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24.09.2006

Those were the days 6 3/4

Hier die vorherigen Teile dieser Serie: 1, 2, 3, 4, 5-1, 5-2, 6 und 6 1/2.

Und wenn ich wie er bin, er in diesem zum Weinen genialen Artikel? Gut, ohne psychotischen Besitzwahn, ohne rationalistischen Beziehungsdogmatismus, ohne autistischen Computerschamanismus, ohne erstickenden Größenwahn und zerstörende Minderwertigkeit, ohne Depression, ohne Manie, ohne dass meine Frau mehr als zurecht versucht, mich zu ermorden, und doch diskutiere auch ich die Dinge durch, und doch sage auch ich, dass nur fundierte Argumente akzeptabel sind, und doch mache auch ich mir Gedanken, wenn ich bin, und doch ist mir der seltsame Fremde seltsam vertraut.

Was macht mich anders als ihn? Welche Weichen habe ich anders gestellt? Welche Weichen wurden mir anders gestellt? Was hat meine sozialen und intellektuellen Prämissen gesünder geformt, wirklichkeitsnäher? Warum mache ich an einem Punkt natürlich Halt und er nicht? Und warum könnten wir, er und ich, trotzdem, manchmal, Zwillinge sein?

Wie ist das, zum Beispiel, mit dem Verlieben?

Wenn ich früher immer, immer nur in die verliebt war, die nicht in mich verliebt waren, und zurecht, hätten wir doch nie und nicht zusammengepasst? Und wenn ich deswegen, weil es dann nicht lief, litt und litt und litt wie ein großer, dummer, trauriger Hund, unfähig, mich aus dem Morast meiner eigenen Tränen herauszuziehen? Und später, als es endlich lief, mehr in die verliebt war, mit denen es weniger lief, und weniger in die, mit denen es weit mehr lief, und wie, oh Baby?

Ist es dann ein Wunder, dass ich skeptisch bin, wenn ich verliebt bin? Ein Wunder, dass ich viel über die kulturelle Prägung der Verliebtheit nachdenke, ihr erstaunliches, angesichts der Tatsächlichkeit langer Beziehungen äußerst verwunderliches Primat in unserem Teil der Welt, ihr massenhaftes Aufkommen erst, als es massenhaft nicht mehr ums Fressen, sondern die Moral ging, ihre ungebrochene Verkündung in den Medien der Moderne, deren Wesen doch die beständige Brechung ist?

Gebranntes Kind scheut das Feuer, entwickelt Theorien, warum es ihm nicht zu nah kommen kann, ich werde geblendet, der Rauch geht nicht mehr aus den Kleidern raus, Asche erzeugt Krebs.

In Wahrheit bin ich nur zu leicht brennbar.

Wie er.

Aber ich bin nicht dogmatisch, nicht rationalistisch, nicht manisch. Und während er so seinen Leib aus Stroh in eine Rüstung aus Stahl hüllen muss, um die Hitze auszuhalten, und während er so zwanzig Meter vom Feuer entfernt stehen muss, um nicht ins Lodern zu kommen, kann ich um die Flamme tanzen, den Funken nachsehen, einen brennenden Ast fangen. Als Mensch. Brennbar vielleicht. Verbrannt vielleicht. Nie so frei, nie so eins mit dem Brennen wie ein Feuerschlucker, immer ein wenig die Formel der Redoxreaktion im Hinterkopf, aber am Leben!

Und wie.

Wie er nicht.

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