seine schöne, junge Tochter tupfte mir den kalten Schweiß von meinen dunklen, goldenen Locken und verliebte sich in mich, natürlich, doch kaum, dass es mir besser ging, riss ich mich los und torkelte die letzten dreißig Meilen heim in meine Burg, wo mich schon ihre Antwort erwartete. Ich stieß meinen seit Kindstagen treuen Diener beiseite, der mir die Nachricht gereicht hatte, und schloss mich für Tage in meinem Gemach ein, bis ich blutüberströmt heraus- und zusammenbrach, nicht aber, bevor ich dem Herold meinen neuen Brief in die Hand gedrückt hatte.

Ich auf meinem Hengst

Ich stand mit meinem anderen Pferd auf einem grünen Hügel vor ihrem Schloss, ihre zweite Antwort in der einen und die ledernen Zügel in der anderen Hand, den kräftigen Hengst zwischen meinen Beinen, und sah in ihre Augen, die in den Splittern des Fensters im Schein der Sonne tausendfach schön strahlten. Ich lächelte und nickte und machte kehrt. Und ritt, immer schneller werdend, zum Strand.

Ich hatte zwar geschrieben, dieses Jahr mehr leben zu wollen. Aber, übernatürliche Entität meiner Wahl, können wir die Dosis vielleicht ein klein wenig verringern?

2 Kommentare:

  1. Beim lesen deiner letzten Beiträge hat mich schon lagne das Gefühl einer schlechten Grundstimmung beschlichen. Am meisten hat mich dann die Geschichte vom Opa beeindruckt, du kannst echt gut schildern wie es dir geht und das dann festhalten, Respekt!

    Mir geht's seit 2007 genauso, seit einer Woche übelste Depressionen mit alle paar Minuten wechselnder Werther-Stimmung. Vielleicht hilft ja der Sommer weiter, ich wünsch dir alles Gute!!

    AntwortenLöschen
  2. Wird alles weniger heiß gegessen, als es gekocht bzw. geschrieben wird. Es ist aber halt bitter, wenn die größten Verliebtheiten die sind, die am wenigsten erwidert werden. Einen Anspruch darauf habe ich umgekehrt aber natürlich nicht.

    AntwortenLöschen