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02.10.2006

Deutschlandreise, Teil 2

Am nächsten Morgen zurück am Welthauptbahnhof lasse ich mir widerwillig gleichsam in hier ungenannte Körperöffnungen leuchten, um untertänigst mein Gepäck abgeben zu dürfen, und treffe hernach Freundin M. zu einem schönen Mittag zwischen Alex und East Side Gallery und später auch Freunde M. und E. Viel Amüsement und Konsternation über eine bestimmte, sensible deutsche Schauspielerin, ihren Anwalt und ihren teuren Zorn auf mich, über den noch so oder so zu bloggen sein wird. Endlich steige ich, nach der Zusicherung des Schaffners auf meine unpräzise Frage hin, es gäbe noch "was", in den Nachtzug nach Lüttich, im glorreichen Gedanken, mir so eine weitere schlaflose Nacht in einer schlechten Jugendherberge mit lieblosem Frühstück ersparen zu können.

Leider gibt es, lazy man's pun, nach Liège keine einzige Liege mehr, sondern nur noch Abteile, und ich setze mich zu zwei wohl nach Paris fahrenden Mädchen. Später steigt ein ebenso junges Pärchen zu, sie knuffig, er schlaksig, und versucht bald auf unglaublich niedliche Weise, sich auf den engen Sitzen in halbwegs erträgliche Schlafpositionen zu verrenken. Nachdem wir nach längerem Aufenthalt Dortmund verlassen haben (Ich: "Wie lange steht der Zug noch?" - Schaffner: "Bis er liegt, huahuahua!"), sind wir nur noch zu viert, das Pärchen, das rothaarige Mädchen, auf Bouguereaus-Cupido-Weise attraktiv, und ich, und so kann ich, wenngleich picassohaft verkrümmt, endlich auch schlafen.

Bouguereaus Cupidon

Ich erwache zwei Stunden später, kurz vor fünf, und öffne, um frische Luft zu schnappen, das Fenster am Gang, als wir eben durch schlafende belgische Dörfer fahren, und bin überraschend ergriffen von der ursprünglichen Eisenbahnromantik dieses Bildes, beginnende Morgendämmerung auf dampfenden Wiesen, dunstige Lampen über schwarzen Straßen, dunkle Häuser im Mittelgebirge, und nur wir ratternd, leuchtend, lebend in Bewegung, im kühlen Wind.

Endlich nach noch einem verspäteten Umstieg mit dem außen pompösen, innen klapprigen belgischen Bahnsystem in meinem Ziel Maastricht angekommen, werde ich gleich von einem zitternd alten Zeugen Jehovas angesprochen, der zwar kaum Englisch spricht, aber natürlich auch für diesen Fall eine übersetzte Broschüre bereithält, die mich fragt, ob ich mich nicht auch frage, ob Gott ... Selbst als ich mein Nichtinteresse bekunde, bleibt er fröhlich und wünscht mir sogar einen schönen Tag, und es wird mir wirklich schwer, ihn nicht auch zu mögen.

Bei Freundin A. schließlich falle ich in einen zwar unverdienten, aber trotzdem erholsamen, dringend nötigen Schlaf. Vor und nach dem Abendessen erkunden wir das schöne Maastricht, in dem es sich zwischen wunderbar erhaltenen Backsteinbauten, romantischen Gässchen und dem deutschen Grenzfluss der Maas so schön wie entspannt leben lässt. Nachts, immer eher Q als Bond, unterhalten wir uns, was den Alpha ausmacht und was den Omega. Kann das Philosophenzitat den Waschbärbauch kaschieren? Würde Schwarzenegger ein eigenes Blog führen, gar mit krude selbstgemachtem Logo? Ist "Ähh ...(bibber) ...vielleicht- Handynummer?", selbst gehört, oder "Poppen?" die erfolgversprechendere Anmache? Und wer zum Teufel hat eigentlich als erste, als allererste Assoziation beim Anblick einer hübschen Rothaarigen, dass sie wie Bouguereaus Cupido aussieht? Wir lachen unglaublich viel. Und that's Urlaub, Baby!

Fortsetzung folgt ...

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