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23.10.2005

S-Bahn-Geschichten

Ich weiß nicht, was schlimmer ist. Der alte Lude, der original mit hellgrauem Trenchcoat, breitem Schnauzer, Pornobrille und unüberhörbar flüsternd mitten im proppenvollen Zug der jungen, dunkelhäutigen Frau eine Stelle in seinem Etablissement schmackhaft zu machen sucht, kriegst 12 Euro pro Stunde netto und schöne Lederklamotten gestellt, plauderst ein bisschen mit den Gästen, fängt aber erst in fünf bis sechs Monaten an, willst Du bis dahin Begleitservice machen, mit Männern essen und tanzen gehen - oder die Hausfrau, die meint, die junge Frau durch entsetztes Kopfschütteln und stummes Neinen davon abhalten zu können, dem Zuhälter ihre Nummer zu geben.

Nicht dass wir für Prostitution und ihre kleinen Geschwister wären. Aber durch erschrocken briefkastentantiges Kopfschütteln geht sie nicht weg. No señor.

Wofür wir aber mit brennender Leidenschaft sind, ist, blinden Senioren in dicken Daimlern ihre Führerscheine wegzunehmen und sie ihnen mit Lust und Schmackes in die Dritten zu rammen. So sehr wir das Alter ehren - schon wieder durch die kalte Nacht laufen zu müssen, weil ein Opa die Abzweigung verfehlt und sich auf den Bahnschienen festgefahren hat, kann solche destruktiven Gefühle leicht hervorrufen.

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