-->

03.11.2006

Habermas ist so satt, mag kein Blatt

Es ist beileibe nicht so, dass es mir immer nur Spaß machen würde, Recht zu behalten. Ich würde wirklich, wirklich gerne morgens erwachen und sagen, "Oh, schon wieder kein Kriegstoter, kein Opfer von Rassenhass, keine ausgestorbene Tierart heute, womit ich nunmehr das dreißigste Jahr in Folge ununterbrochen falsch liege. Ach Mist! Was wollen wir frühstücken, Angelina?"

Aber dass Joachim Fest sich noch aus seinem eigenen Grab heraus nicht zu schade ist, meinen armen alten Helden Habermas wider besseres Wissen zu bezichtigen, ein vermeintlich kompromittierendes Dokument aus seiner Hitlerjungenzeit gegessen, ja, gegessen zu haben, nur weil dieser jenem und Ernst Nolte im Historikerstreit vor zwanzig Jahren übrigens mehr als zurecht widersprochen und damit Fests grenzenloses Ego auf offenbar für immer unverzeihliche Weise getroffen hat, das wundert mich nun allerspätestens seit Juli 2005 nicht mehr. Und dass das selbsternannte Intellektuellenmagazin der Republik, der "Cicero", das diese Intellektualität unter anderem durch den Abdruck von Eva Hermans Thesen eindrucksvoll widerlegt, auf fast noch perfidere Weise als Fest selbst diesem beipflichtet, das ist leider auch keine Überraschung mehr. Hat schon seinen Grund, die üblichen Verdächtigen zu verhaften.

Update [25.01.07]: Fests Sohn sagt, sein Vater sei in seinen letzten Lebensmonaten so krank gewesen, dass er nicht mehr am inkriminierten und inkriminierenden Manuskript arbeiten und es in dieser Sache korrigieren konnte, wenngleich er wohl noch einige Kindheitserinnerungen diktierte und ein Interview gab. Hm.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen