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08.10.2006

Tosca

Man kann diese Oper ja gar nicht kaputtmachen. Mord, Selbstmord, Raserei, Revolution, Puccini ... Über den wie für Tenöre anscheinend üblich maximal 1,30 m hohen Cavaradossi (Ki-Chun Park), damals waren die Menschen doch alle kleiner, kann man noch genauso hinwegsehen wie über die eher plumpe und wenig attraktive Tosca (Francesca Scaini), vielleicht ist sie nur deshalb so eifersüchtig, weil sie, immer verlacht, nie Liebe gekannt hat und nun manisch, panisch fürchtet, wieder allein zu sein, nur sie und ihre süße, süße Schokolade? Wenn man die Augen schließt, geht es ganz gut, auch weil Opernsänger aus Tradition keine Kurse für ihr Schauspiel zu belegen oder es im Multiplex abzuschauen scheinen, was der einzige Nachteil der zweiten Sitzreihe ist. Das Orchester unter dem exzellenten Constantinos Carydis jedenfalls leistet Hervorragendes, und die Sänger auch, wie immer.

Aber warum wuchert die Oper nicht mit diesen Pfunden? Warum ist die Inszenierung so kreuzbrav konventionell, komplett mit zeitgenössischen Kostümen, dass sie fast wieder hinten als Ironie herauskommt? Obwohl sich in "Tosca" doch geradezu banal offensichtliche Interpretationen anböten, Scarpia als Schäuble, Angelotti als al-Masri, oder Tosca als Marilyn, Cavaradossi als Miller ... Stattdessen trägt er, goddammit, sogar eine Weste! Hat das etwas mit der Heidenreich zu tun, der Hohepriesterin des Trivialen, des Erzengels der Reaktion, der Abgöttin des Ignorance is Strength? "Lasst uns doch einfach mal genießen", indeed! Gefühl statt Verstand. Instinkt statt Überlegung. Herde statt Kunst. Es hängt wohl wirklich alles zusammen. Ob Teisiphone auch heiser wird?

2 Kommentare:

  1. Schau dir erstmal "Die Dreigroschenoper" mit dem Gymnasial-Punk Campino an. Dann wirst du kraft Brandauer ahnungsvoll begreifen, was ideenlose Adaption heißt.

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  2. Nur dafür nach Berlin? Blah.

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