Hier Teil 1 und Teil 2.
Man kommt tatsächlich für drei Euro mit dem Bus von Maastricht nach Aachen, mitten gleichsam durch die unverdienten Früchte des Friedens. Weniger erfreulich aber ist der Thalys nach Köln, der für französische Renommiertechnik typisch das einschüchternde Äußere eines TGV-Bastards mit muffig-klaustrophobischem Inneren verbindet. Auch der ICE in Köln missfällt, indem er weder fahren noch klimatisieren will und ich so zum dritten Mal auf dieser Reise eine Stunde an einem Bahnhof harren muss. Schließlich komme ich aber doch noch an meinem letzten Ziel München an und gehe mit Freund M. ein so leckeres wie preiswertes, nur in diesen Tagen nicht fragen, warum, Schnitzel essen und danach leicht anschickern.
Im röhrenden Suff blubbert meine alte Idee nach oben, doch einmal den guten, so unverständlichen wie glasklar brillanten Jürgen Habermas zu besuchen, der heute bekanntlich in Starnberg bei München wohnt und sich sogar mit kompletter Adresse im Telefonbuch finden lässt. Am nächsten Tag irren wir also zuerst zwei Stunden auf der Suche nach dem übrigens hervorragenden "Die postnationale Konstellation" durch die königlich bayrischen Buchläden, um eine Ausrede zum Signieren zu haben, und dann noch eine halbe Stunde an den Bürgerpalästen Starnbergs vorbei, auf der Suche nach Habermas' unauffälliger Hausnummer vor seinem ansonsten durchaus überraschend auffällig avantgardistischen Heim. Leider teilt uns seine skeptische Frau wahrhaft oder nicht mit, der Professor sei unterwegs und auch am Abend nicht da, und so bleibt uns nur, in den allerdings sehr schönen See zu gehen.
Nach einer außergewöhnlich leckeren Brotzeit mit Maß in einem Biergarten muss ich schließlich auch München verlassen und nehme zufrieden Platz im Intercity nach Stuttgart.
Neben einem herrenlosen Rucksack.
Gegenüber einer Gruppe mittelalter Frauen, die anscheinend, schauder, von einer Reise auf Commissario Brunettis Spuren geradenwegs aus Venedig kommen und sich mit entsprechend angeregter Fantasie nach und nach in die absurd narzisstische Vorstellung hineinplappern, der böse schwarze Mann mit dem Turban wolle sie an einem Mittwoch spätabends zwischen Geislingen und Göppingen in die Luft sprengen, nur sie und die drei anderen Passagiere. Sie rufen, schreien bald nach Herrn Buchholz, ihrem Leiter und Babysitter, aber das Schlimme, das wirklich Schlimme ist, dass ich mich selbst nicht traue, den Rucksack zu öffnen, von der hysterischen Stimmung für einen Moment nur angesteckt. Endlich beendet Held Buchholz den Spuk, indem er das Ding auf die Ablage wuchtet, bis es schließlich einige Minuten später ein gemütlich buchhalteriger Nerd lächelnd abholt. Grübelnd gehe ich nach Hause. Und das ist Urlaub?
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Was, Du warst in München?
AntwortenLöschenLass es mich wissen das nächste Mal...
Großartig, einfach mal so bei Habermas vorbeizuschauen - Jürgen und ich waren da allerdings spazieren.
Wie gesagt, lass es mich wissen das nächste Mal.
Und "ein gemütlich buchhalteriger Nerd". lol
Arg, das ist mir natürlich erst viel zu spät eingefallen. Sorry!
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